Euro? Nein! Lieber ein neuer Zloty-Schein

Die 500-Zloty-Banknote und ihre Deutungen.

Wenn es eines weiteren Beweises für die Unabhängigkeit der Polnischen Nationalbank bedurfte, so liefert sie dieser Geldschein. Gegen den ausdrücklichen Willen der nationalkonservativen Regierung brachte Polens Zentralbank die 500-Zloty-Note in Umlauf. Bisher war der 200-Zloty-Schein die gröβte Einheit.

Złoty Glapiński fot.
Nationalbankpräsident Prof. Adam Glapiński.

 

Złoty Kościński fot.
Stellv. Wirtschaftsminister Tadeusz Kościnski,

„Sehr geehrter Herr Präsident,

in Anbetracht der aktuellen ökonomischen Bedürfnisse Polens, möchte ich Sie höflichst darum ersuchen, noch einmal die Notwendigkeit abzuwägen, die 500-Zloty-Banknote in Umlauf zu bringen, eventuell diese Banknote nur für den Zahlungsverkehr zwischen den Banken zuzulassen.“

Der stellv. Wirtschaftsminister Tadeusz Kościnski, Autor dieses Schreibens, machte es publik, um so die Wichtigkeit des Regierungsanliegens zu unterstreichen. Doch der Empfänger, Prof. Adam Glapiński, im Juni 2016 von der regierenden Mehrheit zum Präsidenten der Polnischen Nationalbank gewählt und einst enger politischer Weggefährte Jaroslaw Kaczyńskis, lieβ sich in der Ausübung seiner neuen Funktion nicht beirren.

Złotówka Kaczyński u Glapiński styczeń 1993 fot.
Politische Kampfgefährten Jarosław Kaczyński und Adam Glapiński (beide Bildmitte) 1993.

 Nationalbank kämpft nicht

Polens nationalkonservative Regierung unter Beata Szydło hat der Wirtschaftskriminalität den Krieg erklärt. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass eine neue Bande von Mehrwertsteuerbetrügern, illegalen Zigarettenherstellern oder Kraftstoffschmugglern dingfest gemacht wird. Die Verluste, die diese Leute den Staatsfinanzen zufügen, erreichten Millionen von Euro.

Neue Regulierungen und Verfahren, eine drastische Erhöhung der Strafen für den ganz groβen Steuerbetrug (bis zu 25 Jahre Haft), die Verschmelzung von Steuerverwaltung und Zoll zu einer Behörde, sollen diese Vergehen eindämmen, die Staatseinnahmen erhöhen helfen. Ein Indiz dafür, dass der Kampf Erfolg hat, ist der legale Verkauf von Kraftstoffen, der zwischen Januar 2016 und Januar 2017 einen Anstieg um 24 Prozent (!) verzeichnete.

Eine weitere Bekämpfungsmethode ist die Eindämmung des Bargeldverkehrs. Seit dem 1. Januar 2017 dürfen in der Wirtschaft alle Zahlungen von mehr als 15.000 Zloty (ca. 3.500 Euro) nur noch per Überweisung getätigt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt lag das Limit bei einem Gegenwert von 15.000 Euro (ca. 64.000 Zloty).

„Trotz der dynamischen Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs“, so Kościński in seinem Brief an den Nationalbankpräsidenten weiter, „u.a. beim Einkaufen mit kontaktlosen Bank- und Kreditkarten, hat sich in den letzten sechs Jahren der Wert des sich im Umlauf befindlichen Bargeldes beinahe verdoppelt, auf fast 180 Mrd. Zloty (ca. 42 Mrd. Euro – Anm. RdP).“

Und mit der Einführung des 500-Zloty-Scheins dürfte diese Geldmenge weiterhin schnell steigen.

Fälschen fällt schwer

Der neue Geldschein ist hervorragend gesichert durch Hologramme, diverse Wasserzeichen, einen Sicherheitsfaden, er wechselt, gegen das Licht betrachtet, seine Farbe u. e. m.

Generell, so die Polnische Nationalbank, fällt die Zahl gefälschter Banknoten kontinuierlich. Im Jahr 2016 wurden 3,6 Falsifikate pro eine Million Banknoten im Umlauf festgestellt. Zwischen 2012 und 2015 waren es noch fünf bis acht. Seit der Verbesserung der Sicherheitsmerkmale beim Druck der 10-, 20-, 50-, 100- und 200-Zloty-Scheine ab April 2014, befinden sich weniger Fälschungen auf dem Markt. Die älteren, leichter zu fälschenden Geldscheine verschwinden allmählich.

Schwach, stärker, am stärksten

Auf der neuen 500-Zloty-Banknote ist König Jan III. Sobieski zu sehen. Dieser polnische Monarch stand 1683 an der Spitze eines polnischen Entsatz-Heeres, das in der Schlacht bei Wien das damalige Mitteleuropa vor dem Einfall und der Besetzung durch eine riesige türkische Invasionsarmee gerettet hatte. Einen Grund, hierin etwa eine tieferliegende Bedeutung in Zeiten des Emigranten-Ansturms aus Nahost und Afrika zu suchen, gibt es jedoch nicht.

Złoty banknot 500 zł Jadwiga fot.
Der 500-Zloty-Schein von 1994 mit Königin Jadwiga kam nicht in den Umlauf.

Bereits 1995 lagen schon einmal 500-Zloty-Scheine ausgabebereit in den Tresoren der Polnischen Nationalbank, doch sie wurden nicht in Umlauf gebracht. Im Jahr 1995 nämlich erlebte Polen eine Umstellung, bei der jeweils zehntausend alte Zloty durch einen neuen ersetzt wurden. Bis dahin rechneten die Polen nur noch in Hunderttausenden und Millionen. Damals gab es keine Münzen mehr, dafür achtzehn verschiedene Banknoten, von denen die höchste einen Nennwert von zwei Millionen Zloty hatte.

Złoty banknot dwa miliony fot.
Der Zweimillionen-Zloty-Schein von vor der Umstellung auf neue Zloty 1995.

Die Umstellung von 1995 war Ausdruck dafür, dass das Land die hochinflationäre Entwicklung aus den ersten Jahren der Marktwirtschaft überwunden hatte. Im Jahr 1989 betrug die Inflation in Polen 251 Prozent, im Jahr der Währungsumstellung 1995 immerhin noch 27 Prozent, 2005 – 2,1 Prozent. In den Jahren 2015 und 2016 herrschte eine Deflation, die Preise fielen um 0,9 bzw. 0,6 Prozent.

Der Name „Zloty“, der vielen Ausländern Rätsel aufgibt, heiβt übrigens auf Deutsch nichts anderes als „der Goldene“ („Gulden“) und leitet sich von Gold (polnisch: złoto) ab. Es war die Währung des Königreiches Polen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert.

Złoty marka polska fot.
Zehn Millionen Polnische Mark von 1923. Bald darauf durch den Zloty ersetzt.

Danach war Polen 123 Jahre lang, bis 1918, dreigeteilt. Erst 1924, im sechsten Jahr der Unabhängigkeit, bekam das Land seinen Zloty wieder. Er ersetzte die Polnische Mark (Marka Polska), die die Deutschen 1916 in Umlauf brachten, nachdem sie während des Ersten Weltkrieges den russischen Teil Polens mit Warschau besetzt hatten. Die Einführung des Zloty 1924, der eine Goldparität hatte (1 Zloty = 0,1687 Gramm Gold = 1.800.000 Polnische Mark) beendete in Polen die Zeit der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg und das damit verbundene Währungschaos.

Seit der Umstellung von 1995 (10.000 alte Zloty = 1 neuer Zloty) erwies sich die polnische Währung, bis heute, als sehr stabil. Von kurzzeitigen Ausschlägen nach oben oder unten abgesehen, erhält man seither immer um die vier Zloty für einen Euro.

Złotówka Andrzej Heirdich fot.
Graphiker Andrzej Heidrich .

Entworfen hatte die Noten von 1995, der Warschauer Graphiker Andrzej Heidrich (1928-2019), der auch den neuen Fünfhunderter konzipiert hat. Heidrich war ebenfalls ein leidenschaftlicher Gestalter neuer Briefmarken. Hergestellt werden die Banknoten in der Polnischen Staatlichen Wertpapierdruckerei AG (Polska Wytwórnia Papierów Wartościowych Spółka Akcyjna – PWPW SA) in Warschau.

Mehr über die interessante Geschichte dieser Wertpapierdruckerei und die exotischen Druckaufträge für Banknoten, die sie erhält, lesen Sie bitte hier.

Bei der Währungsumstellung von 1995 kamen 10-, 20-, 50,- 100- und 200-Zloty–Scheine in Umlauf. Der Modus, also der statistisch am häufigsten gezahlte Lohn, betrug damals in Polen etwa 500 Zloty (ca. 115 Euro). Die Ausgabe eines 500-Zloty-Scheines erachtete man in Anbetracht dessen als verfrüht. Heute, da der Modus fast genau 1.700 Zloty (nach Abzug der Sozialabgaben, vor Steuern) d.h. ca. 400 Euro beträgt, sah die Nationalbank die Zeit des 500-Zloty-Scheins für gekommen.

Mehr zu den Löhnen in Polen lesen Sie bitte hier.

Jadwigas Verbannung

Doch die 1995 vorbereitete Banknote kam nicht auf den Markt, aus zwei Gründen. Zum einen war der Fälschungsschutz nach mehr als zwanzig Jahren nicht mehr zeitgemäβ. Zum anderen befand sich auf dem Schein das Konterfrei der Königin Jadwiga (Hedwig) und das hätte die Chronologie auf den polnischen Geldscheinen durcheinandergebracht.

Złoty banknot 10 zł fot.

Die braune 10-Zloty-Note schmückt das Portrait des polnischen Staatsgründers, Fürst Mieszko I. (945-992).

 

 

 

Złoty banknot 20 zł fot.

 

 

 

Auf dem roten 20-Zloty-Schein wurde Bolesław I. der Tapfere (967-1025), der erste gekrönte König Polens platziert.

Złoty banknot 50 zł fot.

 

Auf dem blauen 50-Zloty-Schein ist Kasimir III. der Groβe (1310-1370) zu sehen. Der letzte Herrscher aus der Piasten-Dynastie, der, wie ein geflügeltes Wort verkündet „zastał Polskę drewnianą, a zostawił murowaną” („ein hölzernes Polen vorfand und ein gemauertes hinterlieβ”) und das Land in eine europäische Groβmacht verwandelte.

Złoty banknot 100 zł fot.Vom grünen 100-Zloty-Schein blickt Władysław I. Jagliełło (1362-1434). Der heidnische litauische Fürst lieβ sich taufen, heiratete in Kraków die junge Königin Jadwiga (Hedwig) und wurde König von Polen. Die so begründete Jagiellonen-Dynastie regierte das Land während der nächsten knapp zweihundert Jahre. Die damals entstandene polnisch-litauische Union überdauerte die nächsten vierhundert Jahre. In die Geschichte ging der König vor allem als der Sieger über den Deutschen Orden bei Grunwald (Tannenberg) im Jahr 1410 ein.

Złoty banknot 200 zł fot.Die Gelbe 200-Zloty-Note wurde mit dem Portrait Sigismund I. dem Alten (1467-1548) versehen. Die Zeit seiner Herrschaft (41 Jahre) wird als das goldene polnische Zeitalter beschrieben. Die wirtschaftlich blühende, militärisch starke polnisch-litauische Adelsrepublik reichte damals von der Ostsee bis ans Schwarze Meer.

Złotówka 500 złotych fot.
Neu im Umlauf. Der 500-Złoty-Schein.

Seit dem 8. Februar 2017 hat sich nun zu den fünf Banknoten ein sechster Geldschein, mit dem Konterfei König Jan III. Sobieskis (1629-1696), hinzu gesellt. Der Verzicht auf die ursprüngliche 500-Zloty-Note mit Königin Jadwiga (1374-1399), der späteren Ehefrau Władysław Jagiełłos (zu sehen auf dem 100-Zloty-Schein) glich somit der endgültigen Verbannung der einzigen Frau aus dem polnischen Bargeldumlauf.

Bar auf die Hand

Und der Bargeldumlauf wächst. Allein 2016 vergröβerte er sich um 200 Millionen Stück auf ca. 1,9 Milliarden. Banknoten Anfang 2017. Dabei tätigen die Polen, unverändert, knapp 80 Prozent aller ihrer Einkäufe mit Bargeld. Im Umlauf befinden sich inzwischen 1,2 Milliarden. 100-Zloty-Scheine und 250 Millionen 200-Zloty-Noten. Letztere waren noch vor wenigen Jahren eine Rarität, jetzt stiegt die Nachfrage jedoch schnell. Deswegen mussten die Fünfhunderter her. Etwa 50 Millionen Stück von ihnen sollen vorerst den Bargeldumlauf anreichern.

Je mehr Geldscheine benötigt werden, umso gröβer die Herstellungskosten. Allein Im Jahr 2016 bezahlte die Polnische Nationalbank 250 Millionen Zloty (ca. 58 Mio. Euro) für das Gelddrucken. Das ist nicht wenig, auch wenn der Gewinn, den Polens Zentralbank 2016 an den Staatshaushalt abführte, 8 Milliarden. Zloty (ca. 1,9 Mrd. Euro) betrug. Von daher ist die Überlegung denkbar einfach: der Druck eines 500-Zloty-Scheins kostet viereinhalbmal weniger als der Druck von fünf 100-Zloty-Scheinen.

Die Entwicklung in Polen läuft damit allerdings in die entgegengesetzte Richtung als in der Euro-Zone, wo der 200-Euro-Schein eine Seltenheit geworden ist und es den 500-Euro-Schein bald nicht mehr geben soll. Andererseits ist gerade Polen, was den Wert seines gröβten Geldscheines angeht, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, weit zurückgeblieben.

In Tschechien findet man eine 5.000-Kronen-Note, die 800 Zloty wert ist. In Dänemark gibt es 1.000 Kronen und in Kroatien 1.000 Kuna, beide jeweils im Gegenwert von 600 Zloty. Der 1.000 Schweizer Franken Schein ergibt umgerechnet ca. 4.000 Zloty.

Bloβ keinen Euro

Aufmerksame Beobachter sehen in der 500-Zloty-Schein-Einführung ein weiteres Indiz dafür, dass Polen in absehbarer Zeit der Euro-Zone nicht beitreten wird. Das Land hat sich zwar, wie alle anderen Kandidaten, mit dem EU-Beitritt 2004 verpflichtet den Euro zu übernehmen, doch es gibt keinen festgelegten Termin hierfür. Jedes Land, wenn es die Beitrittskriterien erfüllt, entscheidet über den Zeitpunkt selbst.

Doch bis zu 70 Prozent der Polen sprechen sich, laut Umfragen, kontinuierlich dagegen aus, und die neue nationalkonservative Regierung hat, gemäβ ihren Wahlkampf-Versprechungen, jegliche Vorbereitungen auf die Währungsumstellung aus der Tusk-Zeit beendet.

Spürbare Preiserhöhungen für Lebensmittel und Dienstleistungen bei den nächsten Nachbarn, der Slowakei und Litauen, die den Euro 2010 bzw. 2015 eingeführt haben, nähren in Polen die Ablehnung des Euro. Polnische Grenzregionen werden an jedem Wochenende von einer großen Zahl einkaufswilliger Litauer und Slowaken besucht, für die in Polen praktisch alles billiger ist. Vor der dortigen Euro-Einführung fuhren die Polen zum billigeren Einkaufen zu ihnen über die Grenze.

Abschreckend wirkt die Aussicht für die Rettung griechischer Banken aufkommen zu müssen. Auβerdem fördert in schweren Zeiten die Abwertung des Zloty den Export. Zudem kann das Land seine Leitzinsen, nach Bedarf, selbst festlegen.

Fazit der Regierenden: der Euro kommt erst dann, wenn Polen wenigstens 80 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung erreicht, was frühestens in eineinhalb Jahrzehnten eintreten könnte.

Der neue Fünfhunderter hat also eine Zukunft.

© RdP




Exotische Scheine druckfrisch aus Polen

In Warschau gemacht: Guarani, Lari, Quetzal und Lempira.

Sorgsam befüllt und gut bewacht verlieβen dieser Tage Container mit dreiβig Tonnen Banknoten Warschau, an Bord einer vom Abnehmer gecharterten Transportmaschine. Soviel wiegen 28 Millionen Geldscheine im Nennwert von zehn- und zwanzigtausend Guarani. Zielflughafen war Asunción, die Hauptstadt Paraguays.

10.000 Guarani aus Polen.
10.000 Guarani aus Polen.

Die Polnische Staatliche Wertpapierdruckerei AG (Polska Wytwórnia Papierów Wartościowych Spółka Akcyjna – PWPW S.A.) hat damit einen weiteren Druckauftrag für ausländische Geldscheine, dieses Mal im Wert von 8 Mio. Zloty (ca. 2 Mio. Euro), erfolgreich abgewickelt. Bereits 2012 verlieβen die ersten 20 Mio. Zehntausend-Guarani-Banknoten die Warschauer Notenpresse.

20.000 Guarani aus Polen.
20.000 Guarani aus Polen.

Zuvor bestellte im Jahr 2011 die Nationalbank Georgiens bei der Polnischen Wertpapierdruckerei 44 Mio. Zehn-Lari-Scheine. 2014 lieferte die Firma 30 Mio. Zehn-Quetzal-Noten an die Bank von Guatemala aus. Aktuell sind 30 Mio. Zwanzig-Lempira-Banknoten in Arbeit, die die Banco Central de Honduras in Auftrag gegeben hat. Verhandlungen mit Zentralbanken weiterer Mittel- und Südamerikanischer Staaten über ähnliche Bestellungen sind, so heiβt es, bereits weit gediehen.

10 Quetzal aus Polen.
10 Quetzal aus Polen.

Die Einnahmen der PWPW aus Exportaufträgen belaufen sich auf etwa 50 Mio. Zloty (knapp 12,5 Mio. Euro) jährlich. Sie flossen in den letzten Jahren aus Aufträgen, wie dem Druck von Sicherheitspapier mit Wasserzeichen für Österreich, Griechenland, Holland, Lettland, Schweden und die Türkei oder, erst kürzlich, aus der Herstellung von Reisepässen für Armenien, Bangladesch und Litauen.

20 Lempira aus Polen.
20 Lempira aus Polen.

Gemessen an den 460 Mio. Zloty (knapp 115 Mio. Euro) Jahreseinnahmen und 160 Mio. Zloty (knapp 40 Mio. Euro) Jahresgewinn erscheint das nicht viel. Das Gros macht natürlich das Inlandsgeschäft aus: die Herstellung von Banknoten im Auftrag der Polnischen Nationalbank (NBP), von polnischen Reisepässen und biometrischen Personalausweisen, von Briefmarken, Steuerbanderolen, Führerscheinen, Zulassungsbescheinigungen und Blanko-Zahlkarten.

10 Lari aus Polen.
10 Lari aus Polen.

Aufträge aus dem Ausland jedoch sind sehr wichtig für das Renommee des Unternehmens. Und das lässt sich durchaus sehen. Immerhin verfügt PWPW inzwischen über eine Zulassung der Europäischen Zentralbank, es erfüllt die Voraussetzungen im Bereich des Qualitätsmanagementsystems und der Produktionssicherheit, und könnte ab sofort den Druck von Eurobanknoten übernehmen. Das jedoch dürfte ferne Zukunftsmusik sein, da die Polen die Einführung des Euro seit Jahren mehrheitlich ablehnen. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 2.100 Mitarbeiter.

Die zu einhundert Prozent im Eigentum des Staatsschatzes befindliche Aktiengesellschaft ist Ende der 90er Jahre nur knapp dem damals grassierenden Privatisierungswahn und Ausverkaufseifer von Staatseigentum entgangen. Sie wurde zu diesem Zweck 1999 zu einer Holding umgebildet, um bestehende Beteiligungen integrieren zu können bzw. neue Beteiligungen zu ermöglichen. Inzwischen befindet sich die PWPW auf der Liste der wichtigen Staatsunternehmen („Lista spółek o istotnym znaczeniu dla porządku lub bezpieczeństwa publicznego“).

Die Polnische Wertpapierdruckerei blickt auf eine interessante und durchaus stolze Geschichte zurück. Die Staatlichen Grafischen Werke (Państwowe Zakłady Graficzne) wurden am 25. Januar 1919 basierend auf einems Beschluss der Regierung Ignacy Jan Paderewskis gegründet. Nach 123 Jahren staatlicher Nichtexistenz und der Wiederherstellung der Unabhängigkeit im November 1918, brauchte Polen eine staatliche Druckerei. Im Jahre 1925 erfolgte die Umwandlung zur Polska Wytwórnia Papierów Wartościowych S.A.

Ein Jahr nach der Firmengründung wurde die erste Banknote hergestellt: einhundert polnische Mark, nach einem Entwurf von Adam Jerzy Półtawski. Im Jahr 1932 entstand die erste Banknote im Rotogravur-Verfahren – ein Einhundert-Zloty-Schein, gestaltet von Józef Mehoffer.

Auf der Internationalen Briefmarkenausstellung in Wien 1933 erhielten in der PWPW entworfene und gedruckte Briefmarken eine Ehrung. In den 1930er Jahren wurden viele von namhaften polnischen Künstlern ihrer Zeit gestaltete Banknoten, Briefmarken, Staatsanleihen hergestellt – die Vorlagen wurden entworfen von Zofia Stryjeńska, Wacław Borowski, Zygmunt Kamiński, Ryszard Kleczewski, Marian Romuald Polak und Włodzimierz Vacek, später auch von Czesław Słania.

Das PWPW-Gebäude vor dem Krieg.
Das PWPW-Gebäude vor dem Krieg.

Der Gebäudekomplex der PWPW mit seinen drei Innenhöfen liegt am nördlichen Ende der Warschauer Neustadt. Er wurde in den Jahren 1926 bis 1929 nach einem Entwurf des Architekten Antoni Dygat errichtet.

Das PWPW-Gebäude nach den schweren Kämpfen während des Warschauer Aufstandes im August 1944.
Das PWPW-Gebäude nach den schweren Kämpfen während des Warschauer Aufstandes im August 1944.

In Deutsche Staatsdruckerei und Münze umbenannt, musste die PWPW während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg Besatzungsgeld, Kennkarten, Rationsmarken und diverse deutsche Amtsdokumente drucken. Im Geheimen stellte gleichzeitig eine Gruppe von Mitarbeitern (Podziemna Wytwórnia Banknotów) der PWPW Unterlagen für den polnischen Widerstand her.

Am 2. August 1944 nahmen die Warschauer Aufständischen, nach schweren Kämpfen, das Gebäude ein. Aus Stahlbeton errichtet, weitverzweigt unterkellert, bildete es ein Bollwerk, das den Deutschen den Zugang zur Altstadt versperrte. Nach 27 Tagen der Verteidigung musste es am 29 August 1944, nach schweren Angriffen durch deutsche Kampfflugzeuge und einem Generalsturm durch etwa 1.500 deutsche Soldaten, von den Aufständischen geräumt werden. Dieses Ereignis leitete den Fall der bereits eingekreisten Altstadt und die nachfolgenden schrecklichen Massaker an seiner Zivilbevölkerung ein. In den Kämpfen um die PWPW fielen bis zu 200 Soldaten der polnischen Heimatarmee, auf deutscher Seite gab es mindestens genauso viele Tote.

PWPW heute.
PWPW heute.

Das Gebäude lag in Trümmern und wurde nach dem Krieg, 1950 wiederhergestellt. Eine Gedenktafel erinnert an die Ereignisse. An den Metallstäben des Zauns, der das Gebäude umgibt sind bis heute die Spuren von Geschossen und Granatsplittern sichtbar. © RdP