Vivat Mai, Dritter Mai!

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Polen feiert seine Verfassung.

Am 3. Mai 1791, vor 225 Jahren, gab sich Polen die erste moderne Verfassung Europas, die zweite in der Welt, nach der amerikanischen. Sie sollte die Fortsetzung eines Modernisierungsprozesses sein, der das zum Spielball der mächtigen Nachbarn: Russlands, Preuβens und Österreichs gewordene Land vor dem Untergang bewahren sollte. Sie tat es nicht. Polen wurde für seine Nachbarn erst recht zu einer unerträglichen Provokation, weil sich die alte Adelsrepublik anschickte sich aus ihrer Machtlosigkeit zu befreien.

Die vier Jahre zwischen 1792 und 1795 brachten dramatische Ereignisse: den Verrat des Königs. Einen Aufstand, in dem zum ersten Mal die Polen als Nation: Adel, Klerus, Bürgertum und die Bauernschaft geschlossen in den Kampf um ihre Freiheit zogen. Zwei weitere Teilungen und die Auslöschung des Landes auf der Europa-Karte für die folgenden 123 Jahre.

Auch wenn während dieser Zeit die Teilungsmächte, ihre Politiker, Lehrer, Polizisten und die Historiker stets verkündeten, dass die Polen keinen eigenen Staat brauchen und auch nie wieder einen haben werden, die Verfassung vom 3. Mai 1791 war das Leuchtfeuer in der Dunkelheit, der Beweis für die Staatsfähigkeit der Nation.

Auf dem genau einhundert Jahre später von Jan Matejko gemalten Gemälde wird König Stanislaus II. August (links), die Verfassung hoch über dem Kopf haltend, von der begeisterten Menge in die Johanneskathedrale in Warschau getragen, wo die Abgeordneten den Treueeid auf die Mai-Verfassung schwören werden. Im Hintergrund das Warschauer Königsschloss, wo die Verfassung verabschiedet wurde.

Die Verfassung vom 3. Mai 1791 auf Deutsch.

Der 3. Mai ist, neben dem 11. November, polnischer Nationalfeiertag.

Der Titel dieses Beitrages entstammt dem Refrain der „Mazurka des 3. Mai“, eines patriotischen Liedes, das Mitte des 19. Jh. entstand, und mit den Worten beginnt: „Sei gegrüβt Mai-Morgenröte, leuchte unserem polnischen Lande…“.

https://www.youtube.com/watch?v=Ni4CZwKc9N8
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