Tag für Tag. Corona-Epidemie in Polen. 20. März bis 20. April 2020

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Auf vielseitig geäußerten Wunsch unserer Zuhörer und Leser, beginnen wir eine laufende Chronik des Corona-Geschehens in Polen zu veröffentlichen. Wir wollen jeweils am Abend das Wichtigste vom Tage zusammenfassen und Ihnen so ein Bild der medizinischen, gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Lage im Land vermitteln, ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ihr RdP

Den zweiten Teil der Corona-Chronik in Polen vom 18.Juli bis 03.November 2020, finden Sie hier (bitte klicken).

Den dritten Teil der Corona-Chronik in Polen, vom 18.Juli bis 03.November 2020, finden Sie hier (bitte klicken)

Den vierten Teil der Corona-Chronik in Polen, vom 04. November 2020 bis 08.Januar 2021 , finden Sie hier (bitte klicken)

Den fünften Teil der Corona-Chronik in Polen, vom 09.Januar 2021 an, finden Sie hier (bitte klicken)

 

Montag, 20. April 2020

Infizierte: 9.593  Gestorben: 380

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.511 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 111.079 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 1.133. Am Vortag durchgeführte Tests: ca. 9.900. 

♦ Die Zahl der Toten überstieg heute die Zahlen vom Wochenende: zwanzig. 

In Warschau: drei Frauen – 90, 81, 66 Jahre und drei Männer – 86, 63, 60 Jahre. In Poznań: drei Frauen – 74, 65, 38 Jahre und ein Mann – 78 Jahre. In Nowogrodziec/Naumburg am Queis – Niederschlesien  (Hospiz): eine Frau – 54 Jahre und zwei Männer – 72, 61 Jahre. In Radom – Mittelpolen: eine Frau – 80 Jahre und ein Mann – 65 Jahre. In Kraków: eine Frau – 90 Jahre und ein Mann – 89 Jahre. In Toruń/Thorn: ein Mann – 83 Jahre. In Kalisz– Mittelpolen: eine Frau – 96 Jahre. In Pleszew bei Poznań: eine Frau – 87 Jahre. R.I.P.

♦ Ministerpräsident Mateusz Morawiecki schaute sich heute in einem Vorratslager der staatlichen Agentur für Materialreserven (ARM) in Komorów bei Warschau um. Die Agentur verwaltet alle staatlichen Reserven an Lebensmitteln, Medikamenten, Heizmaterial, Treibstoffen usw., die für den Krisenfall, ob Naturkatastrophe oder Krieg, angelegt sind. Das Großlager in Komorów ist eines der Lager zur Bevorratung von Medikamenten und Verbandsmaterial.

Morawiecki nahm seinen Besuch zum Anlass, vor den Medien auf den Stand der Versorgung mit Epidemie-Schutzausrüstung zu sprechen zu kommen.

„Die Nachfrage nach diesen Artikeln ist auf der ganzen Welt enorm. Um jeden Posten muss man buchstäblich kämpfen. Wir kaufen auf der ganzen Welt ein, vorwiegend aber in China und in der Türkei, um die fortwährende Versorgung im Land, vor allem die des Gesundheitswesens, zu gewährleisten“, sagte Morawiecki.

„Wir tun zugleich alles, um die landeseigene Herstellung aufzubauen und sie schnell auszuweiten. Ich habe mich gefreut, unter den Vorräten einiges an Schutzmasken, Brillen, Gesichtsvisieren, Overalls aus polnischer Produktion zu sehen. Um die eigene Produktion auszubauen, sind wir jetzt dazu übergegangen Produktionsanlagen in Westeuropa zu kaufen.“

„Ich bin voll des Lobes für die Agentur für Materialreserven, die weitgehend reibungslos von überall her das Notwendige herbeischafft. Polen verfügt mit ihr über eine funktionstüchtige logistische Organisation, auf die sich der Staat voll und ganz verlassen kann“, so Morawiecki.

Zugleich gab der Ministerpräsident einige Zahlen bekannt. Im In- und Ausland wurden bestellt und teilweise schon geliefert: ● 102 Millionen Schutzmasken ● 33 Millionen Schutzmasken mit Filter ● 6,6 Millionen Schutzbrillen und Gesichtsvisiere ● 3,5 Millionen Overalls ● 60 Millionen Paar Schutzhandschuhe.

Das meiste davon soll bis Ende April im Land sein. Im Rahmen der Luftbrücke nach China wird es bis dahin 78 Flüge der polnischen Fluggesellschaft LOT geben, mit denen etwa 11.000 Kubikmeter Ladung gebracht werden soll.

♦ Wie geht es weiter an den Hochschulen? Heute hat sich dazu der neue Hochschulminister Wojciech Murdzek geäußert. Murdzek trat die Nachfolge von Jarosław Gowin an, der am 06.04. seinen Rücktritt eingereicht hatte. Wir haben darüber ausführlich am 06.04. berichtet. Die Umstände des Rücktritts kann man unter diesem Datum nachlesen.

 Ob die Hochschulen noch vor den Sommerferien den Lehrbetrieb aufnehmen werden, kann man im Augenblick nicht sagen.

Wojciech Murdzek.

Die Sommerferien an den Hochschulen, die in Polen normalerweise Mitte Juli beginnen und am 1. Oktober enden, werden in diesem Jahr wahrscheinlich kürzer sein. Darüber können und müssen jedoch die Rektoren entscheiden.

Das Ablegen von Diplomprüfungen und die Verteidigung von Diplomarbeiten wird bis Ende nächster Woche neu geregelt. Es geht um das Verfassen und die Unterzeichnung der Prüfungsprotokolle. Die Vorgabe, dass ein ausgedrucktes Exemplar der Diplomarbeit in der Hochschule hinterlegt werden muss, soll vorübergehend aufgehoben werden.

♦ Katholiken appellieren an Ministerpräsident Mateusz Morawiecki die Auflage, nur einen Teilnehmer pro 15 Quadratmeter Kirchenfläche an der Heiligen Messe  zuzulassen, zu widerrufen und auf 9 Quadratmeter zu beschränken.

Einen Brief mit dieser Forderung schickten heute 24 Abgeordnete der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit an den Ministerpräsidenten. „Wir können uns nicht vorstellen, dass die neue Realität gleichbedeutend sein soll damit, dass man eine überwältigende Mehrheit der Gesellschaft dauerhaft, vielleicht für Jahre, von der Heiligen Messe am Sonntag und anderen religiösen Riten ausschließt. Für sehr viele Polen sind die Teilnahme an der Kirchenliturgie und das Empfangen der Sakramente eine wichtige Quelle geistiger und psychischer Kraft, die notwendig ist, um die Bürde der jetzigen Lage zu ertragen“, so die Abgeordneten.

Sie schlossen sich damit dem Vorsitzenden der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki an, der in seinem Brief vom 15.04. an den Ministerpräsidenten dieselbe Bitte gerichtet hatte. Wir haben darüber unter diesem Datum ausführlich berichtet.

In einer Kirche mit 500 Quadratmetern Fläche dürften demnach gerade einmal 33 Personen der Heiligen Messe beiwohnen. Wer den regen Kirchenbesuch in Polen, vor allem an Sonntagen, vor Augen hat, der kann sich leicht vorstellen, wie gewaltig die Zahl der dauerhaft Ausgesperrten sein wird.

Marek Kamiński.

♦ Auch Protestanten protestieren gegen die Eine-Person-pro-fünfzehn-Quadratmeter-Regelung. Um ihre Änderung bat heute den Regierungschef Bischof Marek Kamiński, der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Polen. Sie umfasst einige kleinere Pfingstkirchen und Gemeinden. Bischof Kamiński wies darauf hin, dass die meisten Räumlichkeiten dieser Glaubensgemeinschaften nicht mehr als 70 Quadratmeter Fläche haben. „Das bedeutet, dass an den Gottesdiensten keine fünf Personen teilnehmen werden.“

♦ Sogar der Wodka leidet am Virus. Das ließ Witold Włodarczyk, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes der Polnischen Branntweinindustrie, die Öffentlichkeit heute während einer Video-Pressekonferenz wissen.

Seit Beginn der Epidemie stieg der Verkauf von Spiritus, der zum Desinfizieren benutzt wird, enorm. Alles was auf den Markt kommt, verschwindet im Nu. Spiritus ist knapp und teuer geworden, so Włodarczyk, und das macht der Branntweinindustrie sehr zu schaffen. Er ist nämlich ihr wichtigster Rohstoff.

Witold Włodarczyk.

Hinzu kommt ein deutlicher Wodka-Verkaufseinbruch durch die Schließung von Hotels, Restaurants, Bars, Klubs und Pubs. Auch der Einzelhandel verkauft in etwa 20 Prozent weniger hochprozentigen Alkohol. „Familienfeiern, Gesellschaften fallen aus und allein trinken mag nicht jeder“, so Włodarczyk.

Deswegen fordert Włodarczyks Verband die Aufhebung des Verbotes, Alkohol online zu verkaufen, und die Abkehr von der geplanten Einführung einer Zusatzgebühr beim Verkauf von 100- und 200-Milliliter-Wodkafläschchen, die sich einer rasant wachsenden Beliebtheit erfreuen.

Włodarczyk gab zu verstehen, dass in solch schwierigen Zeiten wie den jetzigen, die Regierung nicht ein Huhn schlachten sollte, das ihr goldene Eier legt. Schließlich zahlte die Branntweinbranche letztes Jahr 8 Milliarden Zloty (aktuell knapp 1,8 Milliarden Euro) an Steuern in die Staatskasse ein.

♦“Das Brot ist sicher“, verkündete heute in einer Presseverlautbarung die Vereinigung der Backwarenhersteller und schilderte ihre Arbeitsweise.

Das Corona-Virus stirbt bei 60 bis 70 Grad Celsius ab. Brot und Brötchen werden bei einer Temperatur zwischen 190 und 260 Grad Celsius zu 80 Prozent gebacken. Der Teig wird dann auf -10 Grad Celsius abgekühlt, in Plastikfolien verpackt und kommt anschließend, bei 18 Grad Celsius tiefgefroren, in die Läden. Dort wird er bei 190 Grad zu Ende gebacken und wandert in die Regale. Wer dennoch eine Ansteckung befürchtet, der sollte die gekauften Backwaren zu Hause für zwei Minuten bei 180 bis 200 Celsius in den Backofen legen.

♦Aufgeschnappt im polnischen Internet.

„Pandas essen durchschnittlich zwölf Stunden lang am Tag. Menschen in Quarantäne essen ähnlich lange wie die Pandas. Deswegen heißt das PANDEMIE!

Samstag, 18./Sonntag, 19.April 2020

Infizierte: 9.287  Gestorben: 360

♦ Am heutigen Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.482 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 124.311 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 1.040.

♦ Am Samstag, dem 18.04., starben sechzehn Menschen.

In Warschau: vier Frauen – 89, 84, 81, 74 Jahre und ein Mann – 59 Jahre. In Grudziądz/Graudenz: eine Frau – 74 Jahre und ein Mann – 59 Jahre. In Kalisz – Mittelpolen: ein Mann – 70 Jahre. In Zgierz bei Łódź/Lodsch: ein Mann – 83 Jahre. In Bydgoszcz/Bromberg: eine Frau – 84 Jahre. In Drzewica bei Łódź/Lodsch (Pflegeheim): eine Frau – 80 Jahre. In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 84 Jahre. In Bytom/Beuthen – Oberschlesien: ein Mann – 86 Jahre. In Radom – Mittelpolen: eine Frau – 83 Jahre. In Zwoleń bei Warschau: eine Frau – 89 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 85 Jahre. R.I.P.

♦ Sonntag, den 19. 04., haben dreizehn Menschen nicht überlebt.

In Tychy/Tichau – Oberschlesien: zwei Frauen – 85, 81 Jahre und ein Mann – 88 Jahre.  In Koszalin/Köslin: eine Frau – 79 Jahre und ein Mann – 53 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: zwei Männer – 84, 76 Jahre. In Pruszków bei Warschau: ein Mann – 98 Jahre. In Kalisz – Mittelpolen: ein Mann – 82 Jahre. In Kraków:  ein Mann – 63 Jahre. In Poznań: ein Mann – 87 Jahre. In Jarosław – Südostpolen: ein Mann – 85 Jahre. In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 82 Jahre. R.I.P.

♦ Das Anti-Epidemie-Vorgehen der Regierung beurteilen 49 Prozent der Polen mit „eindeutig“- oder „eher positiv“. „Eindeutig“- oder „eher negativ“ sehen es 38 Prozent. 13 Prozent haben keine Meinung.

Die Beurteilungen sind sehr stark parteipolitisch gefärbt. Von denjenigen, die sich als Wähler von Recht und Gerechtigkeit ausgeben, beurteilen 83 Prozent die Epidemie-Maßnahmen der Regierung als positiv, 17 Prozent als negativ. Unter den Wählern der oppositionellen Bürgerplattform betragen die „Negativ“-Urteile 64 Prozent, „Positiv“-Urteile machen 26 Prozent aus. Repräsentativ ausgewählt und befragt wurden für die Untersuchung zwischen dem 10. und dem 13.04. 1.060 Personen.

♦ Amerikanische Fachleute korrigieren ihre düsteren Corona-Prognosen für Polen, über die wir am 08.04. berichtet haben. Das renommierte amerikanische Institute for Health Metrics and Evaluation der University of Washington behauptet in seiner neusten Vorhersage, dass Polen das Todes- und Neuerkrankungshoch bereits überschritten habe. Es habe am 08.04. stattgefunden, als 30 Todesfälle gemeldet wurden, mit einem Nachhall am 16.04., als 28 Menschen an Corona starben.

In seiner vorherigen Prognose behauptete das Institut, Polen werde das Epidemie-Hoch am 27. und 28.04. mit jeweils bis zu 72 Toten erleben. Jetzt heißt es, bis zum 20.04. werde die tägliche Zahl der Verstorbenen um die 15 pendeln.

Sollte sich die Vorhersage bewahrheiten, würde es in Polen ab dem 19.05. keine Corona-Toten mehr geben.

♦ Polen schickt eine medizinische Corona-Hilfsmission in die USA. Gestern fand auf Anregung US-amerikanischer Stellen ein halbstündiges Telefongespräch zwischen den Staatspräsidenten Andrzej Duda und Donald Trump statt. Thema war die Corona-Epidemie. Es wurden, so das Kommuniqué der polnischen Präsidialkanzlei, drei Fragen besprochen:

Polnische Fachleute sollen an den amerikanischen Forschungen in Sachen Corona-Impfung und Corona-Medikamente teilnehmen.

US-Firmen werden unverzüglich Corona-Schnelltests nach Polen liefern.

Eine polnische medizinische Hilfsmission, bestehend aus Ärzten und Rettungssanitätern der polnischen Armee, wird in den nächsten Tagen nach Chicago aufbrechen, um das dortige Gesundheitswesen bei der Corona-Bekämpfung zu unterstützen. Chicago und der Bundesstaat Illinois verzeichnen einen der höchsten Anteile an polnischstämmiger Bevölkerung in den USA.

♦ Schule statt Corona-Frei. Das polnische Bildungsministerium hat eine erste Bilanz seiner Bemühungen um das elektronisch unterstützte Lernen vorgestellt.

Es ist seit dem 26.03. Pflicht, nachdem am 12.03. der gesamte Schulbetrieb in Polen eingestellt wurde. Die Unterbrechung soll vorerst bis zum 26.04. dauern. Man geht jedoch inzwischen immer öfter davon aus, dass es bis zum Sommerferienbeginn am 26.06. keinen Schulbesuch geben wird.

● Für das gesamte Schulwesen ist die Integrierte Bildungsplattform (www.epodreczniki.pl) eingerichtet worden, auf der das vollständige Lehrprogramm, in Unterrichtsstunden aufgeteilt, abrufbar ist. Dort befinden sich inzwischen 6.000 Unterrichtseinheiten für alle Fächer und Schultypen, einschließlich des Berufsschulwesens. Alle Unterrichtseinheiten beinhalten Kontrollfragen und interaktive Übungen. Zugleich wurde ein umfangreicher Ratgeber für Schuldirektoren und Lehrer auf die Plattform gestellt.

Jeden Tag besuchen 460.000 Nutzer die Plattform, die gut 2 Millionen Seitenzugriffe durchführen.

Der Besuch auf der Integrierten Bildungsplattform ist kostenlos. Seine Dauer wird nicht auf das Datenübertragungslimit bei Mobilfunkverträgen angerechnet. 

Seit Ende März sind auf der Plattform alle Unterlagen zur Durchführung von Probe-Abschlussprüfungen für Achtklässler (Ende der Grundschule) und Probe-Abiturprüfungen eingestellt. Es wurden insgesamt 7 Millionen Prüfungsbögen abgerufen.

Das staatliche Fernsehen sendet auf fünf Kanälen ab 8.00 Uhr Unterrichtsstunden für Schüler der Klassen 1 bis 8. Der Block wird ab 12:30 Uhr wiederholt. Den Unterrichtsplan kann man auf einer speziell aufgebauten Internetseite einsehen.

Am 06.04. hat der TV-Unterrcht für die Mittelschulen begonnen.

● Seit dem 01.04. können Kommunen Gelder für die Anschaffung von Ausrüstung für das elektronisch unterstützte Lernen beantragen: Computer, Laptops, Tablets, Software usw. Zur Verfügung stehen 186 Millionen Zloty (aktuell ca. 41 Millionen Euro). Jede Kommune kann zwischen 35.000 und 100.000 Zloty (aktuell ca. 7.700 bis ca. 22.000 Euro) bekommen. Die dafür gekaufte Ausrüstung ist von der Mehrwertsteuer befreit.

Zum besseren Verständnis: Träger der Grundschulen (Verwaltung und Lehrbetrieb) sind in Polen die Gemeinden, bei den Mittelschulen (in gleichem Umfang) – die Landkreise.

Alle polnischen Mobilfunkbetreiber bieten inzwischen, für die Epidemie-Zeit, kostenlos oder für 1 Zloty (aktuell ca. 22 Cent), umfangreiche Internet-Pakete für Schüler und Lehrer an.

♦ Das zweiwöchige Verbot, die Wälder zu betreten, das am 20.04. zu Ende geht, hat ein „Naturwunder“ bewirkt, so die heutige Mitteilung des Umweltministeriums.

Die verhältnismäßig kurze Zeit reichte dafür aus, dass die Tiere ihre Scheu verloren und sich aus dem Walddickicht wagten. Im ganzen Land werden auf Waldwegen und Parkplätzen Tiere, die mit ihren Jungen herumtollen, beobachtet, so die Mitteilung.

Im Białowieża-Nationalpark kommen Wisente, die in freier Wildbahn leben, bis an den Waldrand am Hauptzufahrtsweg. Am Stadtrand von Zakopane in der Hohen Tatra weideten Dutzende von Hirschkühen. „Wir lachen darüber, dass die Tiere auf die Straße gehen, um für die Beibehaltung der Eintrittssperre zu demonstrieren“, wird einer der Förster zitiert.“Endlich können sie sich in ihrem Haus frei bewegen.“

„Keine Menschen, keine Autos, überall Stille. Das Betretungsverbot hat uns vor Augen geführt, was wir bisher so nicht kannten“, äußert ein anderer Förster.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet.

Neue Bademode. Sommer 2020.

Freitag, 17. April 2020 

Infizierte: 8.379  Gestorben: 332

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.673 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 138.004 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 866.

♦ Heute immerhin zehn Tote weniger als gestern: achtzehn. 

In Poznań: zwei Frauen – 84, 71 Jahre und ein Mann – 65 Jahre. In Częstochowa/Tschenstochau: zwei Frauen – 92, 92 Jahre und ein Mann – 87 Jahre. In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 84 Jahre und ein Mann – 86 Jahre. In Warschau: zwei Frauen – 86, 82 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 64 Jahre. In Starachowice – Mittelpolen: ein Mann – 81 Jahre. In Kraków: eine Frau – 91 Jahre. In Legnica/Liegnitz – Niederschlesien: ein Mann – 68 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau – 88 Jahre, In Ozimek/Malapane bei Opole/Oppeln: eine Frau – 98 Jahre. In Kozienice bei Warschau: eine Frau – 83 Jahre. In Nowe Miasto nad Pilicą bei Warschau: ein Mann – 69 Jahre. R.I.P.

♦Am späten Nachmittag hat Gesundheitsminister Łukasz Szumowski seine seit langem mit Spannung erwarteten Empfehlungen zu den Präsidentschaftswahlen am 10.05. abgegeben. Szumowski trat vor dem Eingang zu seiner Behörde vor die Medien.

Szumowskis Thesen:

Wahlen in der Form, dass wir zu den Wahllokalen gehen, kann ich frühestens in zwei Jahren empfehlen.

Wenn die politischen Parteien einer Verschiebung der Wahlen auf einen Termin in zwei Jahren nicht zustimmen, dann bleibt uns, als die einzige sichere Wahlmethode, nur die allgemeine Briefwahl übrig.

Alle seuchenmedizinischen Angaben geben keine Auskunft darüber, welcher Briefwahltermin besser und welcher schlechter wäre. Es sei jedoch zu bedenken, dass Fachleute für den Herbst eine zweite Epidemie-Welle voraussehen, so Szumowski.

Hier sei anzumerken, dass die Opposition (Bürgerplattform, Postkommunisten, Bauernpartei, Nationalradikale) den Vorschlag, eine Verfassungsänderung vorzunehmen, die Amtsperiode des Staatspräsidenten von 5 auf 7 Jahre, ohne ein Wiederwahlrecht, zu verlängern und die Präsidentschaftwahlen somit auf 2022 zu verschieben, strikt abgelehnt hat.

Alle meine konkreten Empfehlungen zur Durchführung der allgemeinen Briefwahl werde ich dem Ministerpräsidenten unterbreiten, sagte Szumowski.

♦ Wie geht es weiter mit den Schulen? Bildungsminister Dariusz Piontkowski gab heute früh einige Auskünfte darüber in seinem Gespräch mit dem katholischen Rundfunksender Radio Plus.

Seit dem 12.03. bleiben die Schulen geschlossen. Seit dem 26.03. müssen sie ihre Schüler täglich mit Hilfe des elektronisch unterstützten Lernens unterrichten. Die Abschlussprüfungen für die Achtklässler (Ende der Grundschule) und das Zentralabitur wurden von Ende April, bzw. Anfang Mai auf Juni verschoben, ohne Angabe eines konkreten Termins.

Dariusz Piontkowski.

Gefragt danach, ob angesichts der langen Unterrichtspause alle Schüler automatisch in die nächste Klasse versetzt werden, antwortete Piontkowski: „Wenn der Lehrer die Unterrichtsinhalte liefert und mit seinem Schüler in Verbindung steht, dann findet Unterricht statt. In jeder Unterrichtsmethode, ob traditionell oder auf Entfernung, hängt es von der Lehrer-Schüler-Kooperation ab, ob der Unterricht etwas gebracht hat oder nicht. „

Piontkowski wies darauf hin, dass die Lehrer in der Beurteilung der Leistungen ihrer Schüler grundsätzlich autonom sind. „Es gibt objektive Kriterien der Beurteilung. Dabei bleiben wir. Einen Versetzungsautomatismus wird es nicht geben.“

Wird das Schuljahr auf Kosten der Sommerferien verlängert?

„Das wäre der Wissensvermittlung nicht dienlich“, so Piontkowski. „Die Schüler brauchen Erholung. Die Umsetzung des gesamten Unterrichtsprogramms ist im Augenblick nicht das vorrangige Ziel. Wichtiger sind die Gesundheit und Sicherheit der Schüler.“

Wann kann man mit der Wiederöffnung der Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen rechnen?

„Niemand vermag das heute genau zu sagen“, war die Antwort. „Wenn es soweit ist, dann wird es auch in diesen Einrichtungen eine Distanz- und Schutzmaskenpflicht geben.“

Wird es das Zentralabitur Ende Juni geben?

„Die Abiturienten sollten erst einmal davon ausgehen“, sagte Piontkowski und fügte hinzu, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei, ob auf das mündliche Abitur verzichtet und es nur schriftliche Prüfungen geben wird.

♦ Wissenschaftler von der Warschauer Landwirtschafts-Universität (SGGW) haben eine Öko-Schutzmaske hergestellt.

Prof. Mohamed Hazem Kalaji und Dr. Jacek Mojski forschen seit einigen Jahren daran, wie man Pflanzen zur Luftreinigung in Städten, im Freien und in geschlossenen Räumen: Büros, Handelszentren, Flughäfen, nutzen kann. Dieses Wissen haben sie bei der Herstellung einer Schutzmaske, deren ausgewählte Pflanzen Viren aufhalten können, genutzt

„Erste Labortests haben ergeben, dass das Filter Grippeviren zu einhundert Prozent auffängt. Jetzt arbeiten die Wissenschaftler an einem Filter, das SARS-CoV-2 abfangen kann. Das neue Virus hat in etwa dieselbe Größe wie die Grippeviren“, so die heutige Verlautbarung der SGGW-Hochschule.

Die Maske soll mehrfach verwendbar sein. Sie ist leicht, kostengünstig in der Herstellung und umweltfreundlich.

„Ihre innovative Konstruktion erlaubt die Absorption von Licht durch die Pflanzen und ermöglicht so die Photosynthese, und somit das Funktionieren des Filters. Selbst geringe Lichtquellen sollen dazu ausreichen. Mit Licht in Berührung gekommen, funktioniert der Filter etwa zwölf Stunden lang auch in der Dunkelheit“, so die Verlautbarung weiter.

„Die vielversprechenden Forschungsarbeiten dauern an. Die Wissenschaftler suchen nach weiteren Forschungspartnern auf dem Gebiet der Medizin, der Biologie, der Biotechnologie sowie nach weiteren Finanzierungsquellen, um ihr Projekt abzuschließen“, heißt es in der Verlautbarung.

Auf dem Flughafen von Wrocław/Breslau ist heute eine Antonow An-124, das zweitgrößte Transportflugzeug der Welt gelandet (a. d. Foto). Es brachte 14 Tonnen Schutzmasken, Handschuhe und Schutzkleidung aus China, gekauft von der polnischen Regierung.

♦Pflegepersonal hat Pflegeheim-Bewohner sich selbst überlassen. Ein Untersuchungsverfahren wurde eingeleitet, das hat heute Justizminister Zbigniew Ziobro die Medien wissen lassen. Es handelt sich um einen Vorfall, der sich letzte Woche in Warschau ereignet hat. Das Personal eines privaten Pflegeheims, offensichtlich von der Eigentümerfirma im Stich gelassen, überarbeitet und verunsichert, hatte seine Arbeitsplätze verlassen.

Zbigniew Ziobro.

Der Woiwode/Regierungspräsident von Masowien, der im Eilverfahren medizinisches Ersatzpersonal dienstverpflichten musste, hat in der Sache Anzeige erstattet. „Wir können so etwas nicht hinnehmen“, sagte der Justizminister, der zugleich das Amt des Generalstaatsanwalts innehat.

Über die prekäre Lage in den Pflegeheimen haben wir am 12.04. ausführlich berichtet.

♦ Aus den Asservatenkammern der Polizei fließt seit einigen Tagen ein reißender Strom beschlagnahmten Spiritus in die Herstellung von Desinfektionsmitteln. Auf Anweisung von Innenminister Mariusz Kamiński haben Polizeidienststellen in Olsztyn, Łódź, Gdańsk, Rzeszów, Lublin, Toruń, Białystok und Kielce insgesamt gut 17.000 Liter Spiritus, der illegal in Tankwagen nach Polen gelangen sollte, der Corona-Bekämpfung zugeführt. In einigen Fällen mussten vorher noch Gerichte das flüssige Beweismittel für den guten Zweck freigeben.

Mariusz Kamiński.

Eine Maskennäherei in einer der Strafvollzugsanstalten bekommt in diesen Tagen als Rohstoff 3.200 Laken, in die 2018 dingfest gemachte Schmuggler mehr als 3 Tonnen Haschisch eingewickelt hatten.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet. Familienfeier in Corona-Zeiten. 

Donnerstag, 16. April 2020 

Infizierte: 7.918  Gestorben: 314

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.607 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 142.220 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 774.

♦ Noch mehr Tote als vor drei Tagen, vorgestern und gestern: achtundzwanzig. 

In Warschau: vier Frauen – 86, 79, 75, 53 Jahre und drei Männer – 75, 69, 65 Jahre. In Radom – Mittelpolen: vier Männer – 78, 77, 51, 46 Jahre und eine Frau – 60 Jahre. In Poznań: zwei Männer -84, 67 Jahre. In Oleśnica/Oels bei Wrocław/Breslau: zwei Frauen – 88, 79 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 72 Jahre und ein Mann – 87 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: zwei Frauen – 89, 62 Jahre. In Wrocław/Breslau: eine Frau – 71 Jahre. In Grudziądz/Graudenz: ein Mann – 70 Jahre. In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 88 Jahre. In Katowice/Kattowitz: eine Frau – 89 Jahre. In Starachowice – Mittelpolen: eine Frau – 89 Jahre. In Wysokie Mazowieckie – Ostpolen: ein Mann – 87 Jahre. In Jarosław – Südostpolen: eine Frau – 50 Jahre. In Gdańsk/Danzig: ein Mann – 72 Jahre. R.I.P.

♦ Am frühen Abend gaben Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Gesundheitsminister Łukasz Szumowski die ersten Lockerungen der Epidemie-Einschränkungen bekannt. Viele sind es nicht. Ab dem 20. April:

dürfen sich mehr Kunden in den Läden aufhalten. In Geschäften bis 100 Quadratmeter Fläche: 4 pro (auch unbesetzte) Kasse. In größeren Läden 1 Person pro 15 Quadratmeter.

Das dürfte die oft langen Schlangen vor den Geschäften verkürzen. Handel und Dienstleistungen jedoch bleiben stark eingeschränkt. Geschlossen bleiben weiterhin Handelszentren, Baumärkte (an Wochenenden), Friseure, Fitnesszenter, Hotels, Restaurants, Cafés, Kinos, Theater, Museen, Bibliotheken.

Fahrradfahren zu Erholungszwecken, Joggen, Spazierengehen sind wieder erlaubt.

Wälder und Parks sind ebenfalls wieder zugänglich. Spielplätze bleiben geschlossen.

In Kirchen darf sich 1 Person pro 15 Quadratmeter Fläche aufhalten. Bis jetzt durften es lediglich 5 Personen gleichzeitig sein, unabhängig von der Größe des Gotteshauses.

Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren dürfen wieder ohne Begleitung Erwachsener auf die Straße. Die Einschränkung gilt weiterhin für Kinder bis 13 Jahre. Alle Schultypen bleiben vorerst geschlossen.

♦ Ab heute gilt die Schutzmaskenpflicht im öffentlichen Raum. Um andere nicht anzustecken, müssen Mund und Nase bedeckt sein, auch mit einem Tuch oder Schal ist dies zulässig.

Ausnahmen: Personen im Pkw, wenn sie denselben Haushalt bewohnen. Kinder unter 2 Jahren. Menschen mit Atembeschwerden.

♦ Legal oder illegal? Wie kontrolliert die Verwaltung die Einhaltung der Quarantäne? Ab dem 01.04. müssen alle, die sich in der 14-tägigen Hausquarantäne oder in Isolierhäusern befinden, auf ihren Smartphones eine App installieren, die auf Abruf ihren Aufenthaltsort preisgibt. Der Betroffene wird dann aufgefordert, ein Selfie zu machen, das automatisch abgeglichen wird. Die Fotos werden nach dem Ende der Quarantäne, ebenfalls  automatisch, gelöscht.

Auf diese Weise soll die Polizei entlastet werden, die noch bis vor Kurzem als einzige die Einhaltung der Quarantäne kontrollierte. Die Beamten klingelten am Hauseingang oder riefen auf dem Handy an und baten sich am Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen. Jetzt kann die Kontrolle zunehmend vom örtlichen Polizeipräsidium aus durchgeführt werden.

Heute veröffentlichte die extrem regierungskritische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ einen Bericht, in dem es heißt, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki habe am 24.03. die vier polnischen Mobilnetz-Betreiber: Orange Polska, Play4, Polkomtel und T-Mobile Polska angewiesen, die Handy-Ortungsdaten der Menschen in Hausquarantäne und Isolierung an die Polizei und die staatliche Regionalverwaltung (entsprechende Dienststellen in den Woiwodschaftsämtern/Regierungspräsidien) weiterzugeben.

Rechtsgrundlage soll eine Bestimmung im Gesetz über die Einführung des Epidemiezustandes auf dem gesamten Staatsgebiet gewesen sein, die dem Regierungschef und seinen Dienststellen erlaubt, zwecks Seuchenbekämpfung, Firmen in die Pflicht zu nehmen.

Die Zeitung deutet an, ein riesiger Datenstrom fließe nun zu den Behörden, vermeidet jedoch den Begriff Überwachungsstaat ins Spiel zu bringen. Mit gutem Grund.

Einen Absatz später nämlich stellt sich heraus, dass die Mobilfunkbetreiber, die die Redaktion angefragt hat, zwar die Anweisung bekommen haben, sie aber nicht umsetzten. „Warum sie das nicht tun, verraten sie nicht“, schließt die Zeitung ihren Bericht.

Am Abend veröffentlichte die Kanzlei des Ministerpräsidenten eine knappe Erklärung: „Es handelte sich um eine im frühen Stadium der Epidemiebekämpfung vorsorglich eingeleitete Maßnahme, die ungenutzt blieb. Die Pflicht-App hat sie überflüssig gemacht.“

♦ „Das Schlimmste, was einem Land während der Epidemie zustoßen kann, ist eine Regierung, die lügt“, so begann heute Vormittag der tagtägliche Angriff der Politiker der größten Oppositionspartei Bürgerplattform gegen die staatliche Epidemiebekämpfung.

„Sie lügen am Morgen, am Mittag, am Abend und in der Nacht. Sie behaupten, die Kapazitäten reichen zur Durchführung von 20.000 Corona-Tests pro Tag aus. Doch sie testen neuerdings täglich nur 4 bis 5 Tausend Menschen. Warum ist das so?“, fragte vor den Medien die Abgeordnete Barbara Nowacka.

Die Antwort lieferte ihr Kollege Cezary Tomczyk sofort: „Alles deutet darauf hin, dass der Entschluss gefasst wurde, die Zahl der Tests zu beschränken, um der Öffentlichkeit eine niedrige Infiziertenzahl vorzutäuschen und behaupten zu können, man habe alles im Griff, während in Wirklichkeit die Zahl der Infizierten wahrscheinlich schon in die Zehntausende geht“, so der Oppositionsabgeordnete.

Das Gesundheitsministerium gab kurz vor der Pressekonferenz der beiden bekannt, man habe seit dem Beginn der Epidemie 169.071 Personen dem Corona-Test unterzogen. Am Vortag wurden rund 12.500 Tests durchgeführt. Inzwischen gibt es in ganz Polen 78 Labore, die die Proben untersuchen.

♦ Vier Transportflugzeuge der polnischen Luftwaffe landeten heute in Istanbul, um die dort von der polnischen Regierung gekauften 90.000 Schutzanzüge abzuholen. Den Handel mit dieser Mangelware fädelte der polnische Botschafter in der Türkei ein.

♦Die polnische Regierung spendete 20.000 Liter Desinfektionsflüssigkeit für Spanien. Die symbolische Übergabe fand heute im polnischen Außenministerium statt. Entgegengenommen hat das Geschenk der spanische Botschafter in Polen, Francisco Javier Sanabria Valderrama (l. im Bild). Der Tankwagen macht sich morgen auf den Weg.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet. Wie endet Deine Quarantäne? A – mit 10 Kilogramm mehr? B – schwanger? C- als Alkoholiker? D – geschieden? 

Mittwoch, 15. April 2020 

Infizierte: 7.582  Gestorben: 286

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.499 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 145.857 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 668.

♦ Mehr Tote als gestern und vorgestern: dreiundzwanzig

In Warschau: drei Frauen – 87, 85, 61 Jahre und zwei Männer – 79, 69 Jahre. In Grudziądz/Graudenz: zwei Frauen – 82, 79 Jahre und ein Mann – 86 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: zwei Frauen – 78, 75 Jahre. In Kraków: zwei Frauen – 79, 56 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: zwei Männer – 84, 79 Jahre. In Radom – Mittelpolen: eine Frau – 65 Jahre und ein Mann – 68 Jahre. In Zgierz bei Łódź/Lodsch: ein Mann – 67 Jahre. In Ozimek/Malapane bei Opole/Oppeln: eine Frau – 82 Jahre. In Goczałkowice/Gottschalkowitz – Oberschlesien: eine Frau – 78 Jahre. In Bytom/Beuthen – Oberschlesien: ein Mann – 69 Jahre. In Kędzierzyn-Kożle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: ein Mann – 66 Jahre. In Tarnobrzeg – Südostpolen: eine Frau – 65 Jahre. In Łosice – östlich von Warschau: eine Frau – 73 Jahre. R.I.P.

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat heute schon einmal geübt vor der morgen beginnenden allgemeinen Pflicht in der Öffentlichkeit Schutzmasken zu tragen. „Ich fange an mich daran zu gewöhnen. Ab Morgen wird es ein normaler Bestandteil meines Lebens sein. Vergesst nicht, die Gesundheit ist am wichtigsten“, twitterte der Regierungschef.

♦ Wer sind die polnischen Corona-Opfer, welche regionalen Unterschiede gibt es, das geht aus dem heute veröffentlichten Bericht des Hauptsanitätsinspektorats (GIS) hervor. Stand vom 14.04.2020.

Unter den Infizierten sind 55,2 Prozent Frauen und 44,8 Prozent Männer.

Unter den Verstorbenen sind 57,9 Prozent Männer und 42,1 Prozent Frauen.

Das jüngste in Polen verstorbene Corona-Opfer war 32, das älteste 98 Jahre alt.

Anteil einzelner Altersgruppen an der Gesamtzahl der Verstorbenen:

0 bis 29 Jahre –     0,0 Prozent.

30 bis 39 Jahre –   2,7 Prozent.

40 bis 49 Jahre –   4,6 Prozent.

50 bis 59 Jahre –   5,7 Prozent.

60 bis 69 Jahre – 19,9 Prozent.

70 bis 79 Jahre – 33,0 Prozent.

80 bis 89 Jahre – 29,5 Prozent.

Älter als 90 Jahre  –   4,6 Prozent

Die Infektionshäufigkeit durch das Coronavirus beträgt in Polen 17,4 Personen pro 100.000 Einwohner.

Am höchsten liegt die Inzidenz in der Woiwodschaft/Provinz Masowien mit Warschau – 30,7 Personen pro 100.000 Bewohner.

Hoch ist die Inzidenz auch in den Woiwodschaften Niederschlesien mit Wrocław/Breslau – 24, Łodż/Lodsch – 21,5, Podlachien mit Białystok – 18,8.

Am niedrigsten liegt sie in den Woiwodschaften Pommern mit Gdańsk/Danzig – 7,3 und Leubus mit Zielona Góra/Grünberg – 7,7 Personen pro 100.000 Einwohner.

♦ Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki schrieb Ministerpräsident Mateusz Morawiecki einen Brief, der heute veröffentlicht wurde.

Erzbischof Gądecki (fonetisch Gondetski) hielt darin fest, dass die katholische Kirche in Polen mit großem Respekt den Anstrengungen des Staates begegnet, die Leben und Gesundheit der Bürger schützen sollen.

Erzbischof Stanisław Gądecki.

„Die Kirche ihrerseits, unterstützt den Kampf gegen die Epidemie durch ausdauerndes, tägliches Beten aller Geistlichen, aller Nonnen und Mönche, aller Gläubigen und durch konkrete Hilfeleistungen der Caritas, der Geistlichkeit, der katholischen Volontäre“, so Gądecki.

„Nach den Wochen der Einschränkungen freuen uns die Ankündigungen, dass die geltenden Verbote abgemildert werden sollen, auch diejenigen, die das religiöse Leben betreffen. Die Kraft sich der Epidemie zu widersetzen rührt nicht nur von der Macht des Intellektes. Sie rührt auch und vor allem von der Kraft des Geistes, die in Polen seit Jahrhunderten, dank der Sakramente und dem gemeinsamen Gebet, gefestigt wird.“

Seit gut einem Monat dürfen an heiligen Messen, Taufen, Beerdigungen und anderen kirchlichen Handlungen nur 5 Gläubige teilnehmen. Der Erzbischof bat den Ministerpräsidenten in seinem Brief darum, dass sich künftig in den Kirchen eine Person pro 9 Quadratmeter Fläche aufhalten darf.

Heute wurde bekannt, dass während der ab morgen geltenden allgemeinen Schutzmaskenpflicht, Pfarrer, die Messen zelebrieren, keinen Mundschutz tragen müssen.

♦ Einige Einblicke, was die Polen und andere Europäer während und nach der Corona-Epidemie machen und erwarten, gibt die Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Nielsen, durchgeführt in 18 Ländern des Kontinents, die heute Gegenstand einiger Medienberichte in Polen war.

• Aus der Umfrage geht hervor, dass alle Europäer mehrheitlich davon ausgehen, dass die Epidemie die europäische Wirklichkeit stark beeinflussen wird. Anders jedoch als die Deutschen, Niederländer oder Briten, sehen die Polen die Zukunft optimistischer und glauben, dass die Einschränkungen und Probleme nach einem halben Jahr vorbei sein werden.

• Die Corona-Epidemie hat die Sommerurlaub-Planungen komplett umgeworfen. Knapp 65 Prozent der Polen halten Urlaubsreisen ins Ausland 2020 für unwahrscheinlich. Sie wollen im Land bleiben, Familie und Freunde in anderen Landesteilen besuchen. Jeder zehnte Pole, der einen Sommerurlaub gebucht hat, hat ihn inzwischen storniert. Der Rest wartet noch mit der Entscheidung.

• Anders als vor allem in den südeuropäischen Staaten, hat die Epidemie die Essgewohnheiten der Polen nicht allzu sehr verändert. Nur 29 Prozent von ihnen essen jetzt öfter als früher zu Hause. Dagegen ist das bei 80 Prozent der Türken, Portugiesen, Spanier sowie bei 74 Prozent der Italiener und Franzosen der Fall.

• Anders als die Deutschen, Niederländer, Belgier oder Briten sind die Polen in Anbetracht der bevorstehenden Wirtschaftskrise viel seltener bereit, Essen nach Hause zu bestellen. Das machen nur knapp 20 Prozent von ihnen. In den anderen erwähnten Ländern liegt der Anteil zwei- oder sogar dreimal höher.

• Ähnlich wie fast alle anderen Nationen, geben auch 50 Prozent der Polen an, öfter als früher ihre Wohnung zu putzen und 84 Prozent behaupten, sich öfter als vor der Epidemie die Hände zu waschen.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet. „Was ist los? Warum tragen die Menschen plötzlich Maulkörbe?“

Dienstag, 14. April 2020

Infizierte: 7.202  Gestorben: 263

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.477 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 144.875 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 618.

♦ Mehr Tote als gestern: achtzehn.

In Poznań: zwei Frauen- 82, 73 Jahre und ein Mann – 82 Jahre. In Radom – Mittelpolen: zwei Männer – 81, 42 Jahre und eine Frau – 82 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: zwei Frauen – 89, 62 Jahre und ein Mann – 68 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: eine Frau – 98 Jahre und ein Mann – 66 Jahre. In Grudziądz/Graudenz: zwei Männer – 75, 70 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: ein Mann – 60 Jahre. In Kraków: eine Frau – 64 Jahre. In Rusiec bei Warschau (Pflegeheim): ein Mann – 83 Jahre.  In Warschau: ein Mann – 86 Jahre. R.I.P.

♦ Ab dem 19.04. sollen Corona-Einschränkungen in Polen gelockert werden. Welche, inwieweit und wo, darüber wird gerätselt  und spekuliert. Es hat den Anschein, dass diejenigen, die darüber entscheiden sollen, sich selbst noch nicht ganz schlüssig sind.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es heute dazu, man erwäge die Lockerungen territorial zu staffeln. Es gäbe nicht wenige Landkreise, wo es keinen Corona-Fall gibt. Durchinfiziert seien dagegen die Großstädte. Sie sollen auf keinen Fall zu Sperrzonen erklärt werden. Denkbar jedoch sei, gerade dort die jetzt geltenden Einschränkungen beizubehalten und die Beschränkungen erst einmal in der unverseuchten Provinz teilweise abzubauen.

♦ Heute Vormittag landete in Warschau das größte Transportflugzeug der Welt, die sechsstrahlige Antonow An-225 Mriya („Traum“). Es brachte 7 Millionen Schutzmasken und einige Hunderttausend Schutzanzüge aus China. Insgesamt 80 Tonnen Ladung.

Selfie mit Antonow in Warschau.

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki stellte sich auf dem Rollfeld den Medien. Er sagte u. a., dass es nicht einfach war, das Riesenflugzeug zu mieten, weil es mehr als ein Dutzend Interessenten gibt, die es auch, teilweise langfristig, chartern wollen. Dieser eine Flug ersetzte zehn Flüge von LOT-Maschinen, die, zu Transportzwecken umgerüstet, normalerweise die Corona-Schutzartikel-Luftbrücke zwischen China und Polen aufrechterhalten. Dennoch soll es vorerst bei der einen An-225-Landung in Warschau bleiben.

Die Sowjets haben 1988 nur ein solches Flugzeug gebaut. Es war dazu bestimmt, die sowjetische Raumfähre Buran im Huckepackverfahren zu transportieren. In ihren Frachtraum passen knapp 100 Pkws. Der Betreiber sind die ukrainischen Antonow Airlines. Die Maschine landete zum dritten Mal in Warschau. Vorher war sie 2003 und 2005 da.

♦ Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen, die Bargeldzahlungen verweigern, handeln gesetzeswidrig, so die Polnische Nationalbank NBP in einer heute veröffentlichten Stellungnahme. Die Zlotyscheine- und Münzen sind das legale Zahlungsmittel in Polen und ihre Annahme als Gegenleistung für Waren und Dienstleistungen darf nicht abgelehnt werden, was in der letzten Zeit immer wieder vorkam.

Die NBP erinnert daran, dass etwa 10 Prozent aller erwachsenen Polen immer noch kein Bankkonto haben. Es handelt sich vorwiegend um Ältere und Menschen aus sozialen Randgruppen, denen durch die Weigerung, Bargeld anzunehmen, oft der nahe gelegene Zugang zu Lebensmitteln oder Arzneien versperrt wird.

♦ Die Dienstverpflichtung von Ärzten und Krankenschwestern funktioniert mehr schlecht als recht. Das geht aus mehreren Medienberichten, die heute erschienen sind, hervor. Das Epidemie-Gesetz, das allen Sondermaßnahmen der Behörden, die in Polen zur Corona-Bekämpfung ergriffen werden, zugrunde liegt, sieht auch die Dienstverpflichtung von medizinischem Personal vor.

Zum Dienst verpflichten können die Woiwoden/Regierungspräsidenten, Verteter der Zentralregierung in den 16 polnischen Woiwodschaften/Provinzen, bzw. die ihnen unterstellten zuständigen Dienststellen.

Vor allem die schwierige Situation in den Pflegeheimen (wir haben darüber am 12.04. ausführlich berichtet) zwang die Behörden, Mediziner zur Arbeit in diesen Einrichtungen einzuberufen.

Corona hat die Heime kalt erwischt: Wenig oder keine Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel standen zur Verfügung. Um ihre kargen Einkommen aufzubessern, arbeiten viele Pflegekräfte zusätzlich in weiteren Einrichtungen, oft in Krankenhäusern, wo die Bezahlung besser ist. Sie übertragen das Virus dadurch auch auf die Heimbewohner.

Die Pflegeheime haben verschiedene Träger: Kommunen, Sozialverbände, Kirchen, Privatfirmen. Oft werden erst wenn das Debakel schon passiert ist, staatliche Stellen eingeschaltet, um für Abhilfe zu sorgen. In Extremfällen überlässt das überforderte, verängstigte oder infizierte Personal die Bewohner ihrem Schicksal.

Eine Dienstverpflichtung wird von der Polizei zugestellt, mit der Auflage, am Morgen des folgenden Tages in der vorgegebenen Einrichtung zur Arbeit zu erscheinen.

Der Woiwode von Masowien mit Warschau hat 100 Mediziner in die Pflegeheime beordert. Erschienen sind gerade einmal 15. In der Woiwodschaft Lublin folgten alle dem Ruf. In der Woiwodschaft Schlesien mit Katowice sind von 26 Einberufenen nur 7 gekommen.

Medienrecherchen zufolge werden manchmal die Falschen einberufen, was an den nicht rechtzeitig aktualisierten Verzeichnissen liegt. Manche sind inzwischen über 60 Jahre alt oder haben Kleinkinder oder sind sind für selbständiges Arbeiten fachlich noch nicht kompetent genug, wie eine Assistenzärztin, die erst vor wenigen Monaten ihr Diplom gemacht hatte.

Manche Mediziner jedoch boykottierten regelrecht ihre Dienstverpflichtungen, indem sie fadenscheinige Gründe für ihre Abwesenheit vorschoben. Der Woiwode von Masowien hat deswegen 5 Mediziner mit einer Geldstrafe von 5.000 Zloty (aktuell ca. 1.100 Euro) belegt. Der Höchstsatz beträgt 30.000 Zloty (aktuell ca. 6.600 Euro).

Ein Problem sind die schwierigen Arbeitsbedingungen in den von Corona und Corona-Angst heimgesuchten Pflegeheimen sowie die mangelhaften Schutzvorkehrungen. Deswegen sollen die Dienstverpflichteten, zusammen mit der Einberufung, einen Vorrat an Schutzhandschuhen, Masken und Anzügen ausgehändigt bekommen, damit sie die ersten Tage im Pflegeheim arbeiten können, ohne auf die Zuteilung vor Ort angewiesen zu sein.

♦ „Der Osten Europas kann dem westlichen Teil des Kontinents Unterricht in Sachen Coronavirus erteilen“, schreibt heute in einem ausführlichen und in allen polnischen Medien zitierten Bericht die US-amerikanische Zeitung „The Wall Street Journal“.

In Westeuropa sind die Krankenhäuser überfüllt mit Corona-Kranken und die Leichenhallen können die Zahl der Verstorbenen kaum bewältigen. Im Osten des Kontinents hingegen sind die Infektionen weitgehend unter Kontrolle und die dortigen Regierungen beginnen die Epidemie-Einschränkungen zu lockern, schreiben die Autoren des Berichts Bojan Pancevski und Drew Hinshaw.

Bis Sonntag, dem 12.04. verlor Spanien 350 Menschen pro 1 Million Einwohner, Italien – 322, Belgien – 314, Frankreich -202, Großbritannien – 145. Rumänien hingegen verlor 15 Menschen pro 1 Million Einwohner, Tschechien – 12, Polen – 5, die Slowakei – 0,4.

Den Grund für diesen Unterschied sehen die Autoren vor allem darin, dass die ostmitteleuropäischen Staaten „Angst hatten, dass ihre verhältnismäßig schwachen Gesundheitswesen von der Corona-Epidemie geradezu erdrückt werden“ und deswegen sehr schnell „ernsthafte Einschränkungen verhängt haben.“ Das war sehr wichtig, denn die Bevölkerung dort ist statistisch gesehen älter als in Westeuropa, es gibt weniger Ärzte und die Krankenhäuser sind schlechter ausgestattet. Zudem kam das Virus etwas später dorthin , weil die Zahl der Interkontinentalreisenden dort geringer ist. 

Als die Epidemie an Fahrt gewann, feierte Deutschland Karneval. In Italien waren die Fußballstadien brechend voll, genauso wie in den USA die Strände. In Großbritannien taten die Behörden bis zum 24.03. so, als wäre nichts geschehen.

Tschechien dagegen hat seine Grenzen und Schulen am 12.03. geschlossen, knapp zwei Wochen nachdem es dort den ersten Corona-Infizierten gab. Die Slowakei hat am selben Tag den Ausnahmezustand verhängt. Am 13.03. hat Polen, als die ersten 17 Corona-Infizierten feststanden, seine Grenzen, Schulen, Bars, Restaurants und Handelszentren geschlossen.

Derweil, so die Zeitung weiter, hat der britische Premierminister noch am 12.03. seinen Bürgern versichert, sie könnten an Massenveranstaltungen teilnehmen. Zwei Tage zuvor hat US-Präsident Trump verkündet: „Wir sind vorbereitet und machen einen guten Job. Das Coronavirus wird verschwinden. Seid beruhigt, das geht weg.“

„Im Westen sind die Menschen der Meinung, dass ihre technologisch hochentwickelten Gesellschaften, ausgestattet mit einem guten Gesundheitswesen, gegen alles gefeit seien. Das schuf die Illusion, dass sie genügend Zeit und Mittel zur Verfügung haben, um mit der Epidemie fertig zu werden“, sagte den Autoren der Direktor des Polnischen Instituts für Internationale Beziehungen Sławomir Dębski.

Pancevski und Hinshaw sind der Meinung, dass Politiker in Westeuropa „lange gezögert haben, weil sie befürchteten, die Einschränkungen würden die Wirtschaft zu sehr schädigen und die Bürger würden sich ihnen verweigern.“

In Polen hingegen, so die Autoren, sollen Leute in Quarantäne eine spezielle App laden, die über ihren aktuellen Aufenthaltsort informiert. In der Slowakei wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Behörden Einblick in die Daten privater Telecom-Firmen gewährt. In Nordmazedonien dürfen über 67-Jährige ihre Häuser nicht verlassen.

Mittlerweile lockern Tschechien und die Slowakei die Einschränkungen. Die dortigen Autofabriken arbeiten wieder seit einer Woche. Polen hat angekündigt, die Wirtschaft ab dem 19.04. wieder voll zu beleben.

Alle diese Länder, so das Fazit der Autoren, waren auf die Epidemie wesentlich schlechter vorbereitet als die meisten Staaten Westeuropas. Dennoch haben sie es geschafft, dem Grauen, das sich in New York, Frankreich, Spanien, Italien oder Großbritannien abspielt, zu entgehen.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet. Studentenhumor: Eine  typische Vorlesung vor der Schließung der Hochschulen und eine typische Vorlesung nach deren Schließung. 

Ostermontag, 13. April 2020 

Infizierte: 6.934  Gestorben: 245

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.510 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 151.548 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 487.

♦ Es sterben immer noch viele. Heute: dreizehn. 

In Poznań: drei Frauen – 98, 89, 79 Jahre und zwei Männer – 76, 72 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: zwei Männer – 76, 73 Jahre und eine Frau – 72 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: zwei Männer – 78, 76 Jahre. In Jelenia Góra/Hirschberg – Niederschlesien: eine Frau – 97 Jahre. In Warschau: eine Frau – 84 Jahre. In Kraków: eine Frau – 62 Jahre. R.I.P.

♦ Die Infektionshäufigkeit durch das Coronavirus beträgt in Polen 17,4 Personen pro 100.000 Einwohner, dies gab heute das Hauptsanitätsinspektorat (GIS) bekannt. Am höchsten liegt die Inzidenz in der Woiwodschaft/Provinz Masowien mit Warschau – 30,7 Personen pro 100.000 Bewohner. Hoch ist sie auch in den Woiwodschaften Niederschlesien mit Wrocław/Breslau – 24, Łodż/Lodsch – 21,5, Podlachien mit Białystok – 18,8. Am niedrigsten liegt sie in den Woiwodschaften Pommern mit Gdańsk/Danzig – 7,3 und Leubus mit Zielona Góra/Grünberg – 7,7 Personen pro 100.000 Einwohner.

♦ Corona-Patienten belegen heute in ganz Polen 2.510 Krankenhausbetten. 180 Patienten werden intensiv beatmet. Etwa 3.000 Betten stehen in Seuchenkrankenhäusern bereit, um weitere Corona-Kranke aufzunehmen. Im Bedarfsfall kann die Bettenzahl auf 10.000 erweitert werden. Die Gesamtzahl der Krankenhausbetten mit Intesivbeatmungsgeräten beträgt 1.200, das gab heute das Gesundheitsministerium bekannt.

♦ Die Debatte, ob die für den 10.05. angesetzten polnischen Präsidentschaftswahlen termingerecht stattfinden oder wegen der Corona-Epidemie verschoben werden sollen, lenkt in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit hierzulande auf Südkorea.

Dort finden zwischen dem 10. und 15.04. Parlamentswahlen statt. Bis heute haben 12 Millionen Menschen, 27 Prozent der Wahlberechtigten, ihre Stimmen abgegeben. Die südkoreanischen Corona-Angaben von heute gleichen in etwa den polnischen: gut 10.000 Infizierte, 208 Verstorbene (bei einer um ca. 13 Millionen höheren Bevölkerungszahl).

Der dortige Wahlkampf wurde auf nur zwei Wochen beschränkt und fand fast ausschließlich in den traditionellen und den digitalen Medien statt. Schutzmasken und Einmalhandschuhe sind in den Wahllokalen Pflicht. Vor dem Betreten eines der 3.500 Wahllokale wird jedem das Fieber gemessen. Wähler mit Fieber benutzen separate Wahlkabinen und Wahlurnen.

Die südkoreanischen Erfahrungen belegen, dass Wahlen auch unter den Bedingungen der Corona-Epidemie stattfinden kõnnen.

♦Der heutige Stand der polnischen Debatte um das Abhalten der Präsidentschaftswahlen am 10.05., in Anbetracht der Corona-Epidemie, lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Die Behörden nehmen die Epidemie-Bekämpfung sehr ernst und tun ihr Bestes, was in der Bevölkerung hohe Zustimmung findet. Alle Umfragen zeigen eine etwa 75-prozentige Unterstützung für die Corona-Maßnahmen der Regierung: Schutzverordnungen, Vermeidung des italienisch-spanischen Szenarios, zwei große Hilfspakete für die Wirtschaft im Wert von umgerechnet knapp 71 Milliarden Euro.

Wahlplakat Andrzej Duda.

Die Erwartungen und Hoffnungen der Oppositon, die Epidemie werde die Bevölkerung gegen die Regierung aufbringen, haben sich bis jetzt nicht erfüllt. Im Gegenteil. 

Die Popularitäts- und Vertrauenswerte der führenden Politiker des Regierungslagers: Staatspräsident Andrzej Duda, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, Gesundheitsminister Łukasz Szumowski sind dementsprechend hoch: zwischen 51 und 45 Prozent.

Wahlplakat Władysław Kosiniak-Kamysz.

Der Wahlkampf, der sich notgedrungen um den Verlauf und die Folgen der Epidemie dreht, findet entgegen anderslautenden Behauptungen statt. Es gibt zwar keine öffentlichen Wahlveranstaltungen. Das jedoch fügt dem amtierenden Präsidenten, der als einziger große Hallen und Marktplätze zu füllen wusste, den meisten politischen Schaden zu.

Die Kandidaten der Opposition sind jedoch ständig und mit erheblichem Nachdruck im Parlament präsent, ebenso in den traditionellen und den elektronischen Medien. Das staatliche Fernsehen unterstützt Andrzej Duda, der genauso häufig geschaute Privatsender TVN feuert aus allen Rohren gegen die Regierung und spricht für die Opposition. Das Gleichgewicht ist gewahrt.

Wahlplakat Małgorzata Kidawa-Błońska.

Die Umfragewerte der 6 wichtigsten Kandidaten sind seit Wochen sehr eindeutig:

Andrzej Duda: um die 50 Prozent. Władysław Kosiniak-Kamysz – Bauernpartei: 16 Prozent. Małgorzata Kidawa-Błońska – Bürgerplattform: 14 Prozent. Robert Biedroń – die Linke: 10 Prozent. Szymon Hołownia – Entertainer: 5 Prozent. Krzysztof Bosak – Nationalradikale: 3 Prozent.

Das Regierungslager will auf Nummer sicher gehen und pocht auf den verfassungskonformen Wahltermin am 10.05. Es beruft sich dabei auf das Beispiel Südkoreas und die zweite Runde der Oberbürgermeisterwahlen in München am 29.03.  Letztere wurde ausschließlich per Briefwahl erfolgreich abgehalten. Auch in Polen soll es dieses Mal ausnahmsweise ausschließlich eine Briefwahl geben. Bis jetzt gab es die Briefwahl in Polen nicht.

Wahlplakat Robert Biedroń.

Die Opposition möchte die Wahlen verschieben, in der Hoffnung, in einigen Monaten werde der Unmut der Bevölkerung wegen der sich wahrscheinlich verschlechternden Wirtschaftslage die Waagschale zu ihren Gunsten kippen. Der Grund also ist strikt politisch. Die Wahlniederlage soll so verhindert oder wenigstens hinausgeschoben werden.

Zudem hofft die Bürgerplattform, ihre dramatisch schlechte Kandidatin Małgorzata Kidawa-Błońska austauschen zu können. Es ist vor allem die Bürgerplattform, die die EU und die westlichen Medien gegen die termingerechten Präsidentschaftswahlen in Polen mobilisiert.

● In Anbetracht der ausländischen Kritik erklärte das polnische Außenministerium: „Wahlen sind das Wesen und das Salz der Demokratie. Es liegt uns sehr viel daran, dass sie möglichst transparent verlaufen und die Teilnahme aller, die sich an ihnen beteiligen wollen, gewährleistet wird. (…) Wir stehen in Verbindung mit unseren ausländischen Partnern, bei denen Wahlen bald stattfinden sollen oder vor Kurzem stattgefunden haben, um aus ihren Erfahrungen zu lernen.“

Wahlplakat Szymon Hołownia.

Die Opposition verlangt die Einführung des Naturkatastrophen-Notstandes. Er kann für maximal 30 Tage ausgerufen werden und muss jedes Mal vom Parlament verlängert werden.

Die Regierung lehnt das ab, weil die Lage bis jetzt nicht außer Kontrolle geraten ist. Der Staat funktioniert. Der Naturkatastrophen-Zustand sieht zudem u. a. hohe Entschädigungen für alle Firmen vor, die von den außerordentlichen Maßnahmen der Regierung betroffen sind. Für  den Staatshauslahlt wäre es der Ruin.

Wahlplakat Krzysztof Bosak.

Bis vor Kurzem drohte die gesamte Opposition mit einem Wahlboykott. Inzwischen hält daran nur noch die Bürgerplattform fest. Die Bauernpartei (Kosiniak-Kamysz), die Linke (Biedroń), Hołownia (der Entertainer) und die Nationalradikalen (Bosak) wollen an der Wahl teilnehmen.

Unmittelbar nach Ostern werden die endgültigen Entscheidungen fallen. Das letzte Wort in dieser Frage soll Gesundheitsminister Łukasz Szumowski haben.  

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet.

Corona-Lockdown. „Du willst raus, hast aber keinen Hund.“

Ostersonntag, 12. April 2020  

Infizierte: 6.674  Gestorben: 232

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.481 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 162.974 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 375.

♦ Die heutige Todeszahl ist, für polnische Verhältnisse, wieder einmal sehr hoch: vierundzwanzig.

In Radom – Mittelpolen: drei Frauen – 79, 75, 49 Jahre und vier Männer – 89, 67, 63, 32 Jahre. In Warschau: vier Frauen – 94, 88, 88, 72 Jahre und zwei Männer – 76, 55 Jahre. In Poznań: eine Frau – 79 Jahre und drei Männer – 92, 78, 77 Jahre. In Zgierz bei Łódź/Lodsch: ein Mann – 39 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 76 Jahre. In Siedlce – Mittelpolen: ein Mann – 67 Jahre. In Pruszków bei Warschau: ein Mann – 64 Jahre. In Kozienice bei Warschau: eine Frau – 42 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: ein Mann – 72 Jahre. In Kraków: ein Mann – 75 Jahre. R.I.P.

♦ So wie am Vormittag auf dem Hauptmarkt von Kraków, sah es am heutigen Ostersonntag in ganz Polen aus. Der erste Feiertag verlief überall im Land  außergewöhnlich ruhig . Bis auf wenige Ausnahmen, so der Polizeibericht vom Tage, haben sich alle an das geltende Ausgehverbot gehalten. Der Autoverkehr war minimal. Es gab 14 Verkehrsunfälle mit 2 Toten und 15 Verletzten. Die Appelle der Politiker und der Geistlichen wurden offensichtlich beachtet.

♦ Der Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit Jarosław Kaczyński, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, Parlamentspräsidentin Elżbieta Witek u. e. a. m. sollen ins Gefängnis, wenn es nach den Politikern der polnischen Opposition geht.

Anzeige gegen Kaczyński & Co. hat Adam Szłapka, der Sprecher der Kandidatin der Bürgerplattform für das Amt des Staatspräsidenten Małgorzata Kidawa-Błońska, erstattet. Zu ihm gesellt hat sich mit einer eigenen Anzeige der Abgeordnete der Nationalradikalen im Sejm Jacek Wilk.

Beide werfen den nationalkonservativen Politikern vor, dass sie am Karfreitag, dem 10.04., die Epidemie-Beschränkungen massiv gebrochen haben. Gut ein Dutzend Führungspersönlichkeiten hatten sich an diesem Tag auf dem Piłsudski-Platz in Warschau versammelt. Sie legten Kränze am Denkmal für die 96 Opfer der Smolensk-Flugzeugkatastrophe vom 10.04.2010 und am Denkmal für den damals umgekommenen Staatspräsidenten Lech Kaczyński nieder.

In Polen sind jegliche öffentlichen Versammlungen von mehr als zwei Personen verboten. Außerdem haben die Betroffenen, so die Anzeigeerstatter, untereinander nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 2 Metern eingehalten, keinen Mundschutz und keine Schutzhandschuhe getragen, wodurch sie Leben und Gesundheit der dort anwesenden Soldaten, Polizisten und Sicherheitsbeamten gefährdet haben.

Solches Verhalten unterliegt, gemäß den geltenden Epidemie-Bestimmungen, einer Geldstrafe zwischen 5.000 und 30.000 Zloty (aktuell ca. 1.100 bis ca. 6.600 Euro). Die Erstatter der Anzeige sehen zudem den Art. 231 Absatz 1 des polnischen Strafgesetzbuches gebrochen. Es sieht bis zu 3 Jahre Freiheitsentzug für Amtsträger, die ihre Befugnisse missbrauchen, vor.

Darauf angesprochen, erklärte der Sprecher der Hauptkommandantur der Polizei schon am 10.04., dass es sich um keine herkömmliche öffentliche Versammlung gehandelt habe. Alle, die an der kurzen Feierlichkeit teilgenommen haben, taten das im Rahmen der offiziellen Ämter und Funktionen, die sie ausüben. Ähnlich wie die Journalisten, die vor Ort über das Ereignis berichteten, sowie die Soldaten und Beamten, die dort ihren Dienst versahen.

♦ Die Situation in den Pflegeheimen gibt weiterhin viel Anlass zur Sorge. Seit einigen Tagen mehren sich Nachrichten aus verschiedenen Landesteilen über massive Corona-Infizierungen von Bewohnern und Pflegekräften.

Die Einrichtungen, von denen es 824 in Polen gibt, erweisen sich zunehmend als die Achillesferse der Epidemiebekämpfung. Corona hat sie kalt erwischt: ohne die notwendige Schutzausrüstung und ohne Desinfektionsmittel. Um ihre kargen Einkommen aufzubessern, arbeiten viele Pflegekräfte zusätzlich in weiteren Einrichtungen, oft in Krankenhäusern, wo die Bezahlung besser ist. Sie übertragen das Virus auf die Bewohner.

Die Pflegeheime haben verschiedene Träger: Kommunen, Sozialverbände, Kirchen, Privatfirmen. Oft werden erst wenn das Debakel schon passiert ist, staatliche Stellen eingeschaltet, um für Abhilfe zu sorgen. In Extremfällen überlässt das überforderte, verängstigte oder infizierte Personal die Bewohner ihrem Schicksal. So geschehen gestern in Warschau in einem privaten, teuren Pflegeheim und in der Stadt Bochnia bei Kraków.

In Bochnia eilten zehn Dominikanerinnen-Ordensschwestern aus der Nachbarschaft spontan zur Hilfe.

Dominikanerinnen-Ordensschwestern im Pflegeheim in Bochnia.

In Warschau macht der Woiwode/Regierungspräsident der Woiwodschaft/Provinz Masowien von seinem Recht Gebrauch, medizinisches Personal in die Dienstpflicht zu nehmen. Der in Polen offiziell ausgerufene Epidemiezustand sieht solche Maßnahmen vor.

In der Provinz Masowien gibt es, neben dem Pflegeheim in Warschau, mehrere weitere Einrichtungen, die dringend Hilfe benötigen. Der Woiwode hat letzte Woche 100 Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger in diese Einrichtungen beordert. Nur 15 sind der Anweisung gefolgt. Den Verweigerern drohen Strafen zwischen umgerechnet 1.100 und 6.600 Euro. Die ersten fünf müssen inzwischen den niedrigsten Satz bezahlen. Weitere Strafen sollen folgen.

Das Gesundheitsministerium hat die 16 Regierungspräsidenten (so viele Provinzen gibt es) verpflichtet, Sofortkontrollen zu veranlassen, die Träger der Einrichtungen zum Handeln zu zwingen und jede notwendige Hilfe auf die Beine zu stellen. Strenge Schutzmaßnahmen werden eingeführt. Die sich verheerend auswirkende Doppelbeschäftigung des Personals wurde unterbunden. Allen Angestellten wird bei Dienstantritt die Temperatur gemessen. Bewohner, die Atembeschwerden haben, werden sofort getestet.

So gelang es heute, der dramatischen Lage im Pflegeheim in Niedabyl, einem Dorf südlich von Warschau, Herr zu werden. Dort hatten sich 52 Bewohner und 8 Mitarbeiter infiziert. Sie befinden sich inzwischen alle in Quarantäne oder im Seuchenkrankenhaus. Die übrigen 81 Bewohner und Angestellten sind nicht infiziert. Die ganze Anlage wurde entkeimt. Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel gibt es inzwischen genug.

Dennoch bleibt die Lage in den Pflegeheimen besorgniserregend.

♦Aufgeschnappt im polnischen Internet.

Karsamstag, 11. April 2020

Infizierte: 6.356  Gestorben: 208

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.426 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 166.973 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 375.

♦ Heute ist die zweithöchste Todeszahl seit Anfang der Epidemie zu verzeichnen: siebenundzwanzig Verstorbene. 

In Radom – Mittelpolen: vier Frauen – 84, 81, 81, 74 Jahre und zwei Männer – 79, 60 Jahre. In Warschau: vier Männer: 85, 76, 69, 66 Jahre. In Poznań: zwei Frauen – 82, 70 Jahre und zwei Männer – 65, 65 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: drei Männer – 76, 73, 65 Jahre. In Starachowice – Mittelpolen: zwei Frauen – 80, 74 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: ein Mann – 71 Jahre. In Częstochowa/Tschenstochau: eine Frau – 93 Jahre. In Puławy – bei Warschau: ein Mann – 68 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: ein Mann – 69 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: ein Mann – 70 Jahre. In Kraków: eine Frau – 69 Jahre. In Jelenia Góra/Hirschberg – Niederschlesien: ein Mann – 79 Jahre. In Kalisz – Mittelpolen: eine Frau – 94 Jahre. R.I.P.

♦“Ich bitte alle Polen, lasst uns Ostern zu Hause bleiben“. Mit diesem Aufruf endete die heutige kurze Oster-Ansprache von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in den sozialen Medien.

Morawiecki sagte, die diesjährigen Feiertage werden nicht fröhlich sein. „Ich bin mir jedoch sicher, dass sie ein großes Fest der Hoffnung und des Aufbruchs zum neuen Leben sein werden. Das wünsche ich Euch allen. Möge diese Hoffnung uns einen, stärken, uns die Kraft geben, damit wir mit den Herausforderungen fertig werden, die uns in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten erwarten.“

Morawiecki schloss mit dem Appell: „Ich bitte alle Polen, lasst uns Ostern zu Hause bleiben. Lasst uns die Möglichkeit nutzen, den Heiligen Messen im Rundfunk, Fernsehen oder im Internet beizuwohnen. Nur so werden wir uns alle in einem Jahr wohlbehalten wiedersehen.“

In der kurzen Aufnahme schreibt der Ministerpräsident eine Osterkarte, die mit der Aufforderung endet: „Bleib zu Hause über die Feiertage.“

♦Bis zu 82 Prozent der Polen wollen sich an die Epidemie-Vorgaben halten und Ostern nur mit den Angehörigen verbringen, mit denen sie unter einem Dach wohnen. Das geht hervor aus einer vom 08. bis 10.04. mit knapp 900 repräsentativ ausgewählten Personen durchgeführten Umfrage. Diesen hohen Anteil gibt es in allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig vom Wohnort (Großstadt/Provinz), Alter, Geschlecht oder Bildung. Die Umfrage hat eine Gruppe von Soziologen der Polnischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.

♦ Die Speisensegnung am Karsamstag ist ein in Polen tief verwurzelter Osterbrauch. In einem Körbchen bringen die Menschen die Osterspeisen in die Kirchen, wo sie gesegnet und mit Weihwasser besprengt werden. Die österliche Speisensegnung hat ihren tiefen Sinn darin, die Tischgemeinschaft mit dem Auferstandenen daheim im kleinen Kreis weiter zu feiern.

Die Corona-Epidemie hat auch diesem Brauch einen Riegel vorgeschoben. Deswegen kamen heute ausnahmsweise nicht die Speisen zu den Pfarrern, sondern die Pfarrer zu den Speisen, die an den Wegrändern aufgestellt waren.

Wo es die mobile Speisensegnung nicht gab, konnte sie ausnahmsweise zuhause von einem Familienmitglied vorgenommen werden. Die Anleitung dazu, von der Bischofskonferenz genehmigt, trägt den Titel „Tischsegnung vor der feierlichen Mahlzeit am Sonntag der Auferstehung des Herrn“.

♦ Falls erforderlich, werden wir die Mundschutzpreise von Amtswegen vorgeben, sagte heute Gesundheitsminister Łukasz Szumowski im privaten Rundfunksender Radio Zet. Szumowski reagierte damit auf allgemeine Klagen, dass die Preise für Schutzmasken geradezu explodieren (wir haben gestern darüber berichtet). Szumowski sagte, er sei kein Befürworter solcher Maßnahmen, außer in Extremfällen. Um die Konkurrenz zu beleben und so die Preise zu drücken, soll demnächst das zeitweilige Verbot des Internethandels mit Masken aufgehoben werden.

Łukasz Szumowski.

Ab Donnerstag, dem 16.04., soll in Polen die allgemeine Mundschutzpflicht in der Öffentlichkeit gelten. „Vor noch nicht langer Zeit hieß es, die Masken bringen nichts und jetzt sollen sie Pflicht werden“, wollte der Interviewer wissen.

„Als es noch wenige Infizierte gab, hieß es, die Masken können vor der Ansteckung schützen, was nicht stimmt und deswegen haben wir von den Masken abgeraten. Jetzt, wo es viele Infizierte gibt, die das nicht wissen, macht das Tragen Sinn“, so Szumowski. „Die Masken schützen nicht den Träger, sondern vor dem Träger. Wir wissen inzwischen, dass ein Fußgänger eine Wolke von Viren hinterlassen kann, die bis zu 4 Meter lang sein kann. Deswegen der Mundschutz.“

„Am wirksamsten sind Stoffmasken oder Tücher, die man waschen und kochen kann. Normale chirurgische Masken sind spätestens nach zwei Stunden wegzuwerfen“, sagte Szumowski.

♦ Der Gemeindepfarrer von Sromowice Wyżne wird 10.000 Zloty (aktuell ca. 2.200 Euro) Strafe bezahlen müssen, wie heute bekannt wurde. Bei der Heiligen Messe am Palmsonntag waren in der Kirche 60 Personen anwesend. Die Epidemie-Bestimmungen erlauben nur 5.

Die Polizei erstattete Anzeige beim zuständigen Sanitätsamt in Nowy Targ, das daraufhin die Geldstrafe verhängte. „Die Schuld trägt der Veranstalter, also der Gemeindepfarrer. Die Gläubigen werden nicht bestraft“, so die Sprecherin der örtlichen Polizei. Das Dorf Sromowice Wyżne liegt unmittelbar an der tschechischen Grenze.

♦ Alle Zufahrtswege nach Zakopane werden bis zum Abend des Ostermontags von der Polizei bewacht. Nur so, heißt es, kann man sicherstellen, dass keine Ausflügler in die Stadt kommen. Die Anziehungskraft der „Hauptstadt der polnischen Hohen Tatra“ scheint auch in der Epidemie-Zeit für viele ungebrochen. Normalerweise ist diese touristische Kebabbuden- und Plastiksouvenir Schreckens-Hochburg auch zur Osterzeit hoffnungslos überlaufen.

Obwohl alle Restaurants, Hotels und der Tatra Nationalpark geschlossen sind, fängt die Polizei jeden Tag am Stadtrand von Zakopane 10 und mehr Autos mit Touristen ab. Bevor sie umkehren müssen, bekommt jeder Autoinsasse, wegen Verstoßes gegen die Epidemie-Bestimmungen, einen Strafzettel von 500 Zloty (aktuell ca. 110 Euro).

♦ Immer mehr Isolierhäuser werden eingerichtet. In Kołobrzeg/Kolberg an der Ostsee können seit gestern drei Sanatorien insgesamt 1.506 Personen in 681 Zimmern aufnehmen. In der Fünfundvierzigausend-Einwohner-Stadt gibt es heute knapp 40 Kurhäuser und Kurkrankenhäuser.

In Isolierhäuser eingewiesen werden Infizierte mit einem leichten Krankheitsverlauf. Patienten auf dem Weg der Genesung, die aus Krankenhäusern entlassen wurden. Personen, die in Verdacht stehen, sich angesteckt zu haben, bei denen ein Test verfrüht wäre, und Personen, die die angeordnete häusliche Quarantäne nicht antreten können, weil sie z. B. zu beengt wohnen.

Entlassen wird man aus dieser Isolierung erst, nachdem zwei Tests auf das Corona-Virus negativ ausgefallen sind. Die Kosten des Aufenthaltes und der Verpflegung trägt der Nationale Gesundheitsfonds.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet.

Polizist: „Es gibt ein Strafmandat wegen unerlaubter Menschenansammlung“

Gott: „Ich bin doch allein.“

Polizist: „Aber in drei Personen.“

Karfreitag, 10. April 2020

Infizierte: 5.955  Gestorben: 181

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.409 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 156.663 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 318.

♦ Ein Trost. Zum ersten Mal seit fünf Tagen gibt es eine einstellige Zahl der Verstorbenen: sieben. 

In Poznań: zwei Männer – 87 und 82 Jahre. In Lublin: ein Mann – 88 Jahre. In Bydgoszcz/Bromberg: eine Frau – 69 Jahre. In Wrocław/Breslau: ein Mann – 75 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau – 71 Jahre. In Kraków: ein Mann – 73 Jahre. R.I.P.

Das strahlende Wetter konnte daran nichts ändern. Es war in Polen in dreifacher Hinsicht ein Tag der Trauer. Auf den Tag des Leidens und des Sterbens Jesu Christi am Kreuz fiel der 10. Jahrestag der Smolensk-Flugzeugkatastrophe, bei der 96 Personen, zumeist ranghohe polnische Politiker, Militärs, Kulturschaffende, unter ihnen Staatspräsident Lech Kaczyński und seine Ehefrau, den Tod fanden. Und das alles während der Corona-Epidemie, mit all ihren schrecklichen Auswirkungen. Die Epidemie macht vor nichts Halt, und so gibt es auch von diesem für Polen besonderen Tag einiges über sie zu berichten. Auch Erfreuliches.

♦ Es gibt den polnischen Corona-Test, meldete die Polnische Presseagentur PAP. Entstanden ist er in Poznań, im Institut für Bioorganische Chemie der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Die Entwicklungsarbeiten dauerten drei Wochen lang und wurden vom Staat mit 15 Millionen Zloty (aktuell ca. 3,3 Millionen Euro) finanziert. Dafür soll das Institut auch, in Zusammenarbeit mit drei polnischen Firmen, ab Ende April 100.000 Tests herstellen.

Der Stückpreis soll 53 Zloty (aktuell knapp 12 Euro) betragen und liegt deutlich unter den Preisen der Tests, die Polen jetzt massenweise im Ausland kauft. Das Polnische Hygieneinstitut, in diesem Fall zuständig für Überprüfung und Zulassung des Produkts, hat dem Test die gleiche Qualität bescheinigt, die alle anderen in Polen zugelassenen Corona-Tests haben.

Michał Dworczyk.

♦ „Wir sehen einen Lichtblick im Tunnel“, sagte heute vor der Presse Michał Dworczyk, der Leiter der Kanzlei des Ministerpräsidenten (entspricht dem Chef des Bundeskanzleramtes in Deutschland).

„Wir wollen nach Ostern“, so Dworczyk, „sehr behutsam einen Teil der Beschränkungen aufheben, sobald die Situation es zulässt. Besonders am Herzen liegen uns die Bewegungsfreiheit, die Öffnung von Gaststätten, Läden des Einzelhandels und die Wiederherstellung des Bildungswesens. Die Öffnung der Grenzen wird wahrscheinlich etwas länger warten müssen. Damit das alles passieren kann, ist es unabdingbar, dass die jetzigen strengen Einschränkungen zu Ostern befolgt werden. Nicht dass uns kurz danach eine neue Welle von Corona-Ansteckungen- und Erkrankungen zurückwirft.“

♦ Wenn die Epidemie nicht nachlässt, sind zwei Drittel der Polen für die Beibehaltung der strengen Einschränkungen, auch falls sie sich sehr negativ auf die Wirtschaft und das soziale Leben auswirken sollten. Das sagen genau 65 Prozent der Befragten. Auf die Frage, ob die Regierung die Sanktionen mildern oder gar aufheben sollte, nur um die Wirtschaft zu retten, antworteten 35 Prozent mit einem Ja. Das geht aus einer vom Internetportal w.Polse.pl beauftragten und heute veröffentlichten Umfrage hervor.

♦ Das erste polnische Drive-Through-Corona-Testzentrum wurde heute in Gdynia eröffnet. Der Betreiber ist das Tropen-Institut der Medizinischen Universität Gdańsk. In den USA und in Westeuropa kann man sich schon seit einigen Wochen testen lassen, ohne aus dem Auto steigen zu müssen. So wird die Ansteckungsgefahr in Krankenhäusern, wo sich normalerweise die Test-Personen melden, verringert.

Das Testen in Gdynia ist kostenlos, aber nur nach Voranmeldung möglich. Man kann sieben Tage in der Woche zwischen 9 und 15 Uhr anrufen. Der Arzt fragt nach den Symptomen und entscheidet, ob der Anrufer sich möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert hat und getestet werden sollte. Ein Termin wird vereinbart.

Die Anlage, in der getestet wird, ist ausschließlich für Pkws vorgesehen. Fahrradfahrer oder Fußgänger werden nicht untersucht. Das Ergebnis wird innerhalb von 24 Stunden telefonisch mitgeteilt.

Die 5×6 Meter große Zelthalle ist mit den notwendigen Geräten ausgestattet. Gekostet hat das Ganze 35.000 Zloty (aktuell ca. 7.700 Euro) und wurde aus dem Haushalt des Woiwoden/Regierungspräsidenten der Woiwodschaft/Provinz Pommern finanziert.

♦Polens Gesundheitsminister Łukasz Szumowski erntet viel Anerkennung für die ruhige und kompetente Art, mit der er die Epidemiebekämpfung durchführt. Knapp 75 Prozent der Befragten beurteilen seine Vorgehensweise als „sehr gut“ oder „gut“. Gegensätzlicher Meinung waren 21 Prozent. Das geht aus einer am 07. und 08.04. mit 1.100 Personen durchgeführten Untersuchung des IBRiS-Instituts hervor, die das Internetportal Interia in Auftrag gegeben und heute veröffentlicht hat.

♦ Der Staat sollte dringend den Preistreibern das Handwerk legen, so der Sprecher der Polnischen Apothekerkammer in einer heute veröffentlichten Presseverlautbarung. Es sind nicht die Apotheker, die die Preise in die Höhe treiben, aber sie sind es, die den Unmut der Bevölkerung zu spüren bekommen, so der Sprecher.

In der Verlautbarung sind Beispiele angeführt, die verdeutlichen, wie sehr die Hersteller – und Großhandelspreise angezogen haben. Vor der Epidemie, also noch vor gut drei Wochen, kostete:

● Ein Mundschutz 0,64 Zloty (ca. 15 Cent). Jetzt kostet er bis zu 5 Zloty (ca. 1,10 Euro). Das ist ein Anstieg von 681 Prozent.

Wasserstoffperoxid. Vor der Epidemie 1,50 Zloty (ca. 33 Cent). Jetzt 3 Zloty (ca. 66 Cent). Ein Anstieg um 100 Prozent.

Salicylspiritus. Vor der Epidemie 2,99 Zloty (ca. 66 Cent). Jetzt 6,99 Zloty (ca. 1,55 Euro). Ein Anstieg um 134 Prozent.

Fieberthermometer. Vor der Epidemie 10,49 Zloty (ca. 2,30 Euro). Jetzt 13,99 Zloty (ca. 3,10 Euro). Anstieg um 33 Prozent.

„Wir haben das Gesundheitsministerium als erste auf das Problem hingewiesen. Solche drastischen Preiserhöhungen in kürzester Zeit sind durch nichts gerechtfertigt, es sei denn durch einen unter den gegebenen Umständen unangebrachten Bereicherungsdrang. Es besteht der dringende Bedarf, während der Epidemie, staatlich vorgegebene Maximalpreise für Schutzartikel und Desinfektionsmittel einzuführen, um die Menschen vor der Preistreiberei zu schützen.“

♦ Ein Flugzeug aus Taipeh brachte heute nach Warschau 500.000 Schutzmasken, ein Geschenk der taiwanesischen Regierung im Rahmen eines Programms, das „Taiwan can help, and Taiwan is helping“ heißt. Taiwan versucht sich auf diese Weise der weltweiten „Hilfskampagne“ Rotchinas entgegenzustellen und der Weltgemeinschaft die Existenz eines freien, demokratischen chinesischen Staates in Erinnerung zu rufen.

♦Aufgeschnappt im polnischen Internet. Ostereier 2020. 

Gründonnerstag, 9. April 2020

Infizierte: 5.575  Gestorben: 175

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.473 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 152.898 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 284.

Der Corona-Tod hat heute sechzehn Menschen ereilt.

In Warschau: drei Frauen – 73, 69 und 67 Jahre, zwei Männer – 88 und 58 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau -78 Jahre und zwei Männer – 72 und 58 Jahre. In Drzewica bei Łódź/Lodsch (Pflegeheim): zwei Männer- 81 und 77 Jahre.  In Grudziądz/Graudenz: ein Mann – 78 Jahre. In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 77 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: ein Mann – 62 Jahre. In Bytom/Beuthen – Oberschlesien: eine Frau – 85 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 90 Jahre. In Poznań: eine Frau – 47 Jahre. R.I.P.

♦ Ab Donnerstag, dem 16.04. wird man in Polen nur noch mit Mundschutz auf die Straße gehen dürfen, verkündete heute Gesundheitsminister Łukasz Szumowski. Es kann eine Maske sein, aber auch ein Tuch oder ein Schal.

Łukasz Szumowski.

Wenn Polen einen vorsichtigen Einstieg in den Ausstieg aus den strengen Anti-Epidemiemaßnahmen wagen will, dann muss alles unternommen werden, um die Übertragung des Virus zu verhindern. Eine Woche ist Zeit genug, um sich darauf einzustellen, so Szumowski.

♦ Polens Kindergärten, Schulen und Hochschulen bleiben vorerst bis zum 26.04. geschlossen, so Bildungsminister Dariusz Piontkowski heute vor den Medien. Verschoben werden die Abschlussprüfungen der Achtklässler, die am Ende der Grundschulausbildung stehen. Die Prüfungen waren vom 21. bis 23.04. geplant. Man hoffe, sie können bis spätestens Ende Juni stattfinden. Den genauen Termin will das Ministerium mindestens drei Wochen vorher bekanntgeben.

Dariusz Piontkowski.

Das Zentralabitur sollte am 04.05. beginnen. Auch hier wird erst einmal eine Verlegung bis auf maximal Ende Juni ins Auge gefasst.

Sicher jedoch ist heute nichts, sagte der Minister und erinnerte daran, dass das Schuljahr in Polen formell am 31.August endet. Am 26. Juni, wenn die Sommerferien anfangen, endet nur der Unterricht.

♦ Das zweite polnische Corona-Baby, ein Mädchen, ist heute auf die Welt gekommen, und das ausgerechnet im Seuchenkrankenhaus von Bolesłwiec/Bunzlau in Niederschlesien, das auf der polnischen Corona-Todesliste sehr weit oben rangiert.

Die 24-jährige Mutter ist mit dem Virus infiziert. Sie befand sich bis zuletzt in häuslicher Quarantäne und wurde erst beim Einsetzen der Geburtswehen zur Entbindung ins Krankenhaus gebracht. Wie in solchen Fällen vorgeschrieben, war es eine Kaiserschnitt-Geburt.

Das erste polnische Corona-Baby kam im Corona-Seuchenkrankenhaus von Zgierz (fonetisch Sgesch) unweit von Łódź/Lodsch auf die Welt. Wir haben darüber am 31.03. berichtet.

♦ Nach einer heftigen Debatte hat der Sejm heute nach Mitternacht das zweite Hilfspaket für die Wirtschaft (2. Schutzschild) mit 223 gegen 183 Stimmen bei 37 Enthaltungen verabschiedet.

Es soll Klein-, Mittelständischen- und Großunternehmen unterschiedliche Hilfen im Wert von 100 Milliarden Zloty (aktuell ca. 22 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen. Das macht 4,5 Prozent des polnischen Bruttoinlandproduktes aus.

Von den 100 Milliarden sind 60 Milliarden Zloty (aktuell ca. 13 Milliarden Euro) nicht rückzahlungspflichtig. Potenziell können bis zu 670.000 Firmen in den Genuss der neuen Hilfsangebote kommen.

♦ Wie lange könnten sich polnische coronabedingte Arbeitslose dank ihrem Ersparten über Wasser halten? Laut einer Studie, die heute vorgestellt wurde, haben 62 Prozent der Polen Ersparnisse, die ihnen eine Zeit lang über eine Durststrecke hinweg helfen könnten. Der Rest würde bereits am folgenden Monatsende finanziell in die Knie gehen.

Etwa 60 Prozent der Sparer glauben, drei Monate lang ohne Arbeit, mit dem was sie auf die hohe Kante gelegt haben  durchzukommen. Um die 25 Prozent sprechen von einem halben Jahr. Der Rest könnte ein Jahr lang und mehr vom Ersparten leben.

In der Studie heißt es, knapp 80 Prozent der Befragten haben bereits Signale in ihren Firmen wahrgenommen, dass es schwierig sein werde, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Je kleiner die Firma, umso stärker sind diese Signale.

In großen, etablierten Unternehmen mit guter Marktposition, ist man sich bewusst, dass auch Entlassungen Kosten verursachen, etwa durch Abfindungen. Außerdem, auf Anhieb gute Leute zu finden, wenn die Epidemie abklingt, kann schwierig und teuer sein. Fachleute schätzen, dass sich bis Jahresende die Arbeitslosenzahl in Polen um mindestens eine Million erhöhen wird.

♦ Polens First Lady Agata Kornhauser-Duda legt in der Corona-Zeit keinesfalls die Hände in den Schoß. Die Ehefrau des Staatspräsidenten gewährt konsequent keine Interviews und es ist bis jetzt keine einzige politische Äußerung von ihr bekanntgeworden.

Ihr gediegener, geschmackvoller persönlicher Stil, ihre Art des offiziellen Repräsentierens an der Seite ihres Ehemannes, tragen wesentlich zur Popularität Andrzej Dudas bei. Ihr reges gesellschaftliches Engagement kommt gut an, durch seine unprätentiöse Art.

Da sich während der Epidemie ihr normalerweise sehr voller Terminkalender deutlich gelichtet hat, macht die Gattin des Staatspräsidenten sich auf andere Weise nützlich. Auf ihre Anregung hin produzieren die drei im Präsidentenpalais vorhandenen 3D-Drucker rund um die Uhr Plastikhalterungen für Gesichtsvisiere, die in polnischen Krankenhäusern, wie sie auf ihren Reisen erfuhr, Mangelware sind. Die 3D-Drucker hat die Firma Zortrax vor zwei Jahren dem Präsidentenpalais zu Anschauungszwecken überlassen.

Die studierte Germanistin gibt zudem Online-Deutschunterricht.

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet.

Social Distancing. Die polnische Art.

Mittwoch, 8. April 2020

Infizierte: 5.205  Gestorben: 159

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.425 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 153.390 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 222.

♦ Das traurige Karussell dreht sich immer schneller. Dreißig Menschen sind heute an der Epidemie gestorben. 

In Łańcut – Südostpolen: zwei Frauen – 83 und 80 Jahre. In Kędzierzyn-Kożle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 87 Jahre und ein Mann – 57 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: eine Frau – 84 Jahre. In Tomaszów Lubelski – Ostpolen: eine Frau – 59 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: ein Mann – 72 Jahre.

Im Nachmittags-Kom­mu­ni­qué gab das Gesundheitsministerium den Tod von 23 weiteren Personen bekannt, machte jedoch zum ersten Mal keine Angaben zu Sterbeort, Geschlecht und Alter. Angegeben wurden nur noch die Woiwodschaften/Provinzen in denen sie starben. Sie finden sie auf obiger Karte. Masowien: 12 Personen. Kujawien-Pommern: 4 Personen. Schlesien: 3 Personen. Großpolen:  1 Person. Podlachien: 1 Person. Pommern: 1 Person. Heiligkreuz: 1 Person.

♦ Die meisten Polen akzeptieren die Bemühungen der Regierung im Kampf gegen die Corona-Epidemie. Das geht erneut aus den heute veröffentlichten Ergebnissen einer kürzlich durchgeführten Meinungsumfrage hervor, an der 1.054 repräsentativ nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Personen teilgenommen haben. Danach befürworten 56 Prozent der Polen das Tun der Regierung, 32 Prozent sind mit ihrer Corona-Strategie nicht einverstanden. Der Rest hat keine Meinung.

Die meisten Polen vertrauen Gesundheitsminister Łukasz Szumowski – 51 Prozent. Es folgen Staatspräsident Andrzej Duda – 44 Prozent, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki – 43 Prozent, Jarosław Kaczyński und Donald Tusk – jeweils 28 Prozent. Der Spitzenkandidatin der Opposition bei den Staatspräsidenten-Wahlen, Małgorzata Kidawa-Błońska, vertrauen 24 Prozent der Polen.

Die Umfrageergebnisse veröffentlichte heute die Boulevard-Zeitung „Super Express“. Sie weichen nicht von anderen Umfrageergebnissen in der letzten Zeit ab.

♦ Heute Vormittag landete auf dem Warschauer Flughafen das zweitgrößte Transportflugzeug der Welt.

An-124 Ruslan wird in Warschau entladen.

Die ukrainische Maschine der russischen Antonow, Bauart An-124 Ruslan, brachte aus China 70.000 Schutzanzüge und 6 Millionen Schutzmasken. Kurz nach Ostern wird in Warschau das größte Transportflugzeug der Welt erwartet, eine ukrainische An-225 mit weiterer Schutzausrüstung aus China.

Düstere Corona-Prognosen für Polen zeichnet das renommierte amerikanische Institute for Health Metrics and Evaluation:

● Den Höhepunkt an Sterbefällen wird Polen am 24.04. erleben, mit 104 Corona-Toten an diesem Tag.

● Die Gesamtzahl der Corona-Toten wird an dem Tag knapp 1.100 betragen.

Ende April wird sie auf knapp 1.500 ansteigen.

● Die Zahl der Coronainfizierten wird dann mit ca. 9.000 ihren Höhepunkt erreichen.

● Ab Mai wird die Epidemie langsam auslaufen.

● Die Gesamtzahl der Corona-Toten in Polen wird knapp 2.000 erreichen.

♦ Die schwierige Lage in einigen Pflegeheimen beschäftigte heute die Medien und die Politik. In 14 von insgesamt 824 polnischen Einrichtungen dieser Art haben sich Bewohner und Pflegekräfte mit dem Corona-Virus infiziert.

In manchen von ihnen herrschten dadurch einige Tage lang katastrophale Zustände. Im Pflegeheim in Tomczyce, einem Dorf südlich von Warschau, sind von knapp 100 Bewohnern und Pflegekräften 70 infiziert. In Drzewica bei Łódź gibt es 64 Infizierte. In Jakubowice bei Opole/Oppeln fast 40. Eine reguläre Pflege war dort nicht mehr gewährleistet, weil Personal ausfiel und Verwandte die Einrichtungen nicht aufsuchen dürfen.

Begleitet von alarmierenden Medienberichten und heftigen Attacken der Opposition („Pflegeheime sind jetzt Vernichtungsheime“) laufen überall Hilfsmaßnahmen an. Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel werden angeliefert, Ärzte und Krankenschwestern aushilfsweise beordert, um die gröbsten Notstände zu beheben. Der Woiwode/Regierungspräsident von Masowien hat einen dringenden Appell an Krankenschwestern und Pflegepersonal in Ausbildung gerichtet, sich den Pflegeheimen als Volontäre zur Verfügung zu stellen.

♦ Der Sejm debattierte heute ab 13 Uhr über das zweite Hilfspaket (2. Schutzschild) für die von der Corona-Epidemie zunehmend gebeutelte Wirtschaft. Der Regierungsentwurf sieht dafür rund 100 Milliarden Zloty (aktuell gut 22 Miliarden Euro) vor.

Die Opposition nannte das Projekt „ein löchriges Propaganda-Pappschild“ und forderte eine generelle Aussetzung jeglicher Steuern für alle Firmen bis 90 Tage nach dem offiziellen Ende der Epidemie. Firmen sollten ebenfalls solange Sozialabgaben nach eigenem Ermessen zahlen dürfen. Des Weiteren sollten alle Arbeitslosen den polnischen gesetzlichen Mindestlohn von 2.600 Zloty (aktuell ca. 570 Euro) ausgezahlt bekommen. Die Löhne aller Arbeiter und Angestellten in der Privatwirtschaft sollte der Staat zu 75 Prozent übernehmen, um die Arbeitnehmer so vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren.

„Eure Medizin gegen Corona würde uns schneller zugrunde richten als die Epidemie selbst“, so einer der Abgeordneten der Regierungsfraktion dazu während der hitzigen Debatte.

Der Sejm unterbrach die Sitzung am späten Nachmittag und nahm sie kurz nach 22:30 Uhr wieder auf, um anschließend über das Hilfspaket abzustimmen. Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.

♦Im polnischen Internet aufgeschnappt.

Wohin am Wochenende? Wohnzimmer? Schlafzimmer? Arbeitszimmer? Küche? Bad?

Dienstag, 7. April 2020

Infizierte: 4.848  Gestorben: 129

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.476 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 148.130 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 191.

Der Tod  mäht und mäht. Zweiundzwanzig Menschen sind heute von uns gegangen. 

In Poznań: eine Frau – 81 Jahre, drei Männer – 77, 68 und 65 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: drei Frauen – 86, 85 und 77 Jahre, ein Mann – 75 Jahre, In Pleszew/Pleschen bei Poznań: zwei Frauen – 83 und 82 Jahre, ein Mann – 70 Jahre.  In Zgierz bei Łódź/Lodsch: eine Frau – 38 Jahre, ein Mann – 72 – Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: zwei Frauen – 83 und 64 Jahre. In Kraków: ein Mann – 64 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: ein Mann –  85 Jahre. In Legnica/Liegnitz – Niederschlesien: ein Mann – 46 Jahre. In Częstochowa/Tschenstochau: ein Mann – 72 Jahre. In Warschau: eine Frau – 81 Jahre. In Piaseczno bei Warschau: ein Mann – 80 Jahre,  In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau – 61 Jahre. R.I.P.

Am heutigen Weltgesundheitstag dankte Gesundheitsminister Łukasz Szumowski allen Mitarbeitern des Gesundheitswesens für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie.

Ministerpräsident Morawiecki, Gesundheitsminister Szumowski.

Zugleich haben sich am diesjährigen Weltgesundheitstag, der an die Gründung der Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 1948 erinnern soll, Tausende von Polen der weltweiten Aktion „Applaus für Euch“ angeschlossen. Um 13.00 Uhr traten im ganzen Land Menschen an ihre Fenster oder auf die Balkone und spendeten den Helden dieser Zeit Beifall. Gesundheitsminister Łukasz Szumowski tat das vor dem Haupteingang seiner Behörde, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki vom Balkon seines Amtssitzes.

Anschließend schrieb Morawiecki auf Facebook: „Heute ist Euer Tag! Applaus für Euch! Für Eure Aufopferung, für die hart durchgearbeiteten Tage und Nächte, für die langen Dienstschichten, für die titanenhafte Arbeit in jeder Stunde dieser Prüfung.“

Auch der Sejm hat in einer einstimmig angenommenen Entschließung den Medizinern und dem medizinischen Hilfspersonal für ihren „aufopferungsvollen, heldenhaften Dienst in Zeiten der Corona-Epidemie“ gedankt.

Wie gehen die Polen mit den Einschränkungen und Verboten der Corona-Zeit um? Antwort darauf geben die heute veröffentlichten Ergebnisse einer Meinungsumfrage, die am 23. und 24.03. stattgefunden hat. Online befragt wurden 1.098 Personen.

Knapp zehn Tage nach der Einführung der ersten strengen Schutzmaßnahmen ergab sich folgendes Bild dessen, was die Polen tun oder unterlassen:

87 Prozent meiden jegliche Menschenansammlungen,

85 Prozent schränken ihre Außer-Haus-Aufenthalte stark ein, halten mehr als 1 Meter Abstand zu anderen, halten die Hand vor den Mund wenn sie husten oder niesen,

81 Prozent begrüßen sich ohne Handschlag,

80 Prozent waschen oder desinfizieren sich die Hände wenn sie sich außer Haus befinden,

38 Prozent legen Lebensmittelvorräte an, um seltener das Haus verlassen zu müssen.

Deutlich mehr Frauen als Männer halten sich an die Empfehlungen und Verbote:

Meiden von Menschenansammlungen: 93 Prozent Frauen, 81 Prozent Männer,

Zuhause bleiben wenn irgendwie möglich: 92 Prozent Frauen, 78 Prozent Männer,

Hand vor den Mund halten beim Husten und Niesen: Frauen 91 Prozent, Männer 78 Prozent,

Handschlag vermeiden: 87 Prozent Frauen, 71 Prozent Männer,

Händewaschen außer Haus: 87 Prozent Frauen, 75 Prozent Männer

Lebensmittelvorräte anlegen: 42 Prozent Frauen, 35 Prozent Männer.

Außerdem, je älter die Polen, umso mehr halten sie sich an die neuen Regeln, mit einer Ausnahme: die Älteren gehen öfter einkaufen. Großstädter sind ein wenig einsichtiger als Leute in der Provinz, aber der Unterschied ist gering. Dasselbe gilt für Menschen mit und ohne Hochschulbildung.

♦ Seit der Einführung des Ausgehverbotes, der Schließung aller Grünflächen, Parks, Uferpromenaden und Wälder am 24.03., beziehungsweise am 01.04. und 04.04., hat die Polizei knapp 10.000 Strafzettel ausgestellt und etwa 2.300 Anträge auf Bestrafung an die Gerichte weitergeleitet.

Im Land herrscht ein Ausgehverbot mit Ausnahme von Gängen zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Post, in die Drogerie oder Apotheke. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren dürfen nur in Obhut von Erwachsenen nach draußen. Jegliche Freizeitaktivitäten im Freien sind untersagt. Mehr als zwei Personen dürfen nicht nebeneinander gehen, mit Ausnahme von Eltern mit Kindern.

Wer diese Verbote umgeht, kann sich einen Strafzettel von 500 Zloty (aktuell ca. 110 Euro) oder ein Bußgeld zwischen 5.000 und 30.000 Zloty (aktuell ca. 1.100 bis 6.600 Euro) einhandeln.

Polizisten, die seit einiger Zeit oft mit Militärpolizisten auf Streife gehen, belassen es mittlerweile nicht nur bei Belehrungen.

Am Wochenende, so wurde heute bekannt, wurden in Kraków ein Fahrradfahrer und drei Spaziergängerinnen mit Bußgeldern zwischen 10.000 und 12.000 Zloty (aktuell ca. 2.200 bzw. 2.700 Euro) belegt. Alle zeigten sich uneinsichtig und weigerten sich die Anweisungen der Ordnungshüter zu befolgen.

Die Bußgelder werden auf Antrag der Polizei von der staatlichen Hygieneinspektion verhängt. Seit dem 01.04., so ein Sprecher der Behörde heute, wurden Bußgelder im Gesamtwert von 1 Million Zloty (aktuell ca. 220.000 Euro) verhängt.

♦ Polizisten sind auch nur Menschen. Das verdeutlicht der heute publik gewordene Zwischenfall von gestern. In Poznań haben 8 Verkehrspolizisten in 4 Funkwagen ihre Streifenbereiche verlassen, um in einem städtischen Park eine Grillpause einzulegen. Alle bekamen Strafzettel von 500 Zloty, zudem wurden Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet. Es werde, so der örtliche Polizeisprecher, „empfindliche Strafen“ geben.

♦ Das Verbot die Wälder zu betreten sorgt in Polen für erheblichen Unmut. Heute hat dazu Umweltminister Michał Woś in einem Rundfunkinterview Stellung genommen. Er erinnerte daran, dass es am 01.04. notwendig wurde alle Grünflächen, Parks und Uferpromenaden zu sperren. Der Publikumsandrang dort war, bei dem seit Tagen strahlenden Wetter, sehr groß.

„Danach haben wir zwei Tage lang einen gigantischen Menschenstrom beobachtet, der sich in ganz Polen über die stadtnahen Wälder ergoss. Parkplätze und Wegränder waren dicht an dicht mit Autos zugeparkt. Deswegen die Sperrung der Wälder, die am 04.04. in Kraft trat. Sie gilt auch für Jäger.“

♦ Aufgeschnappt im polnischen Internet: „Sollten die Schulen noch länger geschlossen bleiben, werden die Eltern schneller als die Wissenschaftler einen Corona-Impfstoff erfinden.“

Montag, 6. April 2020

Infizierte: 4.413  Gestorben: 107

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.444 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 143.256 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 162.

Ein schwacher Trost: heute kein neuer trauriger Rekord, aber der Tod blieb unermüdlich. Dreizehn Menschen  haben nicht überlebt. 

In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau – 74 Jahre und ein Mann – 70 Jahre. In Warschau: eine Frau – 97 Jahre und ein Mann – 65 Jahre, In Krotoszyn/Krotoschin – Großpolen: eine Frau – 40 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: ein Mann – 87 Jahre.  In Wrocław/Breslau: ein Mann – 61 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: ein Mann – 75 Jahre. In Puławy bei Warschau: ein Mann 88 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: ein Mann – 80 Jahre. In Częstochowa/Tschenstochau: eine Frau 82 Jahre.  In Niedabyl – Dorf bei  Warschau: ein Mann – 68 Jahre (Bewohner eines Altenheims). In Kędzierzyn-Koźle/Kandrzin-Cosel bei Opole/Oppeln: eine Frau -87 Jahre.

Berichte zur Lage. Um 10 Uhr begann die Sejm-Sitzung. Wie schon in den vergangenen Tagen waren im Plenarsaal nur 12 Abgeordnete anwesend,  Vertreter aller Fraktionen und Gruppen, die unmittelbar an der Debatte teilnahmen. Die restlichen Abgeordneten waren auf 8 Räume im ganzen Gebäude verteilt, folgten der Diskussion auf Leinwänden und stimmten elektronisch ab.

• Ministerpräsident Mateusz Morawiecki informierte das Parlament über die Lage.

Mateusz Morawiecki

Morawieckis Thesen:

Die medizinische Krise entpuppt sich zu einer Wirtschaftskrise.Wir haben vor einigen Tagen ein erstes Hilfspaket für die Wirtschaft geschnürt und die Maßnahmen haben sofort gegriffen. Etwa 200.000 Firmen haben in diesen Tagen Anträge auf Unterstützung gestellt. Wir ziehen weitere Hilfsangebote in Erwägung, prüfen sie und sprechen uns mit den Betroffenen ab, damit die geplanten Maßnahmen gut greifen.

Die harten Anti-Epidemie-Bestimmungen sind unabdingbar, wenn wir dieser schweren Krise als Nation und Staat einigermaßen glimpflich entkommen wollen.

Wir erwarten, dass der Höhepunkt der Erkrankungen im Mai oder Juni erreicht sein wird.

Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um uns auf diese schlimme Phase der Epidemie gut vorzubereiten. Wir haben noch nicht genügend Schutzausrüstung, aber wir kaufen sie in großen Mengen ein und fördern die heimische Produktion.

Nach einer anschließenden Fragestunde begab sich Gesundheitsminister Łukasz Szumowski ans Rednerpult. 

Łukasz Szumowski

Szumowskis Thesen:

Ohne die strengen Sicherheitsbestimmungen, die wir sehr zeitig eingeführt haben, hätten wir heute, laut wissenschaftlichen Berechnungen, nicht um die 4.200, sondern mindestens 16.500 Corona-Infizierte.

Wir haben bis dato 85.000 Tests durchgeführt. Das ergibt 2.200 Tests pro eine Million Einwohner. Das platziert Polen sehr hoch auf der Liste der Staaten, die auf unserer heutigen Epidemie-Entwicklungsstufe standen oder stehen.

Unser Gesundheitswesen ist kein Schlaraffenland. Doch wir haben inzwischen die Situation im Griff. Letzte Woche haben wir 7 Millionen Masken, 500.000 Masken mit Schwebstofffiltern, 2,5 Millionen Paar Schutzhandschuhe, 400.000 Liter Desinfektionsmittel an die Krankenhäuser geliefert. Diese Woche werden die Lieferungen verdoppelt. Wir haben 107 Patienten unter Vollbeatmung und inzwischen insgesamt 1.500 Beatmungsgeräte in den Seuchen-Krankenhäusern.

An die Opposition: Wir verheimlichen nichts, wir beschönigen nichts, aber schauen Sie bitte auf andere europäische Staaten oder auf die USA. Vergleichen Sie deren Situation mit der unseren und ziehen Sie bitte daraus ehrliche und nicht demagogische Schlüsse.

Corona Macht Politik. Das politische Ringen in Zeiten der Epidemie um die für den 10.05. anberaumten Präsidentschaftswahlen hat heute einen weiteren Höhepunkt erfahren.

Die regierende Vereinigte Rechte, wie sie sich nennt, ist, was man nur selten zur Kenntnis nimmt, eine Koalition aus drei Parteien: „Recht und Gerechtigkeit“ (Chef: Jarosław Kaczyński) – 200 Mandate, „Porozumienie“/“Verständigung“ (Chef: Jarosław Gowin – stellv. Ministerpräsident und Hochschulminister) – 18 Mandate und „Solidarna Polska“/“Solidarisches Polen“ (Chef: Zbigniew Ziobro – Justizminister) – 17 Mandate. Das ergibt insgesamt 235 Mandate, von denen nur ganze 5 Stimmen die absolute Mehrheit im 460-köpfigen Sejm garantieren.

Angesichts der katastrophalen Umfrageergebnisse ihrer 5 Präsidentschaftskandidaten, sieht die Opposition ihre Felle davonschwimmen und wittert die einzige Rettung für sich in der Verlegung des Wahltermins, was sie mit der Corona-Epidemie begründet. Sie spekuliert darauf, dass die bevorstehenden ökonomischen Schwierigkeiten und der Verdruss, den die strengen Corona-Maßnahmen der Regierung erzeugen, ihre Chancen verbessern werden.

Der Opposition angeschlossen in dieser Frage hat sich in diesen Tagen völlig unerwartet Jarosław Gowin, der Koalitionspartner im regierenden nationalkonservativen Lager. Er schlug vor, eine zeitlich beschränkte Änderung der Verfassung zu verabschieden: die Verlängerung der Amtszeit des jetzigen Staatspräsidenten Andrzej Duda auf 7 Jahre. Dann Präsidentschaftswahlen in 2022, bei denen Duda jedoch nicht mehr antreten werde.

Die Opposition hat diesen Vorschlag rundweg abgelehnt. Unterstützt hat ihn, pro forma und zähneknirschend, der plötzlich um seine absolute Mehrheit bangende Jarosław Kaczyński. Gowin pendelte gestern und heute zwischen den beiden Lagern mit seinem Vorschlag und blieb plötzlich in der Luft hängen. Eine Verfassungsmehrheit von zwei Drittel der Abgeordneten für seine Idee war nicht zu finden. Auch seine eigene Kleinpartei „Verständigung“, die außer ihm noch zwei Minister im Kabinett stellt, wollte ihm nicht so recht folgen.

Jarosław Gowin und seine Nachfolgerin auf dem Posten des stellvertretenden Ministerprädenten, Wirtschaftsministerin Jadwiga Emilewicz.

Am Mittag reichte Gowin den Rücktritt von seinen Regierungsämtern ein. Seine Partei bleibt in der regierenden Koalition, die absolute Mehrheit der Nationalkonservativen ist vorerst gerettet. Nachfolgerin Gowins im Amt des stellv. Ministerpräsidenten wurde seine Parteigenossin, Wirtschaftsministerin Jadwiga Emilewicz. Was in den erfahrenen Politiker Gowin plötzlich gefahren war, bleibt bis dato unergründlich. 

Briefwahl in Corona-Zeiten. Nachdem Gowins Idee scheiterte, brachte Recht und Gerechtigkeit eine Wahlgesetznovelle auf die Sejm-Tagesordnung: Der neue Staatspräsident soll dieses Mal, ausnahmsweise, ausschließlich per Briefwahl gewählt werden. Gegen 22 Uhr verabschiedete der Sejm mit einer denkbar knappen Mehrheit von 230 gegen 226 Stimmen die entsprechende Änderung des Wahlgesetzes.

Staatspräsident Andrzej Duda hat heute per Videoschaltung mit zwei von den 15 Ärzten und Rettungssanitätern der polnischen Armee gesprochen, die in Brescia in der italienischen Lombardei im Einsatz sind, wo die Corona-Epidemie am schlimmsten wütet. Die Polen haben hier in einem Feldlazarett eine Zwölf-Betten-Station übernommen, die sie in drei Schichten vollumfänglich betreiben.

Dudas Gesprächspartner lobten die Opferbereitschaft und die unermüdliche Arbeit des italienischen medizinischen Personals in den höchsten Tönen. Sie schilderten die Lage als dramatisch.

Auf die Frage des Staatspräsidenten nach den Ursachen einer derart heftigen Ausbreitung der Seuche gerade in Italien, sagte einer der Ärzte: „Das hat mit dem hiesigen Lebensstil zu tun. Man lebt hier in Großfamilien. Der Kontakt zwischen Großeltern und Enkelkindern ist sehr eng. Gerade Kinder, die die Corona-Infektion oft ohne Beschwerden überstehen, stecken Erwachsene an.

Was wir hier gesehen haben, bestärkt uns in der Überzeugung, dass man die Kontaktsperren und Ausgehverbote unbedingt einhalten sollte“, so der Arzt.

Zwei prominente polnische Corona-Kranke sind wieder wohlauf. Heute wurde bekanntgegeben, dass der Generalinspekteur der polnischen Armee, General Jarosław Mika (57 J.), den Dienst wieder aufgenommen hat.

General Jarosław Mika.

Mika hatte sich am 12.03. bei einem Nato-Treffen in Wiesbaden angesteckt, und zwar beim Chef des Generalstabes der italienischen Armee General Salvatore Farina. „Er hat mich angerufen“, so Mika, „und gesagt: »Bitte entschuldige Jarosław, ich habe dich angesteckt.« Ich habe ihm darauf geantwortet: »Salvatore, du kannst doch nichts dafür, außerdem geht es mir gut, ich habe keine Symptome.« „

Umweltminister Michał Woś.

Auch Umweltminister Michał Woś (29 J.) ist wohlauf und wieder im Dienst. Er hatte sich am 13.03. angesteckt und musste einige Tage später künstlich beatmet werden. Sein Zustand war eine Zeit lang sehr kritisch. Angesteckt hatten sich auch seine kleine Tochter und seine schwangere Ehefrau. Inzwischen gelten sie alle als geheilt. Weil sich Woś infiziert hatte, musste sich die gesamte polnische Regierung am 17.03. einem Corona-Test unterziehen. Alle Test-Ergebnisse waren negativ.

Sonntag, 5. April 2020

Infizierte: 4.102   Gestorben: 94

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.434 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 131.888 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Genesene: 134.

♦ Der Tod mäht unermüdlich. Ein neuer trauriger Rekord: fünfzehn Verstorbene. 

In Radom – Mittelpolen: zwei Frauen – 51 und 46 Jahre, zwei Männer – 77 und 71 Jahre. In Kraków: eine Frau – 41 Jahre, ein Mann – 84 Jahre. In Wrocław/Breslau: eine Frau – 71 Jahre, ein Mann – 74 Jahre. In Warschau: eine Frau – 89 Jahre, ein Mann – 66 Jahre. In Poznań: ein Mann – 71 Jahre. In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau -77 Jahre. In Polanica Zdrój/Bad Altheide – Niederschlesien: ein Mann – 59 Jahre. In Łomża –  Mittelpolen: ein Mann – 82 Jahre. In Przemyśl – Südostpolen: eine Frau – 86 Jahre. R.I.P.

♦ Zum ersten Mal seit Menschengedenken konnte in Polen der Einzug Jesu Christi in Jerusalem und zugleich der Beginn der Karwoche nicht mit Palmweihen- und Prozessionen gefeiert werden. Die Kirchen sind zwar geöffnet, aber es dürfen sich in ihnen höchstens fünf Gläubige gleichzeitig aufhalten.

Vielerorts wurden auch unter diesen Umständen ein Dutzend Messen und mehr abgehalten. Den Rekord hat heute zweifelsohne die Pfarrgemeinde Muttergottes Unserer Lieben Frau von Leiden in dem Siebentausend-Seelen-Dorf Mierzyn/Möhringen bei Szczecin/Stettin aufgestellt. Dort wurden 46 Messen gefeiert.

Messe in der Kirche von Mierzyn.

Die vier einfallsreichen Gemeindepfarrer haben vorab im Internet Anmeldungen gesammelt. Messen wurden jede Stunde an vier Stellen gehalten: in der Kirche, in zwei Zelten unweit der Kirche und im Pfarrbüro. So konnten wenigstens 230 Gläubige zur Messe kommen. In Mierzyn (fonetisch Meschin) gibt es zwei katholische Pfarrgemeinden, die jeweils etwa die Hälfte der Einwohner seelsorgerisch betreuen.

Messe im Zelt. Mierzyn.

Zwar darf ein katholischer Pfarrer, nach kanonischem Recht, nur eine, in besonderen Fällen zwei Messen am Tag zelebrieren. Diesmal jedoch, in Anbetracht der Lage, hat der örtliche Bischof den Pfarrern von Mierzyn einen Dispens erteilt.

♦ „Wir kämpfen darum mit Zähnen und Klauen“, so kommentierte heute vor der Presse Gesundheitsminister Łukasz Szumowski die gestrige Nachricht, dass 32 Millionen medizinische Schutzmasken, 28 Millionen Masken mit Schwebstofffiltern, 17,5 Millionen Einmalhandschuhe, 2 Millionen Schutzbrillen, 1,5 Millionen Schutzanzüge und 300.000 Tests in kurzer Zeit in Polen eintreffen werden.

Gesundheitsminister Łukasz Szumowaski.

„Wir sind ständig weltweit auf der Suche: in China, in Indien, Bangladesch, in den USA, in der Türkei. Die Lieferungen werden ständig eingeflogen. Gestern und heute sind bereits 7 Millionen Masken an die Krankenhäuser gegangen, damit Patienten und Personal besser geschützt sind. Inzwischen sind wir in der komfortablen Lage große Vorräte zu haben“, so Szumowski. 

Die ersten drei Isolierhäuser in Warschau und in den benachbarten Städten Płock (fonetisch Puotsk) und Siedlce wurden heute in Betrieb genommen. Sie befinden sich in der Nähe von Corona-Seuchenkrankenhäusern. In Warschau ist es ein Hotel, in den beiden anderen Städten sind es Studentenheime.

Dorthin eingewiesen werden Infizierte mit einem leichten Krankheitsverlauf, Personen die in Verdacht stehen, sich angesteckt zu haben, bei denen ein Test verfrüht wäre, und Personen, die die angeordnete häusliche Quarantäne nicht antreten können, weil sie z. B. zu beengt wohnen.

Entlassen wird man aus dieser Isolierung erst, nachdem zwei Tests auf das Corona-Virus negativ ausgefallen sind. Die Kosten des Aufenthaltes trägt der Nationale Gesundheitsfonds. In den nächsten Tagen werden einige Dutzend solcher Isolierhäuser in ganz Polen eingerichtet.

Die Rückholaktion „Lot do domu“/„Heimflug“ ist beendet. Heute landeten in Warschau die letzten sieben Flugzeuge mit Polen, die in der Corona-Zeit weit weg von zuhause gestrandet sind. Seit dem 15.03. hat die polnische Fluggesellschaft LOT mit 388 Sonderflügen gut 55.000 Polen und 2.000 andere EU-Bürger von 71 Orten auf der ganzen Welt nach Warschau gebracht. Angeflogen wurden, neben vielen europäischen Städten, u. a. solche Fernziele wie Bali, Colombo, Sydney, San Franzisco, Kapstadt, Hanoi oder Singapur.

Die Aktion wurde vor Ort von den polnischen Botschaften und Konsulaten organisiert und von einem Krisenzentrum des Außenministeriums aus geleitet.

Es galten Standardpreise. Zwischen 400 und 800 Zloty (aktuell ca. 90 bis 180 Euro) innerhalb Europas. 1.600 bis 2.400 Zloty (aktuell ca. 360 bis 550 Euro) von Übersee. Die Kostendifferenz zahlte der Staat.

♦ Das große Desinfizieren der Großstädte hat begonnen. In Warschau, Kraków, Poznań, Wrocław und Lublin sind Trupps mit Sprühgeräten unterwegs, um besonders frequentierte Haltestellen, Umsteige-Knotenpunkte, Bahnhöfe und vor allem Straßenbahnen und städtische Busse zu entkeimen.

Die Maßnahme wird von den Kommunen organisiert, deswegen unterscheiden sich die angewendeten Mittel zur Desinfizierung, die Arbeitsweise- und Organisation voneinander. Nur in Warschau z. B. wird mit ozonhaltigem Wasser entkeimt. In Poznań ist es die Feuerwehr, die desinfiziert, in Kraków sind die städtischen Reinigungswerke damit beauftragt und in Warschau führt eine Privatfirma die Arbeiten durch.

Samstag, 4. April 2020

Infizierte: 3.627   Gestorben: 79

♦ Am Morgen gab das Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.303 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 160.587 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Zum ersten Mal wurde die Zahl der Genesenen angegeben: 116.

♦ Es gibt heute den Tod von acht  Menschen zu beklagen. 

In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: zwei Frauen – 88 und 75 Jahre, ein Mann – 70 Jahre, In Częstochowa/Tschenstochau: eine Frau  – 67 Jahre. In Bytom/Beuthen – Oberschlesien: ein Mann – 59 Jahre.  In Bielsko-Biała/Bielitz-Biala: eine Frau – 85 Jahre. In Ostróda/Osterode: ein Mann – 74 Jahre. In Poznań: ein Mann – 81 Jahre. R.I.P.

♦ Eine große Anzahl an Schutzartikeln soll in den nächsten Tagen und Wochen Polen erreichen.

Der Leiter der Kanzlei des Ministerpräsidenten (entspricht dem Chef des Bundeskanzleramtes in Deutschland) Michał Dworczyk trat heute vor die Presse und gab bekannt, was die Regierung in den letzten zehn Tagen eingekauft hat.

Michał Dworczyk.

Es sind: 32 Millionen medizinische Schutzmasken, 28 Millionen Masken mit Schwebstofffiltern, 17,5 Millionen Einmalhandschuhe, 2 Millionen Schutzbrillen und 1,5 Millionen Schutzanzüge sowie 300.000 Tests. Das alles wird dringend benötigt, weil sich die Epidemie in Polen schnell entwickelt und der Verbrauch mit jedem Tag steigt.

♦ Die EU-Kommission hat das polnische staatliche Hilfspaket für Unternehmen genehmigt.

Das umfangreiche Unterstützungsprogramm der polnischen Regierung für die Wirtschaft im Wert von 212 Milliarden Zloty (aktuell ca. 47 Milliarden Euro), das der Sejm am 31.03. verabschiedet hat, beinhaltet einen Fonds von 22 Milliarden Zloty (aktuell ca.4,8 Milliarden Euro) an Direkthilfen für große und mittlere Unternehmen. Aufgrund der EU-Wettbewerbspolitik sind solche Maßnahmen genehmigungspflichtig.

Bis Jahresende sollen, für maximal zwei Jahre, staatliche Garantien für Investitions- und Betriebsmittelkredite erteilt werden. Vorgesehen sind außerdem direkte Zuschüsse, Kapitalspritzen, Steuervergünstigungen, Vorschüsse von bis zu umgerechnet 800.000 Euro bei Staatsaufträgen, staatliche Bürgschaften für kurzfristige Exportkredite.

♦ Du sollst die EU loben! Das ist das unausgesprochene Motto eines Mahnbriefes der EU-Kommission an die polnische Regierung, der heute publik geworden ist.

In Polen, so die Absender, sei „eine Neigung zu beobachten, die Rolle der EU bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie kleinzureden, die EU-Hilfe zu relativieren oder ganz und gar zu verschweigen“.

„Wir haben bemerkt“, so die EU-Mahner weiter, „dass einige Verwaltungsbehörden die Öffentlichkeit nicht über die bedeutende EU-Hilfe bei der Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie aufklären, so wie es die EU-Kommunikationsanforderungen vorsehen. Das gilt auch für diesbezügliche Inhalte in den digitalen Medien“.

Die Mahner weisen darauf hin, dass Polen von der EU 7,5 Milliarden Euro „Corona-Geld“ bekommen habe. Die Wirklichkeit sieht jedoch ernüchternder aus. Die EU-Kommission hat erlaubt, diese Summe aus den bereits bewilligten EU-Geldern, die eigentlich für andere Zwecke bestimmt waren, für die Behebung der Auswirkungen der Epidemie auszugeben.

Ein polnischer Kommentator beschrieb die Situation sehr bildlich. „Du hast vom Sozialamt 50 Zloty für eine neue Hose erhalten. Bald darauf bekommst du die Nachricht, das Amt hat umdisponiert: du sollst dir dafür eine Mütze kaufen. Geplant war, dass du einen warmen Hintern haben solltest und kalte Ohren. Jetzt friert dir der Hintern statt der Ohren ab.“

Polen ist bis jetzt das einzige Land, das derart abgemahnt wurde. In Warschau wartet man jetzt gespannt darauf, wann die Italiener eine Abmahnung aus Brüssel wegen mangelnder Begeisterung für die Corona-EU-Hilfe bekommen.

♦ Strafgefangene dürfen bis auf Weiteres nicht mehr außerhalb der Gefängnisse arbeiten. Auch die letzten 400, die es bisher taten, müssen nun in ihren Zellen bleiben. Normalerweise gehen an die 10.000 Gefangene in Polen jeden Tag nach draußen zur Arbeit.

Strafvollzugsbeamte müssen ab sofort ihren Dienst mit Gesichtsmasken versehen.

In allen 172 polnischen Strafanstalten befinden sich im Augenblick mehr als 75.000 Untersuchungsgefangene und Häftlinge.

Freitag, 3. April 2020

Infizierte: 3.383   Gestorben: 71 

♦ Am Morgen gab des Gesundheitsministerium bekannt: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.158 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 174.997 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne.

♦ Den gestrigen traurigen Rekord hat der Tod heute wieder aufgestellt. Es sind vierzehn Menschen gestorben. 

In Poznań: zwei Frauen – 87 und 68 Jahre, zwei Männer – 71 und 66 Jahre. In Bytom/Beuthen – Oberschlesien: zwei Frauen  – 89 und 80 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: ein Mann – 75 Jahre. In Racibórz/Ratibor – Oberschlesien: eine Frau – 87 Jahre. In Lublin: ein Mann – 82 Jahre. In Grudziądz/Graudenz: eine Frau – 80 Jahre. In Kraków: ein Mann – 87 Jahre. In Łódź/Lodsch: ein Mann – 72 Jahre. In Zgierz bei Łódź/Lodsch: ein Mann – 75 Jahre. In Katowice/Kattowitz: ein Mann – 67 Jahre. R.I.P.

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus bedankte sich in einem Brief bei Staatspräsident Andrzej Duda für seinen Einsatz bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie.

„Ihre starke Stimme in den Medien und Ihr Vorgehen bei der Erfüllung Ihrer offiziellen Pflichten sind ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Corona-Epidemie. Sie wird unsere Generation dauerhaft prägen.“

Ein Sprecher Dudas sagte, der Staatspräsident habe den Brief mit Freude und Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen. Er werde dem WHO-Generaldirektor  in den nächsten Tagen – in einem Antwortschreiben – die Epidemie-Situation in Polen ausführlich schildern.“

♦ Die polnischen Lehren aus der Epidemie-Bekämpfung in Italien schilderte öffentlich General Grzegorz Gielerak, Kommandant des Militärischen Medizinischen Instituts in Warschau.

General Grzegorz Gielerak.

Am 30.03. sind 5 Ärzte und 10 Rettungssanitäter der polnischen Armee von Warschau nach Bergamo abgeflogen. Die Gruppe wird in Brescia in der italienischen Lombardei eingesetzt, wo die Corona-Epidemie am schlimmsten wütet. Die Polen haben hier in einem Feldlazarett eine Zwölf-Betten-Station übernommen, die sie in drei Schichten vollumfänglich betreiben.

Gieleraks Thesen:

• Wir haben unseren Hilfstrupp nach Italien geschickt, um zu helfen und um die italienischen Erfahrungen bei der Epidemie-Bekämpfung kennenzulernen.

Die polnische Intensivstation in Brescia.

• Schon in der Vorbereitungsphase konnten wir minutiös studieren, wie die Italiener ihre Feldlazarette errichten und betreiben. Wir haben von ihnen die gesamte Dokumentation, einschließlich der Baupläne, bekommen.

• Die Italiener sind sehr schnell davon abgekommen, was die Spanier immer noch tun: der Errichtung von Riesenlazaretten für 1.000 und mehr Patienten. Auch Zelt- und Containerkrankenhäuser haben sich als unbrauchbar erwiesen.

• In Italien werden jetzt, in bestehenden Hallen oder solchen, die sich schnell bauen lassen, Intensivstationen für bis zu 100 Corona-Kranke, die vor allem der Beatmung bedürfen, geschaffen.

• Alle anderen Kranken in Quarantäne, sei es auf dem Weg der Besserung oder Infizierte. die keine Symptome aufweisen, werden von mobilen Ärzteteams betreut.

• Neben den organisatorischen, sind die medizinischen Erfahrungen der italienischen Kollegen sehr hilfreich. So zum Beispiel, dass es in jedem solchen Intensivmedizin-Zentrum einen Computertomografen geben muss, der  sich für die Begutachtung der Lunge eignet. Oft ist nämlich bei Corona-Kranken eine Lungenembolie die Todesursache.

• Sie haben herausgefunden, dass die normalerweise vorsorglich  verabreichten Dosen von Gerinnungshemmern  völlig wirkungslos bleiben. Deswegen kommt es zur Lungenembolie. Prophylaktisch wirken erst Dosen, die normalerweise bei der Heilung einer Embolie verwendet werden.

• Auf die italienischen Intensivstationen gelangten zuerst nur ältere Patienten. Heute sind es zunehmend Jugendliche und Kinder. Die These, dass Corona sie nicht befällt, hat sich als falsch erwiesen. Der junge Organismus leistet dem Virus länger Widerstand, aber irgendwann kapituliert auch er vor ihm.

• Tückisch am Corona-Virus ist, dass es die Atemwege schwer schädigt und der Patient am Anfang nichts davon mitbekommt. Es geht ihm gut. Plötzlich, manchmal innerhalb von 20 bis 30 Minuten, kommt es zum Zusammenbruch und der Patient muss sofort auf die Intensivstation gebracht werden. Dann aber ist es meistens schon zu spät.

• Die Italiener haben ihr eigenes, wirksames Modell der Beobachtung entwickelt, mit Röntgen- und Sauerstoffsättigungs-Untersuchungen. Sie wissen rechtzeitig, wann der Patient von der Quarantäne auf die Intensivstation verlegt werden muss.

♦ Die italienischen Kollegen arbeiten sehr aufopferungsvoll und sie haben uns sehr geholfen, sich auf den Höhepunkt der Corona-Erkrankungen in Polen besser vorzubereiten, so General Gielerak.

Ein neuartiges System der Desinfizierung ist in der Stadt Stalowa Wola in Südostpolen zum Einsatz gekommen.  Eine umgebaute Schneekanone ermöglicht die weitflächige Desinfizierung von Fahrbahnen und Bürgersteigen.

Die mobile Desinfizierungskanone wird gespeist aus 19 Behältern, jeder mit 1.000 Litern Flüssigkeit. Das reicht für eine Strecke von 30 Kilometern. Besprüht wird ein Streifen von 8 Metern Breite. Pro Minute entstehen etwa 10 Milliarden Tröpfchen, was eine weitgehend gleichmäßige Verteilung  des Desinfektionsmittels gewährleistet.

Donnerstag, 2. April 2020

Infizierte: 2.946   Gestorben: 57 

♦ Der bis dato abendliche Bericht des Gesundheitsministeriums erscheint ab sofort am Morgen des Folgetages. Hier die neuesten Angaben: In Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 2.317 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 183.095 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne.

♦ Es werden mit jedem Tag mehr. Ein neuer trauriger Rekord. Vierzehn Menschen haben heute nicht überlebt.

In Bolesławiec/Bunzlau – Niederschlesien: eine Frau – 77 Jahre, ein Mann – 61 Jahre. In Radom – Mittelpolen: zwei Frauen – 83 und 77 Jahre. In Kraków: zwei Männer – 61 und 58 Jahre. In Limanowa bei Kraków: eine Frau 87 Jahre. In Kędzierzyn-Kożle/Kandrzin-Cosel b. Opole/Oppeln: ein Mann – 65 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: ein Mann – 59 Jahre. In Łańcut – Südostpolen: eine Frau – 88 Jahre. In Koszalin/Köslin: ein Mann – 58 Jahre. In Poznań: ein Mann – 65 Jahre. In Pleszew bei Poznań: ein Mann – 75 Jahre.  In Warschau: ein Mann – 77 Jahre. R.I.P.

♦ Wie geht es weiter? Das renommierte Warschauer Prognose-Institut ExMetrix hat seine viel beachtete Vorhersage zum Verlauf der Corona-Epidemie in Polen vorgestellt. Seine Thesen:

• Den Höhepunkt der Epidemie, mit insgesamt etwa 9.000 Erkrankungen, wird Polen um den 20.04. erreichen.

• Danach wird sich deren Zahl verringern.

• Zwischen der ersten festgestellten Erkrankung und dem Höhepunkt, werden in Polen 48 Tage vergehen. In China waren es 40 Tage.

• Der tägliche Zuwachs wird dei maximal bei 500 Neuerkrankungen liegen.

• Damit das Land auf diese Weise die Epidemie einigermaßen glimpflich übersteht, ist die strikte Einhaltung aller jetzt in Polen geltenden Einschränkungen notwendig.

♦ Im Verlauf der intensiven Diskussion, ob die für den 10.05. anberaumten Präsidentschaftswahlen wegen der Corona-Epidemie verlegt werden sollen, wurde mit Interesse vermerkt, dass die für den 15.04. geplanten Parlamentswahlen in Südkorea stattfinden sollen.

Der dortige Wahlkampf wurde auf nur zwei Wochen beschränkt und wird fast ausschließlich in den traditionellen und den digitalen Medien stattfinden. Vor dem Betreten der Wahllokale soll jedem Wähler das Fieber gemessen werden.  Gesichtsmasken  und Einmalhandschuhe sind in den Wahllokalen Pflicht.

Der Stand von heute in Südkorea: knapp 10.000 Erkrankungen, 158 Verstorbene.

In Polen erwägt die Regierung die Präsidentschaftswahlen ausschließlich per Briefwahl durchzuführen, so wie vor Kurzem bei der zweiten Runde der Oberbürgermeisterwahlen in München geschehen.

♦  Exportverbote. Mit einer neuen Verfügung, die heute in Kraft tritt, hat der Gesundheitsminister die bestehenden Exportverbote von medizinischen Schutzartikeln bestätigt und teilweise erweitert.

Verboten ist die Ausfuhr • jeglicher medizinischer Kopfbedeckung (Astrohauben, Baretthauben, Doktorhauben, Kopftücher, OP-Hauben, Schwesternhauben) • OP-Kittel und jegliche andere OP-Kleidung • alle Arten medizinischer Handschuhe • Schuhüberzieher für den medizinischen Gebrauch• Gesichtsmasken • elektronische Fieberthermometer.

In 24 von insgesamt 172 polnischen Gefängnissen rattern inzwischen die Nähmaschinen. Jeden Tag entstehen so 50.000 Gesichtsmasken, 1.200 Arztkittel und 350 Schutzanzüge. Das gab heute Oberstleutnant Elżbiera Krakowska, Pressesprecherin der Generaldirektion der Justizvollzugsanstalten bekannt. Zudem läuft gerade in der JVA Wołów/Wohlau in Niederschlesien die Herstellung eines Desinfektionsmittels an. Die monatliche Produktion soll sich auf 80.000 Liter belaufen.

In allen 172 polnischen Strafanstalten befinden sich im Augenblick mehr als 75.000 Untersuchungsgefangene und Häftlinge.

♦ Am Montag, 30.03. sind 5 polnische Ärzte und 10 Rettungssanitäter der polnischen Armee von Warschau nach Bergamo abgeflogen. Sie wurden am Flughafen vom italienischen Botschafter in Polen Aldo Amato (oben u. unten l. im Bild) verabschiedet. 

Die Gruppe ist inzwischen in Brescia in der italienischen Lombardei angekommen, wo die Corona-Epidemie am schlimmsten wütet. Die Polen haben hier in einem Feldlazarett eine Zwölf-Betten-Station übernommen, die sie in drei Schichten vollumfänglich betreiben.

Mittwoch, 1. April 2020

Infizierte: 2.554   Gestorben: 43

♦ Der abendliche Bericht des Gesundheitsministeriums ist bis 24.00 Uhr nicht erschienen. 

♦ Der Tod schöpfte heute aus dem Vollen. Ein trauriger Rekord. Es sind zehn Todesopfer zu beklagen. 

In Poznań: eine Frau – 80 Jahre, zwei Männer -94 und 77 Jahre. In Tychy/Tichau – Oberschlesien: zwei Männer 68 und 51 Jahre. In Radom – Mittelpolen eine Frau 59 Jahre, ein Mann 61 Jahre. In Zgierz bei Łódź – Mittelpolen: eine Frau 75 Jahre, In Puławy – Mittelpolen: eine Frau 87 Jahre. In Warschau: ein Mann 83 Jahre. R.I.P.

♦ Bis heute früh wurden in Polen 55.801 Corona-Tests durchgeführt, dies gab das Gesundheitsministerium im Verlauf des Tages bekannt. Die Tageszahlen steigen kontinuierlich. Seit Montag, 29.03. liegen sie bei knapp 5.000  entnommenen und untersuchten Proben pro Tag. Das geschieht in 45 Laboren. Darunter sind zwei, die die Armee zur Verfügung gestellt hat.

Was die Auswertung der Corona-Tests durch die Labore angeht gibt es noch Reserven, die bald zum Einsatz kommen sollen. So verfügt die Polnische Akademie der Wissenschaften über 67 Apparate, die aktuell zur Durchführung von Gentests genutzt werden. Es laufen intensive Gespräche wie und wo sie zur Auswertung der Tests auf das Corona-Virus genutzt werden sollen. Noch in dieser Woche werden ebenfalls die kriminaltechnischen Labore der Polizei dazu stoßen.

Die Ausrüstung ist das eine, aber es muss auch genügend geschultes Laborpersonal geben, so dass die Labore rund um die Uhr arbeiten können. Das ist im Augenblick nicht überall gewährleistet. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass die Zahl der Corona-Tests auf bis zu 20.000 pro Tag in den nächsten zwei Wochen   ansteigen wird.

♦ Was kann Polen der Epidemie entgegenstellen? Gesundheitsminister Łukasz Szumowski hat in einem Presseinterview Bilanz gezogen.

Łukasz Szumowski

Szumowskis Thesen: 

• 19 Krankenhäuser sind ausschließlich in Corona-Krankenhäuser umgewandelt worden.

• Sie verfügen über 10.000 Betten, von denen 7.000 sofort belegt werden können. Um die 1.000 Betten sind mit stationären Beatmungsgeräten ausgestattet. Bis jetzt sind um die 2.000 Betten belegt.

•Die Gesamtzahl der Beatmungsgeräte beträgt in Polen 10.000. Sie wurden inzwischen gleichmäßig auf das ganze Land verteilt. Aus Italien und Spanien wissen wir, dass etwa 10 Prozent der Patienten einer Dauerbeatmung bedürfen.

• Bis zu 10.000 Corona-Patienten kann das polnische Krankenhauswesen ohne Probleme aufnehmen. Wenn es deutlich mehr werden sollten, bekommen wir italienische oder spanische Verhältnisse.

• Die Corona-Krankenhäuser erhalten eine Sonderfinanzierung. Ein solches Krankenhaus mit etwa 400 Betten bekommt für die Bereitstellung zusätzlich 1,5 Millionen Zloty (aktuell ca. 330.000 Euro) im Monat sowie 450 Zloty (aktuell ca. 100 Euro) pro Tag für jeden Corona-Patienten. Das sind weitere 5,5 Millionen Zloty im Monat, vor allem für die Aufstockung der Gehälter. Wir haben das gesamte Personal dieser Krankenhäuser zusätzlich unfallversichert. Die Schwerstarbeit in den Corona-Krankenhäusern wird gut bezahlt.

• Der Weltmarkt für Schutzkleidung ist unberechenbar. Es herrschen die Gesetze des Dschungels. Wir kaufen in großem Stil ein, aber generell ist der Bedarf noch größer. Die Seuchenkrankenhäuser werden vorrangig beliefert. Sie haben bis jetzt 770.000 Vollgesichtsmasken, 260.000 Halbmasken und 150.00 Schutzanzüge bekommen.

Amerikanische Truppen bleiben in Polen, sagte heute die US-Botschafterin bei der Nato, Kay Bailley Hutchinson auf einer Pressekonferenz im Nato-Hauptquartier in Brüssel.

Zwar wurde das Nato-Großmanöver „Defender-Europe 20“, bei dem 20.000 US-Soldaten, samt Waffen und Gerät, aus den USA an  die Nato-Ostflanke verlegt werden sollten, wegen der Corona-Epidemie Anfang März abgesagt.

Kay Bailley Hutchinson

„Es ist jedoch nicht die richtige Zeit, um die Truppen zu reduzieren. Natürlich wollen wir sie schützen und betreuen sie in der Zeit der Epidemie. Wir bleiben zugleich weiterhin engagiert, wenn es um die  Sicherheit Polens, der baltischen Staaten und anderer Verbündeter geht. Das gilt auch für unsere Partner, wie die Ukraine oder Georgien. Wir ändern nichts und wir werden Europa ganz sicher nicht verlassen“, sagte Hutchinson.

In Polen sind im Augenblick 5.500 US-Soldaten stationiert.

Dienstag, 31. März 2020

Infizierte: 2.311   Gestorben: 33

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.929 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 171.994 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 163.789 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage)

♦ Heute war der Tod ein wenig gnädiger mit uns als gestern. Zwei Todesopfer.

Gestorben sind eine 70-Jährige in Tychy/Tichau – Oberschlesien und ein 37-Jähriger in Warschau. R.I.P.

♦ Neues Leben im Corona-Seuchenkrankenhaus von Zgierz (fonetisch Sgesch) unweit von Łódź/Lodsch. Wie erst heute bekanntgegeben wurde, kam dort am Samstag, 28.03. Klara auf die Welt, ein gesundes Baby coronainfizierter Eltern.

Wie in solchen Fällen vorgeschrieben, war es eine Kaiserschnitt-Geburt, auf die sich das Team im Kreißsaal gut vorbereiten musste. Eine Entbindung im kompletten Schutzanzug und mit mehrfach Schutzhandschuhen an den Händen vorzunehmen ist eine enorme Herausforderung. Zudem darf sich das Kind nicht anstecken und muss von der Mutter sofort getrennt werden.

Mutter und Kind geht es gut. Kontakt gehalten wird jedoch nur mittels Handyfotos- und Videos,

♦ Zusätzliche Verbote und Einschränkungen hat heute Mittag Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bekannt gegeben.

Es gab vor allem an den Wochenenden zu viele Spaziergänger, Radfahrer, Jogger in Parks und Naherholungsgebieten, sagte Morawiecki. Ebenfalls mussten einige Lücken im Handel und im Dienstleistungssektor geschlossen werden. Des Weiteren war erforderlich Kinder und Jugendliche zu disziplinieren. Daraus ergab sich

der neue Verbots-Katalog:

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre dürfen sich nur noch in Begleitung Erwachsener draußen aufhalten. • Parks, Grünanlagen, Naherholungsgebiete sind gesperrt • Fahrrad- und Rollerverleiher müssen schließen • Geschlossen werden Friseur-, Massage -, Piercing-, und Kosmetiksalons. Diese Dienstleistungen dürfen auch nicht privat beim Kunden zuhause erbracht werden •  In Hotels, Pensionen, Herbergen usw. dürfen nur noch Dienstreisende, medizinisches Personal oder  Personen in Quarantäne übernachten. Alle anderen Gäste müssen bis zum 02.04. ausziehen.

• An Wochenenden bleiben alle Baumärkte geschlossen. • Ab dem 02.04. müssen alle Einkäufe mit Einmalhandschuhen getätigt werden. • Von 10.00 bis 12.00 Uhr sind alle Geschäfte, Apotheken und Dienstleistungen nur für Senioren ab 65 Jahren zugänglich • In allen Geschäften dürfen sich maximal dreimal so viele Kunden aufhalten, wie es Kassen (auch nicht besetzte) im Laden gibt.

♦ Kurz nach der Neue-Verbote-Pressekonferenz des Ministerpräsidenten meldeten sich, unabhängig voneinander,  Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak und der Sprecher der Hauptkommandantur der Polizei zu Wort.

Daraus ergab sich das neue Bild der Kontrollmaßnahmen:

Militärpolizisten bzw. Soldaten der Territorialtruppen werden im ganzen Land gemeinsam mit Polizisten auf Streife geschickt • Orte, an denen sich für gewöhnlich Jugendliche, Frischluft-Alkoholgenießer usw. treffen, werden besonders oft aufgesucht. • Drohnen, Hubschrauber und Streifen zu Pferd sollen ausgedehnte Grünareale überwachen • Ein Schwerpunkt bleiben scharfe Kontrollen von Personen in häuslicher QuarantänePassanten müssen darauf gefasst sein von Streifen kontrolliert zu werden.

♦ Das 50-Milliarden-Euro-Hilfspaket für die Wirtschaft steht bereit. 

Nach der Verabschiedung durch den Sejm am 28.03. wurde das Hilfspaket gestern in der zweiten Kammer, dem Senat, diskutiert. Dort verfügt die Opposition über eine hauchdünne Mehrheit. Sie hat dem Paket etliche neue Bestimmungen hinzugefügt, die die Kosten erheblich vergrößern.

Heute um 16 Uhr versammelte sich erneut der Sejm, unter Einhaltung noch schärferer  Anti-Corona-Maßnahmen als bisher. Im Plenarsaal saßen nur 12 Abgeordnete, Vertreter aller Fraktionen und Gruppen. Alle anderen waren auf verschiedene Räume im Gebäude verteilt und folgten der Debatte auf Fernsehschirmen. Es wurde elektronisch abgestimmt.

Der Sejm lehnte mit den Stimmen der Regierungsmehrheit die meisten Änderungsvorschläge des Senats ab und verabschiedete abschließend das Hilfspaket mit geringfügigen Korrekturen.

Staatspräsident Andrzej Duda unterzeichnet das Hilfspaket.

Staatspräsident Andrzej Duda hat es noch am heutigen Abend unterzeichnet. Mit der morgigen Veröffentlichung im Gesetzblatt der Republik Polen tritt das Hilfspaket in Kraft.

Inhalt des Hilfspakets siehe unter 28. März.

♦ Erfolgreich durchgeführte zweite Runde der Oberbürgermeisterwahlen in München erfreute heute Jarosław Kaczyński und die Seinen. Der Vorgang wurde in Polen mit  Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen.

Die regierenden Nationalkonservativen  möchten die polnischen Präsidentschaftswahlen, wie geplant, am 10.05. durchführen. Die Opposition, deren fünf Kandidaten dramatisch schlecht in allen Meinungsumfragen abschneiden, will sie unter Berufung auf die Epidemie, verlegen. Ihr Kalkül: später, sollten eine von ihr erhoffte Epidemie-Ermüdung sowie  wirtschaftliche Probleme zunehmen, könnte sie die Wahlen doch noch gewinnen.

Um das Epidemie-Argument zu entkräften, haben die Nationalkonservativen im Sejm die, bisher in Polen nicht praktizierte, Briefwahl für Personen in Quarantäne und alle Wahlberechtigten über 60 Jahre verabschiedet. Heute haben sie einen weiteren Wahlgesetz-Änderungsvorschlag nachgereicht, der die Briefwahl für alle vorsieht.

In München gab es, epidemiebedingt, ausschließlich Briefwahl, an der 51 Prozent der Berechtigten (1,1 Millionen Menschen) teilnahmen. Es wurden 99,7 Prozent gültige Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde hatte 49 Prozent betragen. Was in München gelang, müsste auch in Polen gelingen.

♦ Heute früh landete in Warschau ein Transportflugzeug aus China mit Anti-Corona-Gütern: 10.000 zertifizierten Corona-Tests, 20.000 Gesichtsmasken, 5.000 Schutzanzügen, Schutzhandschuhen, Desinfektionsmitteln. Es ist eine Spende der chinesischen Regierung. Außenminister Jacek Czaputowicz schickte ein Dankestelegramm an seinen chinesischen Amtskollegen.

Parallel dazu landen in Warschau täglichTransportflugzeuge mit chinesischen Anti-Corona-Gütern, die die polnische Regierung für 5,5 Millionen US-Dollar gekauft hat.

Montag, 30. März 2020

Infizierte: 2.055   Gestorben: 31

♦ Der abendliche Bericht des Gesundheitsministeriums ist heute nicht erschienen. 

♦ Ein tragischer Tag. Neun Verstorbene. 

Es starben eine 87-Jährige, eine 73-Jãhrige und ein 71-Jähriger in Radom – Mittelpolen. Eine 83-Jährige und eine 73-Jährige in Tychy/Tichau – Oberschlesien. Eine 32-Jährige und ein 80-Jähriger in Łańcut – Südostpolen. Ein 71-Jähriger in Poznań und ein 60-Jähriger in Biłgoraj – Südostpolen. Alle hatten schwere Vorerkrankungen, zumeist weit fortgeschrittenen Krebs, so das Gesundheitsministerium. R.I.P.

Ernst der Lage. Gegen Mittag meldete sich in einem Gespräch mit der Polnischen Presseagentur PAP Gesundheitsminister Łukasz Szumowski zu Wort.

Szumowskis Thesen: 

Łukasz Szumowski

• Bis Ende der Woche werden wir einige Tausend Infizierte haben.

• Wir hatten in der letzten Zeit etwa 200 Neuinfizierte pro Tag. Anhand gängiger Epidemie-Modelle kann man hochrechnen, dass es bald pro Tag 300, dann 400 und 500 Neuinfizierte sein werden. In dieser Weise verbreitet sich eine Seuche, bei der eine Person viele Menschen anstecken kann.

•Dank der bisherigen Maßnahmen und dem Verhalten der Bevölkerung, konnten wir bis jetzt die Krankenhäuser vor einer Flut von Infizierten bewahren. Noch können alle behandelt werden, weil es gelingt die Kurve der Neuansteckungen möglichst niedrig zu halten.

• Wir haben aber noch sehr, sehr viele Infizierte, die unerkannt bleiben. Deswegen sehe ich einen drastischen Anstieg der nachgewiesenen Erkrankungen voraus.

• Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man die Kinder nicht nach draußen lassen kann, auf das tägliche Jogging verzichten muss. Dennoch: bitte bleiben Sie zu Hause. Wenn wir uns alle an die Empfehlungen halten, dann wird es einige Wochen und ganz bestimmt nicht Monate oder gar Jahre dauern.

Staatspräsident Andrzej Duda äußerte sich zur Verschiebung der Präsidentschaftswahlen bei einer Q&A Session auf Facebook.

• „Wenn es möglich ist einzukaufen, dann sollte es auch möglich sein ein Wahllokal aufzusuchen, natürlich unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen. Ja, wir haben keine öffentlichen Wahlveranstaltungen mehr, aber es gibt andere Möglichkeiten Wahlkampf zu führen, und ich sehe, dass die anderen Kandidaten ausgiebig Gebrauch davon machen.“

• „Ich wiederhole noch einmal: sollte sich herausstellen, dass es keine Möglichkeit gibt die Wahlen durchzuführen, dann sollte man sie verlegen. Man muss die Lage beobachten. Das Leben und die Gesundheit meiner Landsleute sind von fundamentaler Bedeutung. Sollten sie akut bedroht sein, dann muss man die Wahlen verschieben. Es bleibt die Frage: wie?“

♦ Wie heute bekanntgegeben wurde, hat die Polizei gestern rund 146.000 Personen in häuslicher Quarantäne überprüft. Es sind gesunde Menschen, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sind. Mehr als 700 Personen wurden zu Hause nicht angetroffen. Ihnen drohen Geldstrafen zwischen umgerechnet 1.100 und 6.600 Euro.

♦ Eine Transportmaschine der polnischen Luftwaffe hat heute 5 polnische Ärzte und 10 Rettungssanitäter nach Brescia in der italienischen Lombardei gebracht, wo die Corona-Epidemie am schlimmsten wütet. Es sind freiwillige Armeeangehörige, die zehn Tage lang in einem Feldlazarett arbeiten sollen. Sie haben Schutzausrüstung mitgenommen und werden nach der Rückkehr für 14 Tage in Quarantäne sein. Eine weitere Gruppe Freiwilliger soll sie ablösen.

♦ Ärzte und Krankenschwestern, die in Seuchenkrankenhäusern arbeiten, müssen alle ab sofort ihre weiteren Arbeitsstellen in anderen medizinischen Einrichtungen aufgeben. Eine Krankenschwester hat den Virus ins Seuchenkrankenhaus in Skarżysko Kamienna eingeschleppt: sie hatte sich offensichtlich an ihrer zweiten Arbeitsstelle in Grójec bei Warschau damit infiziert.

Um ihre Einkommen aufzubessern, haben viele polnische Ärzte und Krankenschwestern ein zweites Arbeitsverhältnis. Der Staat wird den Betroffenen ihren Verdienstausfall  bis zum Ende der Epidemie ausgleichen.

Sonntag, 29. März 2020

Infizierte: 1.862   Gestorben: 22

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.879 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 100.215 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 169.092 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage)

Ein trauriger Tag. Vier weitere Todesopfer. 

Am frühen Morgen starb ein 75-Jähriger in Bytom/Beuthen – Oberschlesien. Aus Racibórz/Ratibor – Oberschlesien wurde kurz darauf das Ableben eines 82-Jährigen gemeldet. Am Nachmittag verstarben ein 72-Jähriger in Tychy/Tichau – Oberschlesien und ein 89-Jähriger in Myślenice, unweit von Kraków. R.I.P.

Ein Viertel aller infizierten Polen ist jünger als 30 Jahre. Es ist diejenige Bevölkerungsgruppe, die am häufigsten die Ansteckungsgefahr missachtet, so das Gesundheitsministerium in einer seiner heutigen Stellungnahmen. Es sei notwendig und geplant, sich umgehend der Risikoaufklärung besonders dieser Altersgruppe anzunehmen.

Es ist keine Verschärfung der bestehenden Vorsichtsmaßnahmen geplant. Sie sind streng genug, aber wir werden ihre Einhaltung ab sofort  viel rigoroser durchsetzen, sagte am Abend der stellvertretende Ministerpräsident Jacek Sasin.

Jacek Sasin

Der überwiegende Teil der Bevölkerung verhalte sich mustergültig. Leider beobachten wir, vor allem an Wochenenden, dass sich bei dem neuerdings ausgesprochen strahlenden Wetter immer noch zu viele Menschen in Parks, stadtnahen Wäldern, an der Weichsel in Warschau usw. aufhalten. Wir werden das unterbinden. Wo die Einsicht fehlt, müssen verhältnismäßige Zwangsmaßnahmen zur Geltung kommen: Sperrungen und Bußgelder.

Es werden also vermehrt Polizeistreifen dorthin beordert. Da jedoch die Polizei mit der Überwachung der häuslichen Quarantäne sehr viel zu tun hat, bekommen die Polizisten für ihre Streifengänge Soldaten zugeteilt, so Sasin.

Polens robuste Wirtschaft wird die Corona-Krise einigermaßen heil überstehen,  lautet die Prognose der Ratingagentur Fitch, die seit Freitag in Polen lebhaft kommentiert und analysiert wird. Fitch gab Polen die als gut geltende Note „A- mit stabiler Perspektive“.

Die Gründe für ihre Zuversicht sieht Fitch in folgenden Faktoren: • die Wirtschaft des Landes ist vielfältig • die Binnennachfrage trägt mehr zum Wachstum bei als der Export • der Tourismus spielt eine untergeordnete Rolle • das Land hat eine eigene Währung, ihre augenblickliche Abwertung wird sich exportfördernd auswirken • bei einem im Augenblick ausgeglichenen Haushalt gibt es Spielraum für Rettungsmaßnahmen und ein unkritisches Haushaltsdefizit.

♦ Die polnische Staatsbahn PKP hat bekanntgegeben, dass die Zahl der Bahnverbindungen mittlerweile um die Hälfte geringer ist als vor der Seuche.  Das Passagieraufkommen ist um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Alle Zugverbindungen ins Ausland wurden ausgesetzt.

Samstag, 28. März 2020

Infizierte: 1.638   Gestorben: 18

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.719 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 97.413 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 166.890 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Es gibt heute zwei Tote zu beklagen. 

Am Vormittag wurde aus Lublin der Tod eines 70-jährigen Mannes gemeldet. Am Abend kam die Nachricht vom Ableben eines 67-jährigen Patienten in Warschau.  Auch dieses Mal hieß es, beide sollen schwere Vorerkrankungen gehabt haben. R.I.P.

♦ Um 6.20 Uhr ging die zweitägige Sejm Sitzung zu Ende. Das umgerechnet 50-Milliarden Euro-Hilfspaket für die Wirtschaft wurde mit 343 gegen 75 Stimmen, bei 19 Enthaltungen angenommen.

Während der Sitzung brachte die Regierungsmehrheit eine Änderung des Wahlgesetzes auf die Tagesordnung. Damit die für den 10. Mai anberaumten Präsidentschaftswahlen unter den Bedingungen der Epidemie stattfinden können, wurde die bisher in Polen nicht  praktizierte Briefwahl eingeführt. Sie soll nur für Menschen in Quarantäne und Bürger über 60 Jahre gelten.

Die Opposition, die angesichts des miserablen Abschneidens aller ihrer fünf Kandidaten bei sämtlichen Meinungsumfragen die Präsidentschaftswahlen um bis zu ein Jahr verschieben will, spricht von einem „Angriff auf die Demokratie“ und davon, dass „Kaczyński über Leichen gehend wählen lassen will“.

♦ Die Maßnahmen im Hilfspaket für die Wirtschaft stehen fest. Sie gelten vorerst für März, April und Mai 2020,  und sehen in aller Kürze folgendermaßen aus:

• Der Staat zahlt die Sozialversicherungsbeiträge für alle Kleinfirmen mit bis zu 9 Angestellten. Für allein Gewerbetreibende ebenfalls, wenn ihre monatlichen Einnahmen weniger als umgerechnet gut 3.400 Euro betragen.

• Staatliche Beihilfen bekommen alle Unternehmen, deren Umsatz um mindestens 15 Prozent gesunken ist. Die Höhe der Beihilfe wird nach einem besonderen Schema berechnet.

• Kurzarbeiter erhalten vom Staat 40  Prozent des ausgefallenen Lohnes.

• Die gesetzlichen Arbeitszeitbestimmungen werden gelockert, der Arbeitstag darf bis zu 12 Stunden dauern.

• Arbeiter und Angestellte von Firmen, in denen wegen der Seuche die Arbeit zeitweilig geruht hat, bekommen vom Staat 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohnes (aktuell ca. 460 Euro).

• Die Fertigstellungstermine bei der laufenden Umsetzung öffentlicher Ausschreibungen werden verlängert. Strafzahlungen für überschrittene Abgabetermine werden ausgesetzt.

• Die Banken haben sich bereit erklärt, durch die Pandemie geschädigten Firmen die Rückzahlung der Kredite bis einschließlich Mai 2020 zu stunden.

• Firmen können Coronaverluste von der Abrechnung der Einkommens- und Körperschaftssteuer für 2019 absetzen.

Die Abrechnung der Einkommens- und Körperschaftssteuer für 2019 wird vom 1. April auf den 1. Juli 2020 verschoben.

• Tourismus-Firmen können die Rückzahlung sowohl von Anzahlungen als auch des vollen Preises für Reisen, die wegen Corona ausfallen müssen, auf bis zu 180 Tage nach der Vertragskündigung  verschieben.

♦ Heute veröffentlichte Meinungsumfrage-Ergebnisse.  „Wie beurteilen Sie die Arbeit der Regierung bei der Bekämpfung der Corona-Seuche?“ „Sehr gut oder gut“ – 62 Prozent. „Sehr negativ oder negativ“ – 23 Prozent.

♦ Etwa 5.000 Ukrainer durften gestern und heute die Grenzübergänge in Dorohusk und Hrebenne, die eigentlich hierfür nicht vorgesehen sind,  zu Fuß in Richtung Ukraine passieren. Wegen der Epidemie gibt es keinen grenzüberschreitenden Bahn-, Bus und Kleinbusverkehr über die polnisch-ukrainische Grenze mehr. Sie ist inzwischen von beiden Ländern für gesperrt erklärt worden.

Ukrainer, die in Polen arbeiten und jetzt massenhaft nach Hause strömen, nutzen Mitfahrgelegenheiten bis zur Grenze und dürfen sie, zu vorgegebenen Zeiten, in Gruppen zu Fuß überschreiten. Bis dahin müssen sie unter freiem Himmel, manchmal einige Stunden lang, warten. Toiletten sollen erst in ein, zwei Tagen aufgestellt werden. Diese Ukrainer nutzen auf der ukrainischen Seite erneut Mitfahrgelegenheiten, um nach Hause zu gelangen. Nach Polen zurückkommen dürfen zurzeit nur diejenigen, die eine Arbeits-und Aufenthaltserlaubnis haben. Sie müssen dann jedoch erst einmal für 14 Tage in Quarantäne.

Lange Wartezeiten. Die einzigen Fahrzeuge, die die Grenze von und nach Weißrussland und in die Ukraine passieren dürfen, sind Lkws. Da jedoch in Richtung Ukraine nur zwei und nach Weißrussland nur noch ein Grenzübergang offen sind, betragen die Wartezeiten auf beiden Seiten jeweils bis zu 15 Stunden.

Freitag, 27. März 2020

Infizierte: 1389. Gestorben: 16

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.696 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 94.297 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 161.859 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Alle polnischen Corona-Kranken haben den Tag überlebt. 

♦ Das Geschehen beherrschten heute eindeutig die Ereignisse des zweiten Sitzungstages des Sejm. 

• Den Beratungen gingen Computertests und Probeabstimmungen voraus. Sie sollten das Funktionieren der elektronischen Teilnahme und Stimmabgabe überprüfen. Es gab einige Pannen, die letztendlich behoben werden konnten.

• Weit verstreut saßen im Plenarsaal 42 Abgeordnete, die ans Rednerpult treten durften. Es waren Vertreter aller Fraktionen, zahlenmäßig proportional zu der Größe der jeweiligen Fraktion. Der Rest wurde, wie gestern, auf 11 Räume im ganzen Gebäude verteilt und stimmte über Tablets ab.

An der Sitzung nahmen 402 der insgesamt 460 Abgeordneten teil.

Mateusz Morawiecki

♦ Die Debatte begann gegen 13 Uhr mit einer Ansprache des Ministerpräsidenten  Mateusz Morawiecki. Er stellte das 212 Milliarden Zloty (ca. 50 Milliarden Euro) schwere Hilfspaket („Schutzschild“ genannt) für die Wirtschaft vor.

Morawieckis Thesen:

• Das Hilfspaket ist kein unwiderruflich abgeschlossener Maßnahmenkatalog. Es soll den wechselnden Umständen angepasst werden.

• Ich bitte das Hohe Haus um eine schnelle  Zustimmung, denn jeder Tag bringt eine Verschlechterung der Lage. Wir müssen dringend handeln.

• Der Wert unserer Hilfsmaßnahmen entspricht 10 Prozent des polnischen BIP. Geholfen werden soll vor allem dem Mittelstand, Kleinfirmen mit bis zu neun Angestellten, Gewerbetreibenden, Selbständigen, Freiberuflern.

•Der Maßnahmenkatalog umfasst Steuerbefreiungen- und Erleichterungen, eine zeitweilige Übernahme der Zahlung von Sozialabgaben durch den Staat, vergünstigte Kredite, die unbürokratische Verlängerung von Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen ausländischer Arbeitnehmer u. v. m.

In der anschließenden Debatte hagelte es nur so harsche Kritik und Vorwürfe seitens der Opposition. Ihre Gegenvorschläge liefen darauf hinaus, der Staat solle alle und alles bezuschussen, und gleichzeitig sämtliche Steuern und Abgaben aussetzen. Es wurden 257 Änderungsvorschläge eingebracht.

Kurz vor 17 Uhr unterbrach Parlamentspräsidentin Elżbieta Witek die Sitzung bis 23 Uhr, damit sich die Abgeordneten mit den Änderungsvorschlägen vertraut machen können. Es heißt, die Abstimmungen würden voraussichtlich bis etwa 5 Uhr früh dauern.

♦ Der Hauptkommandant der polnischen Polizei, General Jarosław Szymczyk schilderte heute vor den Medien die augenblicklichen Aufgaben und die Arbeit der Polizei. 

Gen. Jarosław Szymczyk

Szymczyks Thesen:

• Die Polizei hat eine von ihren übrigen Dienststellen streng separierte Corona-Leitstelle eingerichtet, die die Arbeit der Polizei im ganzen Land koordiniert.

♦ Die Polizei unterstüzt die Grenzpolizei an 160 Orten bei der Bewachung der Grenzen.

♦ Die wichtigste Aufgabe heute ist die Überwachung von Personen,  die sich in häuslicher Quarantäne befinden. Polizisten bitten die Betroffenen sich am offenen Fenster oder auf dem Balkon zu zeigen und führen mit ihnen ein kurzes Gespräch.

♦ Die Disziplin ist überraschend gut. Von den 103.000 am 25.03. und 26.03. überprüften Personen wurden nur 380 nicht zu Hause angetroffen.

♦ Die Zahl der Verbrechen ist um etwa 30 Prozent zurückgegangen. Die Schließung von Bars und Diskotheken  hat zu einem spürbaren Rückgang der Einsätze bei Schlägereien, Messerstechereien, sexuellen Belästigungen geführt.

♦ Es gibt deutlich mehr Auseinandersetzungen in Familien, zu denen die Polizei gerufen wird.

♦ Seitdem man sich nur noch aus einem triftigen Grund draußen aufhalten darf, und die Bildung von Gruppen mit drei und mehr Personen (ausgenommen Eltern mit Kindern) verboten ist, überwacht die Polizei die Einhaltung dieser Regelung. Es wurden bis jetzt nur Verwarnungen ausgesprochen. Bei groben Verstößen wird ab morgen ein Bußgeld von 500 Zloty (aktuell ca. 115 Euro) verhängt. Die meisten Probleme bereiten Jugendliche, die sich in Gruppen im Freien aufhalten.

♦ Landwirtschaftsminister Jan Krzysztof Ardanowski hat dringend dazu aufgerufen, die in Polen sehr verbreiteten kleinen Obst- und Gemüsemärkte unter freiem Himmel nicht zu schließen. 

Bei den bestehenden Ausgehbeschränkungen ist das Einkaufen weiterhin erlaubt. Für viele kleine landwirtschaftliche Betriebe in der Umgebung der Großstädte sind die Kleinmärkte genauso überlebenswichtig wie für die Händler und ihre Familien.

Kürzlich, so Ardanowski, gelang es ihm die kommunalen Behörden in Katowice/Kattowitz dazu zu bewegen, die von ihnen verfügte Schließung der Kleinmärkte zurückzunehmen. Wenn die strengen Hygieneauflagen eingehalten werden, können sie problemlos funktionieren.

♦ In Warschau versorgen vietnamesische Imbissbuden- und Restaurantbesitzer das Personal eines großen Krankenhauses täglich kostenlos mit Mittagessen.  Die auf Facebook angelaufene Aktion soll in den nächsten Tagen ausgeweitet werden.

Donnerstag, 26. März 2020

Infizierte: 1.221. Gestorben: 16

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.606 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 83.908 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 150.081 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Den heutigen Tag haben zwei polnische Corona-Kranke nicht überlebt. 

Am Abend starben in einem Warschauer Krankenhaus eine 84-jährige Frau und ein 78-jähriger Mann. Auch dieses Mal hieß es, sie sollen erhebliche Vorerkrankungen gehabt haben. R.I.P

Italienische Zustände in Polen? Am Morgen gab Gesundheitsminister Łukasz Szumowski ein Interview für das Internetportal Gazeta.PL.

„Können Sie versichern, dass es in Polen keine  italienischen Zustände geben wird?“, wurde Szumowski gefragt.

„Nein, das kann ich nicht. Das hängt von unserem Verhalten ab, und nicht davon, wieviel Geräte uns zur Verfügung stehen. Italien und Spanien sind wohlhabend, sie haben gut ausgerüstete Gesundheitssysteme. Weil man jedoch die Vorkehrungen gegen die Ausbreitung der Epidemie missachtet hat, ist die Situation dort außer Kontrolle geraten. Wenn wir Disziplin wahren, wenn wir zu Hause bleiben, wenn wir uns anderen gegenüber solidarisch, wohlwollend verhalten, und zugleich Distanz halten, dann haben wir die Chance die Erkrankungskurve soweit nach unten zu drücken, dass jeder Patient, ungeachtet seines Alters, behandelt werden kann“, sagte Szumowski.

♦ Um 14.00 Uhr versammelte sich zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Seuche der Sejm.

Der eigentliche Grund der Einberufung war die Verabschiedung  eines mehr als 50 Milliarden Euro schweren Rettungspaketes für die Wirtschaft. Heute jedoch ging es ausschließlich um Verfahrensfragen.

In den letzten Tagen gab es intensive Bemühungen, sich im Ältestenrat des Sejm auf eine Änderung der Geschäftsordnung zu einigen. Der Ältestenrat ist das geschäftsführende Gremium des Sejm, dem der Parlamentspräsident und jeweils ein Vertreter der Fraktionen angehören. Es legt vor allem die Tagesordnung der Sitzungen fest.

An  der heutigen  Sitzung und der Debatte, so der Plan,  sollten nur 41 Abgeordnete teilnehmen,  die in sicherem Abstand voneinander im Plenarsaal Platz nehmen würden. Es sollten Vertreter aller Fraktionen sein, zahlenmäßig proportional zu der Größe der jeweiligen Fraktion. Die restlichen Abgeordneten sollten, wie vor Kurzem im Europäischen Parlament, von zu Hause aus abstimmen. Der Sejm zählt 460 Abgeordnete.

Diese Vereinbarung scheiterte am Widerstand der größten Oppositionspartei, der Bürgerplattform (155 Abgeordnete), die sich als „totale Opposition“ bezeichnet und auch so handelt. Sie bestand darauf, dass der Sejm nur in einer Plenarsitzung diese Änderung  der  Geschäftsordnung verabschieden kann. Ihr schloss sich die nationalradikale Konfederacja mit ihren 11 Abgeordneten an.

Und so musste, mitten in der Pandemie, eine Plenarsitzung  organisiert werden. Damit das ganze Parlament anschließend nicht in Quarantäne gehen muss, wurden allen Abgeordneten Masken, Gummihandschuhe und Desinfektionsmittel ausgehändigt. 41 von ihnen saßen im Plenarsaal, der Rest war auf 11 Räume im ganzen Gebäude verteilt. Abgestimmt wurde per Handzeichen. Jeweils zwei Sekretäre zählten in jedem Raum die Stimmen.

Małgorzata Kidawa-Błońska

• Die Coronavirus-Debatte eröffnete Małgorzata Kidawa-Błońska, die Kandidatin der Bürgerplattform für das Präsidentenamt bei den Wahlen am 10. Mai 2020, mit einer vernichtenden Attacke auf die Regierung:

„Ihr habt über vieles Bescheid gewusst und nichts unternommen. Ihr habt uns nicht die Wahrheit gesagt. Ich klage euch an! Ihr habt manipuliert, ihr habt Chaos verursacht. Ihr seid schlicht und einfach Feiglinge.  Tausende von Menschen setzen tagtäglich ihr Leben aufs Spiel ohne Schutzausrüstung. Es gibt nicht genügend Tests und ihr habt nichts dagegen getan. Jeder Tag ist eine Anklage gegen euch“

Gesundheitsminister Łukasz Szumowski antwortete im Namen der Regierung:

Łukasz Szumowski

„Wir verheimlichen nichts, wir belügen niemanden. Angesichts  der dramatischen Situation und der gigantischen Anstrengungen, die alle staatlichen Behörden im Kampf gegen die Seuche unternehmen, sind diese ungeheuerlichen Unterstellungen wirklich fehl am Platze.  Wir haben einhunderttausend Tests an die Labore weitergegeben. Jeder, der infrage kommt, wird getestet. Weitere fünfzigtausend Tests haben wir in Reserve und fünfzigtausend sind bestellt.

Ihr wollt aus euren Unterstellungen politisches Kapital schlagen. Es gelingt uns die Erkrankungskurve niedrig zu halten. Der Staat funktioniert. Die Bürger bescheinigen uns in allen Meinungsumfragen mehrheitlich Kompetenz und ein gutes Krisenmanagement. Das schmerzt euch. Ihr habt gehofft, dass wir es nicht schaffen, dass das Land im Chaos versinkt und ihr endlich wieder das Steuer an euch reißen könnt, sei es auch, um den Preis einer nationalen Tragödie. Daraus ist nichts geworden. Daher rühren eure Frustration, Verzweiflung und Aggression.“

• Der Sejm hat mit 250 gegen 104 Stimmen, bei 14 Enthaltungen, eine bis Ende Juni 2020 befristete Änderung der Geschäftsordnung verabschiedet, die Online-Abstimmungen zulässt. Die Sitzung wird am Freitag, den 27.03. fortgesetzt.

• Nicht wenige Abgeordnete der Opposition nutzten die Corona-Debatte für eine fröhliche Selbstdarstellung.

 

Um die Mittagszeit landete in Warschau  ein Flugzeug aus Peking. Kurz danach kam ein weiteres aus Shanghai. Sie brachten insgesamt etwa 600 Kubikmeter chinesische Ausrüstung zur Bekämpfung der Corona-Seuche:  20 moderne Beatmungsgeräte, 100.000 Schutzanzüge, 500.000 Gesichtsmasken, 200.000 moderne medizinische Schutzbrillen.

Staatspräsident Andrzej Duda hatte diese Lieferungen am 24.03. in einem Telefongespräch mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping vereinbart. China stellt inzwischen große Mengen dieser Artikel her. Der Bedarf jedoch ist weltweit viel größer, und es sind die chinesischen Behörden, die entscheiden, was, wie viel und an  wen verkauft wird. Daher die Notwendigkeit des Spitzengespräches.

In den nächsten Tagen soll es weitere vergleichbare Lieferungen geben. Gesamtkosten der Lieferungen: 5,5 Millionen US-Dollar.

Unternehmen „Heimflug“ dauert an. Heute landeten in Warschau LOT-Maschinen aus Denpasar auf Bali, Colombo, London, Madrid, Male auf den Malediven, Brüssel, London  und Genf, die gestrandete Polen nach Hause gebracht haben. 

Abgeflogen sind heute Nacht  Flugzeuge in die USA, nach Australien, nach Varadero auf Kuba, Cebu auf den Philippinen, Hanoi und Singapur, die übermorgen mit polnischen  Heimkehrern in Warschau erwartet werden.

Bis jetzt gelang es seit dem 15.03 gut 36.000 Personen mit 266 Flügen nach Polen zurückzubringen. Die Aktion soll bis zum 11. April andauern. Weitere 15.000 Menschen, die sich mit Hilfe polnischer Botschaften und Konsulate dazu angemeldet haben, warten noch auf ihre Flüge.

Es gelten Standardpreise. Zwischen 400 und 800 Zloty (aktuell ca. 90 bis 180 Euro) innerhalb Europas. 1.600 bis 2.400 Zloty (aktuell ca. 360 bis 550 Euro) von Übersee. Die Kostendifferenz zahlt der Staat.
Bei den Flügen sind die Hygienevorschriften besonders streng, um die Mannschaften zu schützen. Die Flugzeuge werden nach Ankunft desinfiziert. Die Passagiere müssen für 14 Tage in Quarantäne.
Die Aktion wird von einem Krisenzentrum des Außenministeriums aus geleitet.
Aktuelle Informationen sind unter
https://www.lot.com/pl/pl/lot-do-domu     verfügbar.

Mittwoch, 25. März 2020

Infizierte: 1051. Gestorben: 14

♦  Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.615 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 70.528 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 138.680 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Ein schwarzer Tag. Nachdem heute vier Menschen am Coronavirus gestorben sind, ist die Gesamtzahl der Corona-Toten in Polen mit einem Mal um ein Drittel gestiegen. R.I.P.

In der Nacht und am Morgen verstarben ein 41-Jähriger und ein 71-Jähriger im Krankenhaus in Wrocław/Breslau. Gegen Mittag starb ein 71-Jähriger in Bolesławiec/Bunzlau. Kurz darauf kam aus Skarżysko Kamienna in Mittelpolen die Nachricht vom Tod eines 80-jährigen Mannes. Alle Verstorbenen sollen erhebliche Nebenerkrankungen gehabt haben.

Schluss mit dem Pendeln. Am Mittag trat in Warschau Innenminister Mariusz Kamiński vor die Medien, um eine weitere drastische Maßnahme zu verkünden.

Alle Polen, die in Deutschland oder Tschechien arbeiten, müssen sich bis Freitag, den 27.03. entscheiden, ob sie zu Hause in Polen oder im Nachbarland bleiben.

Noch dürfen die polnischen Pendler ohne Hindernisse hin und her über die Grenze fahren, während die übrigen Polen, die aus dem Ausland zurückkommen, für 14 Tage in Quarantäne gehen müssen. Jetzt soll diese Bestimmung auch für Pendler gelten. Sie werden entweder ihre Beschäftigung zeitweilig aufgeben oder sich eine vorläufige Unterkunft im Nachbarland suchen müssen.

Dieser Maßnahme sind alarmierende Medienberichte vorausgegangen, wonach nur jeder sechste Pole, der z. B. am Montag, dem 23.03 die Grenzen zu Deutschland oder Tschechien heimwärts passierte in die 14-tägige Quarantäne geschickt werden konnte. Das machte die Grenzschließung weitgehend zu einer Fiktion, sagte Innenminister Kamiński.

Auf der deutschen Seite arbeiten die Polen zumeist auf dem Bau, in  Gärtnereien, in der Pflege und  im Gesundheitswesen. So z. B. machen polnische Ärzte, Krankenschwestern und Reinigungskräfte einen erheblichen Teil der Belegschaft des Krankenhauses in Frankfurt (Oder) aus. In Tschechien arbeiten die Polen überwiegend im Bergbau.

 

 

 

 

Schule statt Corona-Frei. Ab Donnerstag, den 26.03 müssen alle Schulen in Polen ihre Schüler täglich mit Hilfe des elektronisch unterstützten Lernens  unterrichten. Das Organisieren des Lehrbetriebs obliegt den Schuldirektoren. Das Bildungsministerium hat für das gesamte Schulwesen die Integrierte Bildungsplattform (www.epodreczniki.pl) eingerichtet, auf der das vollständige Lehrprogramm, in Unterrichtsstunden aufgeteilt, abrufbar ist. Zugleich wurde ein umfangreicher Ratgeber für Schuldirektoren und Lehrer ins Netz gestellt.

Der gesamte Schulbetrieb wurde in Polen am 12.03. eingestellt. Bis jetzt gab es  das E-Learning nur dort, wo Eltern und Schulen sich darum in Eigenregie gekümmert haben. Jetzt ist es Pflicht.

Die Schulen sollen vorerst bis zum 10.04. geschlossen bleiben.

Das Einkaufen im Internet schlägt alle Rekorde. Die Zahl der Einkäufe hat sich seit der Einführung der ersten drastischen Einschränkungen am 11.03. (Schließung der Schulen, der Grenzen, aller Sport- und Kultureinrichtungen usw.) bis gestern verdreifacht.

Geordert werden vor allem Lebens- und Reinigungsmittel. Die größten Internet-Shops: Carrefour, Tesco und Frisco haben vor dem 11.03. die Einkäufe innerhalb von maximal 12 Stunden nach Hause geliefert. Jetzt liegen die Lieferfristen bei einem Monat, was den Sinn des Einkaufens auf diesem Weg in Frage stellt.

Kirche in Not. Die Kirchen wurden in Polen nicht geschlossen, aber in ihnen dürfen sich nur noch fünf Personen gleichzeitig aufhalten. Seitdem diese Bestimmung gilt, gibt es keine Kollekte mehr. Da es keine Kirchensteuer in Polen gibt, ist damit die wichtigste Finanzierungsquelle für die Kirchengemeinden versiegt.

Von dem während der Messen eingesammelten Geld und von den Gaben für Taufen, Trauungen und Beerdigungen bestreiten die Pfarrer alle Kosten: Renovierungen, Versicherungen, das Beheizen der Kirche, das Gehalt des Organisten, der Putzfrau und die eigenen Lebenshaltungskosten. Die Einschränkungen werden die Pfarreien schwer treffen.

Mehr zu den Finanzen der Kirche in Polen können Sie hier nachlesen:

Wieviel Steuern zahlt die Kirche in Polen?

♦ Das polnische Außenministerium sah sich heute gezwungen eine in Russland und Italien breit kolportierte Falschmeldung richtig zu stellen.

Alexei Puschkow

Der russische Senator und bekannte politische Krawallmacher Alexei Puschkow behauptete auf Twitter, Polen habe russischen Flugzeugen, die medizinische Ausrüstung nach Italien bringen wollten, das Durchqueren des polnischen Luftraums untersagt. „Das ist eine unerhörte politische Gemeinheit. Umso mehr, als es sich hier um Hilfslieferungen für ein verbündetes EU- und Nato-Land handelt. Russland darf Polen in gar keiner Weise in dieser Angelegenheit entgegenkommen“, so Puschkow.

„Die Spannungen in der Zeit der Corona-Epidemie werden dazu genutzt durch Falschinformationen die europäische und transatlantische Einheit zu sprengen. Kein Flugzeug mit Hilfslieferungen für Italien wurde abgewiesen. Der polnische Luftraum ist für Transitflüge offen“, so das polnische Außenministerium.

Wie die polnische nationale Luftfahrtbehörde mitteilte, gab es aus Russland keine Nachfrage oder Ankündigung eines Transitfluges nach Italien.

Dienstag, 24. März 2020

Infizierte: 901. Gestorben: 10

Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.479 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 62.511 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 104.529 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Heute waren zwei weitere  Todesopfer zu beklagen

Pfarrer Henryk Borzęcki

• In den frühen Morgenstunden starb im Krankenhaus in Puławy der 68-jährige Pfarrer Henryk Borzęcki (fonetisch Boschentski), Propst an der Pfarrgemeinde der Muttergottes von Częstochowa in Białopole, einem Dorf in der Woiwodschaft Lublin, nahe der ukrainischen Grenze.

• Am Abend starb im Krankenhaus von Cieszyn/Teschen an der tschechischen Grenze ein 71-jähriger Patient mit schweren Nebenerkrankungen. R.I.P.

♦ Am Morgen traten Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Gesundheitsminister Łukasz Szumowski vor die Presse und verkündeten weitere Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit, die ab dem 25.03. in Kraft treten sollen:

• es herrscht ein generelles Ausgehverbot. Ausnahmen: Arbeitnehmer auf dem Weg von und zur Arbeit, Volontäre bei der Corona-Bekämpfung, Gläubige auf dem Weg von und zur Kirche, Gänge zum Lebensmitteleinkauf, zur Apotheke, in die Drogerie.

• An religiösen Handlungen (heilige Messen, Trauungen, Beerdigungen) dürfen nur 5 Personen teilnehmen, dazu der Pfarrer und bei Bestattungen Angestellte des Beerdigungsunternehmens.

• Im öffentlichen Raum dürfen nur bis zu zwei Personen zusammen gehen/stehen. Gilt nicht für Eltern mit Kindern.

• In öffentlichen Verkehrsmitteln darf die Zahl der Passagiere maximal  die Hälfte derZahl der Sitzplätze ausmachen.

„Es stimmt nicht, dass es an Corona-Tests fehlt, und dass man tagelang auf einen Test warten muss“, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums Wojciech Andrusiewicz und dementierte so  die von den Vertretern der oppositionellen Bürgerplattform vehement verbreiteten Behauptungen.

„Wir machen im Augenblick etwa 2.500 Tests pro Tag. Das entspricht der Zahl der akuten Verdachtsfälle und der Personen aus deren Umgebung. Bei Bedarf können wir bis zu 4.000 Tests pro Tag durchführen.

Man musss auch nicht tagelang auf einen Test warten. Der Eindruck kann entstehen, weil die Inkubationszeit des Coronavirus etwa 7 Tage beträgt. Dann erst werden bei Personen, die sich in Quarantäne befinden, Tests gemacht. Vorher hat das keinen Sinn.

Die Untersuchung dauert einige Stunden. Man muss zuerst die Probe vorbereiten, dann das Ergebnis auswerten. Jedes positive Ergebnis auf den Coronavirus wird einer zweiten Untersuchung unterzogen. So werden alle in der Probe vorhandenen Viren festgestellt

Flächendeckende Massentests von Hunderttausenden von Menschen, wie sie die Bürgerplattform fordert, würden uns ins Chaos stürzen und das ganze System der Untersuchungen lahmlegen“, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums.

♦ Am Nachmittag führte Staatspräsident Andrzej Duda ein 45-minütiges Telefongespräch mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. China wird  Polen Schutzkleidung und medizinische Ausrüstung für die Corona-Bekämpfung verkaufen. Ein erster Transport nach Warschau wird Peking am 26.03 auf dem Luftweg verlassen. Vereinbart wurde auch eine Reihe von Videokonferenzen polnischer und chinesischer Epidemiefachleute,

Die Armee, so wurde im Verlauf des Tages bekanntgegeben,  stellt zivilen Behörden ein zweites Labor für Corona-Tests zur Verfügung. Es kann bis zu 350 Tests pro Tag durchführen. Die Kapazität des ersten bereits überlassenen Labors liegt bei 100 Untersuchungen pro Tag.

Außerdem hat die Armee 14 ihrer Krankenhäuser in volle Bereitschaft gebracht. 2.600 Berufssoldaten stehen der Grenzpolizei zur Seite, helfen bei Quarantänemaßnahmen, befördern Nachschub für Krankenhäuser.

Soldaten der Territorialtruppen messen auf dem Warschauer Flughafen, die Temperatur der Polen, die die Fluggesellschaft LOT mit Sonderflügen heimholt. Sie beaufsichtigen auch das Ausfüllen der Quarantäneformulare, weil  jeder Eingereiste  für 14 Tage in Quarantäne muss.

In allen 16 Woiwodschaften (Provinzen) hat die Armee  jeweils ein Einsatzzentrum eingerichtet mit Ärzte- und Desinfektionsteams, Krankenwagen und Kleinbussen. die bei akutem Bedarf sofort eingesetzt werden können.

Kriminelle pausieren, Kriminalität sinkt. Das geht aus den heute veröffentlichten Angaben der Polizei hervor.

Verglichen wurde die Woche vom 13 bis 18. März 2019 mit der gleichen Woche in diesem Jahr. Der Rückgang der Straftaten ist beachtlich:. • Diebstähle 2054 im vergangenen Jahr, gegenüber 996 aktuell. • Einbrüche 894 und 599 • Schlägereien 73 und 40 • Sexualverbrechen 52 und 23 • Raub 74 und 53 • Verkehrsunfälle 405 und 242 • Alkohol am Steuer 1250 und 797.

„Besonders vorbeugend wirkt sich die Präsenz der vielen Polizei-Patrouillen aus, die im ganzen Land unterwegs sind, um die Einhaltung der Quarantäne-Auflagen am Wohnort zu  überprüfen“, so der Sprecher der Polizei, Inspekteur Mariusz Ciarka.

Die Lage in den Gefängnissen schilderte im Verlauf des Tages die Pressesprecherin der Generaldirektion der Strafvollzugsanstalten, Oberstleutnant Elżbieta Krakowska.

Ein Insasse der polnischen Strafanstalten ist mit dem Coronavirus infiziert. Der Mann erschien mit der Diagnose zur Haftverbüßung und befindet sich auf einer Krankenstation in Isolation.

• Infiziert hat sich auch eine Vollzugsbeamtin. Sie befindet sich im Krankenhaus.

• Ab dem 19.03 gilt in allen Strafanstalten ein striktes Besuchsverbot. Die Häftlinge dürfen dafür länger, unter Aufsicht,   mit Angehörigen telefonieren oder sich mit ihnen über Skype unterhalten. Telefone und Computer stellen die Strafanstalten zur Verfügung. Private Handys und Laptops sind  grundsätzlich nicht erlaubt.

• In den Großnähereien der Strafanstalten Wołów/Wohlau (Niederschlesien) und Racibórz/Ratibor (Oberschlesien)  werden seit dem 18.03 jeden Tag 7.000 Gesichtsmasken genäht. Ihre Produktion läuft auch in der Strafanstalt Czerwony Bór bei Zambrów in Nordostpolen an. Noch in dieser Woche soll in der Großnäherei der Strafanstalt Sieradz die Herstellung von Kitteln und Schutzanzügen beginnen.

• In den 172 polnischen Strafanstalten befinden sich im Augenblick mehr als 75.000 Untersuchungsgefangene und Häftlinge.

Montag, 23. März 2020

 

 

Infizierte: 749. Gestorben: 8

Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.138 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 55.301 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 95.445 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

♦ Heute war ein weiteres Todesopfer zu beklagen. Ein 83-jähriger Mann starb im Krankenhaus in Tychy, im südlichen Oberschlesien. Er hatte sich vermutlich bei einem aus Holland angereisten Verwandten angesteckt. R.I.P.

Es gibt bis jetzt keinen Grund Seuchen-Sperrzonen in Polen einzurichten, sagte am Morgen Gesundheitsminister Łukasz Szumowski im Gespräch mit dem privaten Rundfunksender RFM FM.

„Hätten wir solche großen regionalen Unterschiede in der Zahl der Erkrankungen, wie in Italien oder Spanien, dann wäre die Sperrung ganzer Regionen oder Städte begründet. In Polen jedoch, ist die Verteilung der Corona-Krankheitsfälle ziemlich gleichmäßig, deswegen sehen wir vorerst von der Errichtung von Sperrgebieten  ab“, so Szumowski

In Polen wurden bis gestern Abend 20.127 Corona-Tests durchgeführt. 634 von ihnen waren positiv, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Seit Kurzem werden Corona-Tests in 32 Laboren durchgeführt (am 15.03. waren es erst 12 Labore), die inzwischen in 24 Stunden ca. 4.000 Proben untersuchen können.

Spätestens in vier Wochen sollen Schnelltests, deren Ergebnis schon nach 45 Minuten feststeht, im Einsatz sein. Entwickelt hat sie die amerikanische Firma Cepheid. Sie sollen bereits nächste Woche in den USA zur Anwendung kommen. Diese Schneltests können auch durch die in polnischen Labors bereits vorhandenen vollautomatischen Test-Maschinen „GeneXpert System“ ausgewertet werden.

Bis jetzt wurden die Geräte zur Feststellung des Grippe- und des RS-Virus verwendet. Abhängig von ihrer Größe, können die  Maschinen bis zu 16 Proben gleichzeitig untersuchen. Die Cepheid-Tests müssen in Europa noch zugelassen werden, was wohl bis zu vier Wochen in Anspruch nehmen kann.

♦ Gegen Mittag begann in Warschau die am letzten Freitag von Staatspräsident Andrzej Duda einberufene Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Es ist ein beratendes Gremium des Staatspräsidenten,  dem die Präsidenten der beiden Kammern des Parlaments, der Ministerpräsident, die Minister für Verteidigung, Inneres, Außenpolitik und der Geheimdienstkoordinator angehören. Dieses Mal wurden die Minister für Wirtschaft und Finanzen hinzu gebeten, sowie die Führer aller im Sejm vertretenen Oppositionsparteien.

Nach dem Ende der dreistündigen Beratungen trat Staatspräsident Duda vor die Presse.

Dudas Thesen:

• Besprochen wurden Einzelheiten des „Anti-Krisen-Schirms“, eines mehr als 50 Milliarden Euro schweren Rettungspaketes für die Wirtschaft, das noch in dieser Woche vom Parlament verabschiedet werden soll. Die Summe entspricht etwa 10 Prozent des polnischen Bruttoinlandproduktes.

• Das Gespräch war sehr sachlich und das gibt Anlass zur Hoffnung, dass es gelingt das Rettungspaket in Eintracht zu schnüren.

• Einige von der Opposition vorgebrachte Forderungen sollen in das Gesetzeswerk eingearbeitet werden.

• Sehr wichtig ist auch, dass, nach dem neusten Stand, wesentliche Unterstützungsmaßnahmen für bäuerliche Familienbetriebe Eingang in das Hilfspaket finden werden.

• Die Arbeiten an den Inhalten des Rettungspakets werden sehr intensiv geführt, dauern praktisch Tag und Nacht an, und sollen noch vor der Parlamentssitzung allgemein bekannt gemacht werden.

♦ Den ganzen Tag lang kamen Politiker und Kommentatoren zu Wort, die sich zum Verlauf und zum Ausgang der Nachtragswahlen, die am Sonntag in fünf über ganz Polen verteilten Gemeinden stattfanden, äußerten. Dabei galt es vakante Bürgermeisterposten, bzw. Ratsmandate neu zu vergeben.

Normalerweise  finden solche Urnengänge keine landesweite Beachtung. Dieses Mal dienten sie als Test, ob Wahlen unter den Bedingungen der Corona-Epidemie überhaupt durchführbar sind. Hintergrund ist die Forderung der Opposition, die für den 10. Mai anberaumten Präsidentschaftswahlen zu verschieben.

Die Nachtragswahlen fanden unter verschärften hygienischen Bedingungen statt. Jeder Wähler bekam Gummihandschuhe, einen Wegwerfkugelschreiber, nur drei Wahlberechtigte durften sich gleichzeitig im Wahllokal aufhalten. Die Wahlbeteiligung betrug in den jeweiligen Gemeinden rund 43, 28, 21, 21 und 10 Prozent, was für kommunale Nachtragswahlen in Polen ein sehr gutes Ergebnis ist.

Die Forderung der Opposition nach Verschiebung der Präsidentschaftswahlen rief Jarosław Kaczyński auf den Plan. Der Vorsitzende der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit sagte in einem Interview der Polnischen Nachrichtenagentur PAP:

„Die Nachtragswahlen vom Sonntag haben gezeigt, dass die Durchführung von Präsidentschaftswahlen bis jetzt uneingeschränkt möglich ist. Die Wahlbeteiligung war für diese Art von Wahlen in Polen sehr gut. Es gibt im Augenblick keine Prämissen für eine Verschiebung der Wahl, es sei denn, die Lage würde sich so dramatisch zuspitzen, dass es notwendig wäre den Ausnahmezustand auszurufen.

Diejenigen, die das fordern, sehen ihre Felle davon schwimmen und hoffen auf ein Wunder im Herbst. Doch wer garantiert uns, dass die Epidemie bis dahin nicht andauert oder nicht wiederkommt? Der Staat funktioniert und ist in der Lage den Wahlgang, genauso wie an diesem Sonntag, ordnungsgemäß durchzuführen.

Viktor Orban wird kritisiert, weil er das Ausnahmerecht in Ungarn einführen will. Wir werden angegriffen, weil wir keinen Ausnahmezustand ausrufen wollen. Wo ist hier die Logik?“, so Jarosław Kaczyński.

Sonntag, 22. März 2020

Infizierte: 634. Gestorben: 7

Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.084 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 48.632 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Weitere 80.348 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne nach der Rückkehr aus dem Ausland (vorgeschrieben sind 14 Tage).

Ab heute sind zwei weitere Todesopfer zu beklagen.

• Eine 37-jährige Kindergärtnerin verstarb in Wolica bei Kalisz, in der Woiwodschaft Wielkopolska/ Großpolen.
Der Direktor des örtlichen Krankenhauses richtete daraufhin einen dringenden Appell an die Öffentlichkeit, den Ärzten die Wahrheit zu sagen. Die Frau, die alle Symptome einer Lungenentzündung aufwies und einige Tage lang keine ärztliche Hilfe in Anspruch nahm, hatte bestritten, Kontakt zu Personen gehabt zu haben, die sich in der letzten Zeit im Ausland aufhielten. In Wirklichkeit hatte sie Umgang mit einem Vetter, der noch vor kurzem als Fernfahrer in Italien gewesen war. Als der Corona-Test gemacht wurde, war ihr Zustand bereits aussichtslos. Etwa zweihundert Personen, darunter viele Kinder, mussten in Quarantäne.
• Das zweite Opfer ist ein 43-jähriger Busfahrer aus der Gegend von Radom. R.I.P.
♦ Zwischen gestern und heute Mittag hat die Polizei um die 67.000 Personen, die sich in häuslicher Quarantäne befinden, überprüft,  Nur 339 Personen (ca. 0,5 Prozent) wurden nicht angetroffen. Ihnen droht ein Bußgeld in Höhe von 30.000 Zloty (aktuell ca. 7.000 Euro).
♦ Die polnische Fluggesellschaft LOT hat bis heute (also innerhalb einer Woche), im Rahmen der am 15.03. angelaufenen Rückholaktion „Heimflug“ („Lot do domu“), knapp 27.000 Polen nach Hause geholt.
Heute landeten in Warschau LOT-Maschinen aus Podgorica, Zagreb, Oslo, Bergen, Skopje, Amsterdam und Madrid.
Etwa 45.000 Polen haben sich auf der ganzen Welt für die Heimflüge angemeldet.
Fūr Montag sind Flüge aus Dubai, Chicago,  Bangkok, Trondheim, Nizza, Stockholm, Helsinki, Dublin und Budapest angekündigt.
Ab Dienstag  werden gestrandete Polen aus Cancun, Varadero, Rio de Janeiro, Larnaca,  Kapstadt, Sansibar, Denpasar auf Bali, Male auf den Malediven, Singapur, sowie Cebu und Manila auf den Philippinen, Hanoi und Sydney abgeholt.
Als besonders heikel gilt die Lage der Polen auf den Philippinen.
Für die Flüge gelten Standardpreise. Zwischen 400 und 800 Zloty (aktuell ca. 90 bis 180 Euro) innerhalb Europas. 1.600 bis 2.400 Zloty (aktuell ca. 360 bis 550 Euro) von Übersee. Die Kostendifferenz zahlt der Staat.
Bei den Flügen sind die Hygienevorschriften besonders streng, um die Mannschaften zu schützen. Die Flugzeuge werden nach Ankunft desinfiziert. Die Passagiere müssen für 14 Tage in Quarantäne.
Die Aktion wird von einem Krisenzentrum des Außenministeriums aus geleitet.
Aktuelle Informationen sind unter
https://www.lot.com/pl/pl/lot-do-domu     verfügbar.
Das Coronavirus hat auch der polnischen Währung zugesetzt.
Für 1 Euro zahlt man inzwischen gut 4,50 Zloty, für 1 Dollar gut 4,20 Zloty, für 1 Schweizer Franken gut 4,30 Zloty.
Fachleute sehen dafür drei Gründe.
• Flucht in den Dollar, weil die Investoren der Meinung sind, dass die Wirtschaftsmacht USA die besten Chancen hat, die Krise einigermaßen ungeschoren zu überstehen.
• Die Polnische Nationalbank NBP hat am 17.03. zum ersten Mal seit fünf Jahren die Methode der westlichen Zentralbanken kopiert und sowohl die Leitzinsen gesenkt als auch angekündigt, Anleihen bei  Banken und auf dem Sekundärmarkt zu kaufen. Polnische Staatsanleihen werden weniger Rendite bringen.
• Die Ölkrise, und vor allem die prekäre Situation Russlands. Es gibt immer noch Investoren, die, trotz EU- und Nato-Beitritt, Ostmitteleuropa eher zu Russland zählen. Und wenn es soweit kommt, dann ziehen sie sich vorsichtshalber sowohl von dort als auch von Russland zurück.
Der schwache Zloty beunruhigt vor allem die knapp 500.000 Polen, die Kredite in Schweizer Franken haben.
Gleichzeitig dürfte die rapide Abwertung in Zeiten der herannahenden Wirtschaftskrise die polnischen Exporte beflügeln.

Samstag, 21. März 2020

Infizierte: 536. Gestorben: 5

Am Abend gab das Gesundheitsministerium bekannt: in Polen werden wegen des Verdachts auf Infektion mit dem Coronavirus 1.047 Personen in  Krankenhäusern behandelt. 54.814 Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne.

♦ Zum ersten Mal seit Ausbruch der Seuche meldete sich der Vorsitzende der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit, Jarosław Kaczyński in einem Interview im privaten Rundfunksender RFM FM zu Wort.

Kaczyńskis Thesen:

• Trotz gewisser Einschränkungen dauert der Wahlkampf vor den Präsidentschaftswahlen am 10. Mai 2020 an. Die fünf wichtigsten Kandidaten der Opposition treten in den sozialen und herkömmlichen Medien permanent auf, geben Pressekonferenzen.

• Kundgebungen mit mehr als fünfzig Teilnehmern können zwar nicht mehr stattfinden, aber diese Regelung trifft ausgerechnet den amtierenden Staatspräsidenten Andrzej Duda am härtesten, denn er versammelte bei seinen Wahlmeetings die mit Abstand größte Zahl der Anhänger, wurde begeistert gefeiert, auch weil er rhetorisch seinen Konkurrenten weit überlegen ist.

• Die Vorwürfe  der Staatspräsident nutze die Epidemie zu Wahlkampfzwecken aus, und setze sich unnötig dem Infektionsrisiko aus, treffen nicht zu. Duda ist Staatsoberhaupt und wenn Gefahren entstehen, kann er sich nicht im Präsidentenpalais einschließen. Ob Seuche oder Krieg, er muss Präsenz zeigen, manchmal auch Risiken eingehen. Wobei seine Besuche im Land nach allen Regeln der Epidemiesicherheit vorbereitet werden.  Und außerdem, nähme  Duda sich diese Vorhaltungen zu Herzen, würden ihm dieselben Kritiker sofort vorwerfen, er habe die Menschen und das Land feige im Stich gelassen.

♦ Andrzej Duda führt Wahlkampf, und zwar ununterbrochen seit seiner Wahl im Mai 2015. Anders als sein Vorgänger hat er seine Amtszeit nicht verschlafen.

•  Weil alle Wahlprognosen für die Opposition sehr schlecht ausfallen, will sie den Urnengang am 10. Mai unbedingt verschieben und verlangt die Einführung des Ausnahmezustandes, der den Regierenden große Möglichkeiten der Einschränkung von Bürgerrechten gibt.  Das fordern ausgerechnet Politiker, die seit dem Wahlsieg der Nationalkonservativen im Herbst 2015 ununterbrochen, lauthals das Herannahen der Diktatur in Polen  verkünden.

• Verfassungsrechtlich ließe sich die Verschiebung der Wahlen nicht begründen. Die Regelungen zum Ausnaherecht in  der Verfassung besagen, dass „in besonderen Bedrohungssituationen, wenn die gewöhnlichen verfassungsrechtlichen Mittel nicht ausreichen,  ein entsprechender Ausnahmezustand eingeführt werden kann: Kriegszustand, Notstand oder Katastrophenzustand.“  Doch der Staat funktioniert, die verfassungsrechtlichen Mittel reichen vollends aus, um die Lage zu kontrollieren.

♦ Wenn die schon jetzt geltenden Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, können die Wahlen stattfinden. Sollte sich die Lage drastisch verschlechtern, dann kann man über eine Verschiebung reden.

Selbständige und Gewerbetreibende mit bis zu neun Angestellten werden von der Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge für drei Monate befreit, wenn sich  ihre Einnahmen um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Februar 2020 verringert haben.  Die Beiträge zahlt dann der Staat. Etwa 600.000 Firmen mit circa 1,7 Millionen Angestellten kommen dafür infrage.

Diese Ergänzung des am 19.03 verkündeten „Anti-Krisen-Schirms“, eines mehr als 50 Milliarden Euro schweren Rettungspaketes für die Wirtschaft, war das Ergebnis eines um die Mittagszeit arrangierten Treffens im Sitz des Staatspräsidenten. Teilnehmer waren  (v. l .n. r.)  Gastgeber Andrzej Duda, Wirtschaftsministerin Jadwiga Emilewicz, die Chefin der staatlichen Sozialversicherungsanstalt ZUS, Prof. Gertruda Uscińska, Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und die Prāsidentin der staatlichen Landes-Wirtschaftsbank BGK  Beata Daszyńska-Muzyczka.

Freitag, 20. März 2020

Infizierte: 452.  Gestorben: 5

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und Gesundheitsminister Łukasz Szumowski verkünden in Warschau den im polnischen Seuchengesetz vorgesehenen Epidemiezustand für ganz Polen.  Der „Epidemiezustand“ löst den seit dem 13.03. geltenden „Zustand der drohenden Epidemie“ ab.

Zu den bereits seit dem 13.03 geltenden Einschränkungen (• Wiedereinführung von Grenzkontrollen, • Schließung der Grenzen für Ausländer, • zurückkehrende Polen müssen für 14 Tage in Quarantäne, • Stilllegung des Flug-und Eisenbahnverkehrs vom und ins Ausland, • Schließung aller Bars, Restaurants, Fitnesseinrichtungen, Museen, Bibliotheken, Theater, Konzertsäle • Schließung aller Kindergärten, Schulen und Hochschulen)

kamen weitere Verschärfungen hinzu: • der gesamte Lehrbetrieb soll bis Ostern ruhen, • medizinisches Personal kann dorthin beordert werden, wo Fachkräfte fehlen, • die Geldbuße für die zur häuslichen Quarantäne verpflichteten Personen, die dennoch ihre Wohnung verlassen, wurde von 5.000 Zloty (aktuell ca. 1.150 Euro) auf 30.000 Zloty (aktuell ca.7.000 erhöht).

Laut neuester Umfrage beurteilen 71 Prozent der Polen die Seuchenpolitik der Regierung als „sehr gut“ oder „gut“, 18 Prozent finden sie „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die Zahl der positiven Einschätzungen ist innerhalb einer Woche um 23 Prozent gestiegen.

Staatspräsident Andrzej Duda hielt am Abend eine kurze Fernsehansprache.

„Vor uns liegt die Zeit der Entscheidung. Fachleute sagen vorher, dass wir uns einem Infizierungshoch nähern. Ich appelliere an alle und bitte um noch mehr Mobilisierung und Disziplin. Bitte bleiben Sie zuhause! Befolgen Sie die Anweisungen. Bitte riskieren Sie nicht Ihre und die Gesundheit und das  Leben anderer. Denken Sie bitte an die Erfahrungen anderer Länder. Die schnell wachsenden Zahlen der Infizierten und Erkrankten sind immer das Resultat von Leichtsinn und Nichtbefolgung elementarer Sicherheitsregeln“.

Duda kündigte für Montag, den 23.03., die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates an. Ranghöchste Vertreter des Staates und alle Führer der im Sejm vertretenen Oppositionsparteien sollen das von der Regierung vorgestellte Hilfsprogramm für Polens Wirtschaft von umgerechnet 50  Milliarden Euro vor seiner Verabschiedung durch den Sejm diskutieren.

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