Zurück nach Polen hinter Schloss und Riegel.
Gangster aller Couleur: Mörder, Diebe, Betrüger, Einbrecher, hartnäckige Zahlungsverweigerer von Alimenten landen neuerdings in Scharen auf dem Warschauer Militärflughafen, in unmittelbarer Nähe des hauptstädtischen Fryderyk-Chopin-Air-Terminals. Zumeist kommen sie von den britischen Inseln. Nicht freiwillig.
Seit dem polnischen EU-Beitritt und dem Beitritt zum Schengen-Abkommen sind knapp 3 Mio. Polen auf Arbeitssuche nach Westeuropa ausgewandert. Die oft schon seit langer Zeit bestehenden Ballungszentren polnischer Emigranten sind rapide gewachsen, neue sind hinzugekommen. Ersteres gilt vor allem für Groβbritannien, das zweite für Irland. In die enormen, hin und her flieβenden Emigrantenströme mischen sich auch polnische Kriminelle, in der Hoffnung, fern der Heimat, jedoch in einem vertrauten Umfeld, untertauchen zu können. Die einen bevorzugen die Metropolen, andere wiederum Kleinstädte. Zumeist jedoch gehen sie weiterhin ihrem „Gewerbe“ nach und werden irgendwann von der örtlichen Polizei gefasst, bzw. werden durch den Datenabgleich bei Polizeirazzien oder Verkehrskontrollen gestellt.
So erging es Wojciech B., seit siebzehn Jahren auf der Flucht, zuletzt hielt er sich in England auf. Mit polnischem und europäischem Haftbefehl gesucht, stand er im dringenden Tatverdacht bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Częstochowa/Tschenstochau einen Mann aus einer konkurrierenden Gang erstochen zu haben. Auβerdem gehörte er zu einer kriminellen Vereinigung und hatte neben räuberischer Erpressung noch einiges mehr auf dem Kerbholz.
Deutlich schneller, und zwar nach vier Jahren, endete in Holland die Flucht von Marcin A. Zusammen mit seiner Gang erpresste er Schutzgelder in Gdańsk/Danzig, Sopot/Zoppot und Gdynia/Gdingen, verkaufte Rauschgift, war Zuhälter und tötete 2009 einen seiner Kumpane.
Im Jahr 2013 wurden gut 2.100 Kriminelle, 2014 mehr als 1.200 wegen in Polen verübter Straftaten in die Heimat zurückgebracht. Die meisten in Sammeltransporten aus England. Um die Kosten für die Rücküberstellung niedrig zu halten, charterte die Polizei bei der polnischen Armee Transportflugzeuge des spanischen Herstellers CASA oder gar amerikanische Flugzeuge des Typs Herkules. Diese Maschine brachte im November 2014 gleich gut fünfzig Straftäter, im Laderaum kauernd, von einem Dutzend polnischer Polizisten bewacht, in ihr Heimatland zurück.
Fünfzehn solcher Flüge aus England gab es 2013, hinzu kamen noch jeweils ein Sammeltransport aus Madrid, Paris und Amsterdam. Gefängnisbusse und Streifenwagen bringen die Heimkehrer nach ihrem Flug in die vorgesehenen Untersuchungshaftanstalten.
Allein 2013 kosteten die Ganoven-Flüge knapp 6 Mio. Zloty (ca. 1,5 Mio. Euro).
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