Das Wichtigste aus Polen 22. April – 12. Mai 2018

Kommentatorin Olga Doleśniak-Harczuk und Janusz Tycner diskutieren die wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit in Polen ♦ Tragisches Grubenunglück und das Hoffen auf das Wunder von Jastrzębia Góra ♦ Karl-Marx-Feierlichkeiten in Deutschland lösen in Polen ungläubiges Staunen aus ♦ Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit blockiert weitergehenden Schutz  des ungeborenen Lebens, bricht damit eines ihrer Wahlversprechen und verprellt Hunderttausende treuester Wähler ♦ Gute Nachricht aus Brüssel: im EU-Haushaltsentwurf für 2021-2027 wird Polen weder bestraft noch diskriminiert.




Das Wichtigste aus Polen 17. September – 7. Oktober 2017

Kommentatorin Aleksandra Rybińska und Janusz Tycner diskutieren die  wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit in Polen. ♦ Ergebnisse der Bundestagswahlen, die neuen deutschen Regierungskonstellationen und die deutsch-polnischen Probleme: Nordstream 2, Kriegsreparationen, Begrenzung der deutschen Medienvorherrschaft in Polen. Neue Ansätze kaum in Sicht. ♦ Separatisten in Katalonioen und in Oberschlesien. Mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. ♦ Renteneintrittsalter gesenkt. Statt 67 Jahre für alle, ab dem 1. Oktober 2017 mit 60 Jahren (Frauen) und 65 (Männer) in die Rente. Werden Frauen so diskriminiert? ♦ Ende der hohen Altersrenten für ehemalige Beamte der polnischen Staatssicherheit. Ein später Akt der Gerechtigkeit. ♦ Ab 2018 sollen Angestellte im Handel zwei freie Sonntage im Monat haben. Die Freiheit des Sonntagsshoppings und das Recht auf den arbeitsfreien Sonntag. Was wiegt mehr?




Blaue Kohle. Die Chance für Polen

Neuer Brennsoff soll Armen und dem Bergbau helfen.

Moderne, vielversprechende Technologien der Kohlevergasung und der Herstellung von leichtentflammbarem, umweltschonendem Koks eröffnen neue Perspektiven für die polnische Kohleindustrie. Entwickelt wurden sie im Institut für Chemische Kohleverarbeitung (IChPW) im oberschlesischen Zabrze. Die Zeitung „Nasz Dziennik“ („Unser Tagblatt“) sprach am 18. Dezember 2015 mit seinem Direktor, Dr. Ing. Aleksander Sobolewski.

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Dr. Ing. Aleksander Sobolewski

Beim Klimagipfel COP21 in Paris im Dezember 2015, haben Sie versichert, dass die Vergasung polnischer Steinkohle schon heute machbar sei.

Technologisch sind wir inzwischen soweit und können aus heimischer Steinkohle Synthesegas (auch Wassergas genannt), ein Gemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff, herstellen, vor allem für die chemische Industrie. Die Entscheidung jedoch liegt bei den Politikern.

Wir haben in den letzten Jahren ein groβes Forschungsprogramm umgesetzt. Am Ende stand die Inbetriebnahme und Untersuchung von Kohlevergasungsreaktoren mit einer Leistungsfähigkeit von 1 Megawatt. Unsere Pilot-Anlage verarbeitet 200 kg Kohle pro Stunde. Eine Industrieanlage dieser Art sollte in derselben Zeit 100 bis 200 Tonnen Kohle vergasen können. Der Baukosten eines Vergasungsbetriebs, der mit unserer Technologie 1 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr verarbeiten würde, betrügen zwischen 2 und 3 Mrd. Zloty (ca. 500 bis 700 Mio. Euro – Anm. RdP).

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Forschungsanlagen des Instituts für Chemische Kohleverarbeitung (IChPW) im oberschlesischen Zabrze.

Lohnt es sich heute Steinkohle in Polen zu vergasen?

Auf der ganzen Welt arbeiten zur Zeit um die dreihundert industrielle Kohlevergasungsreaktoren, davon mehr als zweihundert in China. Europa wendet sich derweil von der Steinkohle ab, setzt auf Erdgas aus dem Osten. Die Deutschen bauen Nord Stream 2, von Russland aus, die zweite Erdgaspipeline durch die Ostsee. Dabei stellt sich die Frage, ob die wachsende Energieabhängigkeit der EU von Russland in unserem Interesse ist, und wie sich der Preis für russisches Erdgas auf lange Zeit entwickeln wird.

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Der neue Flüssiggashafen in Świnoujście/Swinemünde.

Um eine Ausweitung der Erdgas-Versorgungsquellen zu gewährleisten haben wir den Flüssiggashafen in Świnoujście (Swinemünde – Anm. RdP) gebaut. Das Gas, das wir über diesen Hafen aus Übersee einführen werden wird teurer als das russische Erdgas sein. Aus Gründen der Energiesicherheit, aber auch deswegen, weil wir einen groβen Steinkohlebergbau in Polen haben, sollten wir auf jeden Fall auch auf unsere eigene Kohlevergasung bauen.

Die aktuellen Rahmenbedingungen hierzu: der Preis der CO2-Zertifikate, die Höhe der Steuern und die einheimischen Förderkosten, machen die Kohlevergasung in Polen rentabel. Berechnungen nach der Internen-Zinsfuß-Methode (IZF) ergeben eine jährliche Rendite von 10%.

Trotz dieser Berechnungen ist die Industrie an der Kohlevergasung nicht interessiert?

Die PGE (Polnische Energiegruppe, gröβtes polnisches Energieunternehmen, zu 60% staatlich, beliefert 5 Mio. Stromabnehmer – Anm. RdP) und die Azoty-Gruppe (Groβhersteller von Stickstoffdünger, zu 60% staatlich – Anm. RdP) überlegen ernsthaft auf diese Technologie zu setzen. Die Banken jedoch erwarten, dass der Investor in seinem Geschäftsplan eine verbindliche Erdgas-Preisprognose für die nächsten zwanzig Jahre vorlegt, was natürlich unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich ist. Ähnlich verhält es sich mit den CO2-Zertifikaten. Vor zwei Jahren haben sie 3 Euro pro Tonne gekostet, jetzt kosten sie 8 Euro. Was in zehn Jahren sein wird, vermag niemand vorherzusagen.

Eine groβe Kohlevergasungsanlage braucht etwa drei Jahre, bis sie voll einsatzfähig ist. Ob es dann noch ein rentables Vorhaben sein wird, ist schwer zu sagen.

Also ist das Risiko doch zu groβ?

Auf der anderen Waagschale liegen zwei sehr wichtige Argumente. Zum einen, würde das Synthesegas importiertes Erdgas ersetzten. Zum anderen würde es die Zukunft des heimischen Steinkohlebergbaus mit seinen heute noch mehr als dreihunderttausend Arbeitsplätzen, wenn man die Zulieferer mitrechnet, und damit auch die Zukunft groβer Teile Oberschlesiens und der Region Lublin sichern.

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Bergarbeiterprotest in der Grube „Kazimierz Juliusz“ in Sosnowiec im Dombrowaer Kohlebecken, das im Norden an Oberschlesien grenzt. September 2014.

Was spricht aus der Sicht des Umweltschutzes für die Kohlevergasung?

Die Verfeuerung von Synthesegas ist deutlich ergiebiger als die von Kohle. Unsere Forschungen und Simulationen belegen das. Der wichtigste Vorzug, der an unserem Institut ausgearbeiteten Technologie, ist die CO2-Rückführung. Das in den Vergasungsreaktor zurückgeführte CO2 dient als Rohstoff, es ersetzt teilweise Kohle sowie technischen Sauerstoff und verursacht eine wesentliche Absenkung des CO2-Ausstoβes pro 1000 m3 des erzeugten Synthesegases.

Unsere Technologie ist ein typisches Beispiel für die sogenannte chemische CO2-Abscheidung und das Gegenstück zur umstrittenen unterirdischen CO2-Lagerung. Es ist zugleich die Antwort auf die seit langem bestehende Nachfrage nach Technologien zur Nutzung von groβen CO2-Mengen. Kurzum: aus CO2, das aus den Abgasen gefiltert wird, entsteht ein Marktprodukt, und zwar Methanol.

Kohlevergasung ist nicht das einzige Angebot auf dem Feld neuer Technologien für die Verarbeitung von Steinkohle, das Sie auf der COP21 in Paris vorgestellt haben.

Kohleverfeuerung in veralteten und schlecht genutzten Anlagen verunreinigt die Luft, besonders im Süden Polens. Doch wir müssen nicht auf Kohle verzichten, wenn wir in der Lage sind die schädlichen Emissionen einzuschränken. Die traditionelle Kohle sollte durch einen neuen, ausstoβarmen Brennstoff ersetzt werden, die sogenannte blaue Kohle.

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Wintermorgen in einer südpolnischen Stadt.

In dieser Heizsaison wird unser Institut etwa zweitausend Tonnen blaue Kohle kostenlos nach Kraków, Zabrze (in Oberschlesien, zwischen 1915 und 1945 Hindenburg – Anm. RdP), Żywiec und in einen der niederschlesischen Kurorte liefern. Im Frühjahr 2016 wollen wir eine Umweltbilanz dieses Experiments ziehen. Die Nutzer sind verpflichtet regelmäβig Fragebögen auszufüllen, in denen sie angeben, ob die blaue Kohle staubt, ob sie sich leicht entflammt, welchen Geruch sie erzeugt, wie die Beschaffenheit der Asche ist usw. Ich bin sicher, der neue Brennstoff wird seine hervorragende Eignung bestätigen.

Dann wird das weitere Schicksal dieser Technologie, vor allem ihre Massenanwendung, von den politischen Entscheidungen abhängig sein. Wir hoffen auf staatliche und kommunale Förderung für die ärmsten Bevölkerungsschichten, die sich den Kauf von neuen, automatisch gesteuerten Heizkesseln nicht leisten können.

Was ist das, die blaue Kohle?

Ein neuentdeckter Koksbrennstoff. Es handelt sich dabei um Steinkohle, die fast gänzlich entgast wurde. Von Koks unterscheidet sie sich jedoch in zweierlei Hinsicht. Die blaue Kohle wird aus einfacher Brennkohle, die deutlich billiger ist als Kokskohle, hergestellt. Sie beinhaltet zudem etwa 5% flüchtige Verbindungen. Dank dieser ist sie, anders als Koks, leicht entflammbar und kann daher auch in einfachen Anlagen verfeuert werden. Anders als die normale Kohle, die gelb-orange brennt, ist die Flamme des neuen Brennmaterials blau, wie beim Gas. Daher der Name.

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Blaue Kohle ist ein umweltschonender Brennstoff für die Ärmsten, die ihre Öfen und Kessel nicht so schnell austauschen werden, und die sich Erdgas, das in Polen dreimal so teuer ist, nicht leisten können.

Wie groβ ist der Preisunterschied zwischen der normalen und der blauen Kohle?

Die erste kostet im Augenblick im Handel etwa 500 Zloty (ca. 225 Euro) pro Tonne. Eine Tonne blauer Kohle dürfte um die 1.000 Zloty (ca. 450 Euro) kosten.

Das ist das Doppelte. Für viele könnte das zu teuer sein.

Ein veredelter Brennstoff wird immer teurer sein als der Rohstoff, aus dem er gemacht wurde. Dafür erreichen wir aber eine deutliche Senkung der Emissionen, und zwar auch in den alten, von Hand befüllten Öfen und Kesseln. Es entstehen bis zu siebenmal weniger krebserzeugende, flüchtige organische Verbindungen (VOC) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH), um bis zu 75% weniger Schwefelmonoxyd und Staub.

Blaue Kohle hat auch einen deutlich höheren Heizwert, also ist die Menge, die verbraucht wird um eine Wohnung oder ein Haus zu beheizen, deutlich geringer als bei normaler Kohle. Es ist ein Brennstoff für die Ärmsten, die ihre Öfen und Kessel nicht so schnell austauschen werden, und die sich Erdgas, das in Polen dreimal so teuer ist, nicht leisten können. Es ist zwar nicht erlaubt, dennoch verfeuern Zehntausende bei uns Müll und Kohleschlamm, weil sogar Kohle für sie unerschwinglich ist. Es wäre am besten, wenn die blaue Kohle, genauso wie bleifreies Benzin, subventioniert werden könnte.

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Arbeitslose suchen nach Kohle auf einer Abraumhalde im oberschlesischen Piekary Ślaskie. Winter 2015.

Wie lange haben sie an dem neuen Brennstoff gearbeitet?

Wir befinden uns im dritten Jahr und sind fast am Ende unserer Arbeit angelangt. Im ersten Jahr haben wir Labortests durchgeführt. Im zweiten Jahr wurde die Verfeuerung unter normalen Bedingungen durchgeführt, hierfür haben wir in Zabrze in etwa 18 Tonnen der blauen Kohle verbrannt. Jetzt erproben wir das Verfeuern in Gegenden mit besonders vielen alten Öfen und Kesseln. Unser Industriepartner ist die Firma Polchar aus Police.

Wieviel Kohle verbrauchen die polnischen Abnehmer pro Jahr, um ihre Wohnungen und Häuser zu beheizen?

Mehr als 10 Mio. Tonnen.

Lesenswert auch: „Smog, Energiearmut und was Polen dagegen tut“. 

RdP




Das Wichtigste aus Polen 4. Dezember – 10. Dezember 2016

Jakub Kukla und Janusz Tycner diskutieren die wichtigsten Ereignisse der letzten Woche in Polen.

Änderungen im Demonstrationsrecht erweisen sich als ein Rohrkrepierer.

Ratingagentur Standard&Poor’s ist wieder besserer Meinung über Polens Kreditwürdigkeit und zieht die Herabsetzung ihrer Bewertung vom Januar 2016 zurück.

Regierung stellt sich entschieden hinter den polnischen Steinkohlebergbau, aber ganz ohne Einschränkung der Förderung wird es nicht gehen.

Die Rückkehr läuft an. 125 Polizeistationen und ca. 500 Poststellen sollen in der polnischen Provinz wiedereröffnet werden.




Das Wichtigste aus Polen 1. Mai – 7.Mai 2016

Kommentatorin Katarzyna Małecka und Janusz Tycner gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche ein. Keine 1. Mai-Randale in Warschau. Welche Gefühle verbinden die Polen mit ihrer Nationalfahne und ihrer Nationalhymne? Kompromissvorschlag im Streit um das Verfassungsgericht, aber kein Kompromiss in Sicht. Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit will Polen nicht aus der EU führen. Grosser Kompromiss rettet vorerst Kohlebergbau in Oberschlesien. Daimler baut in Polen eine Motorenfabrik.




Büsserlandschaft-Bluesman

Am 29. Januar 2015 starb Jan Skrzek.

Besonders herzzerreiβend schluchzte die Mundharmonika, die er so meisterhaft beherrschte, immer dann, wenn er in seinen Bluesballaden von seinem Górny Śląsk, von Oberschlesien erzählte.

Von der langsam verödenden, sich entvölkernden Heimat („O mój Śląsku, umierasz mi w biały dzień“/Oh, du mein Schlesien, du stirbst mir am hellichten Tage„). Von Bergleuten die unter Tage zu Tode gekommen sind („To był chłop“/“Das war ein Kerl“). Vom Bier, von der Eckkneipe, von Taubenschlägen und Kohlehalden. „Kyks“, so sein Spitzname, wusste sehr gut wovon er sang, denn er schuftete eine Zeitlang als Hauer. Und so sang er in der unverwechselbaren polnisch-oberschlesischen Mundart:

Steiger, ich schäme mich ein klein wenig, ich schlage keine Kohle mehr,

Steiger, ich schäme mich ein klein wenig, ich spiele Blues, ich fühle Blues, das liegt mir sehr,

Steiger, ich schäme mich ein klein wenig, weiβe Hände, schwarzer Blues,

Steiger, ich schäme mich ein klein wenig, mit Maloche ist jetzt Schluss,

Steiger, ich schäme mich ein klein wenig, doch Deine Worte sind in meinem Ohr: „egal was Du tust, mein Junge, mach‘s richtig, und sei kein Tor.“

(Übers. RdP)

„Sztajger, jest mi trocha wstyd“/“Steiger, ich schäme mich ein klein wenig“

Blues ist die Musik der Wahrheit, sie muss sagen was Sache ist, sonst verkommt sie zu einer seelenlosen Spielerei. „Kyks“ hatte ein besonderes Gespür dafür. Seine Texte waren bitter, so wie der Anblick seiner Heimat Bitterkeit hervorruft. Auswechselbare Städte und Dörfer gehen ineinander über, hinter Grauschleiern liegen Industriegebäude und Arbeitersiedlungen aus dunkelrotem Backstein wie ausgestreut aus einem Füllhorn der Geschichte. Dazwischen, hingeworfen nach dem Zufallsprinzip, lieblos, ohne Gestalt, hässliche Wohnwaben aus Beton, Garagen, Baracken, Buden, Straßen. Der Geist des ausgehenden Industriezeitalters materialisiert sich zwischen Katowice/Kattowitz, Bytom/Beuthen, Gliwice/Gleiwitz und Jastrzębie/Jastrzemb im Süden, in einer Büßerlandschaft von oft durchdringender Traurigkeit.

Jan Skrzek (phonetisch: Skschek) wurde 1953 Mitten im Kohlerevier, in Siemianowice Śląskie/Laurahütte geboren. Der Vater Bergmann, die Mutter Hausfrau, die beiden Söhne Józef und Jan vernarrt in Rock and Roll, Beat, Blues, Jazz… Der ältere Bruder Józef Skrzek mit seiner Rock-Jazz-Band SBB (ursprünglich für „Silesian Blues Band“, später für „Szukaj, Burz, Buduj“ –„Suchen, Brechen, Bauen“ bzw. „Search, Break & Build“)  genieβt seit Jahrzehnten Kultstatus im Revier. Jan und Józef trafen sich immer wieder auf der Bühne, aber Jan ging meistens seine eigenen Wege, frönte seit Anfang der 70er Jahre mit Leidenschaft dem Blues. Immer herzlich, immer hilfsbereit, keine Allüren, keine Ansprüche, Karriere war ihm egal. Was galt, war der Spaβ am Blues. Auftritte mit führenden Blues&Jazz-Musikern und Bands, Solokonzerte, Festivals, Musik-Aufnahmen, Filme, Fernsehen, Auszeichnungen. Immer auf Achse, schnell und intensiv leben, vor allem mit seiner Leber kannte Skrzek keine Gnade…

Am 17. Januar 2015 war er, vor einem Konzert,  in seiner Wohnung mit ein paar befreundeten Musikern verabredet. Sie brachen die Tür auf, als er nicht öffnete. Noch eine Woche lang lebte Jan Skrzek nach dem Gehirnschlag auf der Intensivstation im Katowicer Universitätskrankenhaus. Er starb mit 61 Jahren. Geblieben sind seine Bluesballaden.

„To był chłop“/“Das war ein Kerl“

Nicht mehr da, der Kerl, gestern noch war er in die Kneipe mit,

was soll man sagen, ist wie im Krieg, hier gibt’s Dynamit.

Fuhr ein, ein letztes Mal, zu Hause weinen die Lieben,

so ist’s, nur die Bergmanns-Marke ist ihnen geblieben.

(Übers. RdP)

„O mój Śląsku, umierasz mi w biały dzień“/“Oh, du mein Schlesien, du stirbst mir am hellichten Tage„

Die neue Version dieses Blues hat Skrzek (am Anfang und am Ende des Clips zu sehen) vor nicht  langer Zeit mit dem in der Region bekannten Rapper Mioush aufgenommen. Die Bilder sagen alles.

© RdP