Das Wichtigste aus Polen 17. Januar – 23. Januar 2016

KommentatorJanusz Tycner und Joachim Ciecierski gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche ein: Ministerpräsidentin Beata Szydło stand ihren Mann während der Polen-Debatte im Europaparlament. Staatspräsident Andrzej Duda zu Besuch bei EU und Nato in Brüssel. Krise um das Verfassungsgericht schwelt weiterhin, politische Lösung gesucht. Öffentliche Medien kommen endlich ins Gleichgewicht. Seltsame Vorgänge bei der Senkung der Kreditwürdigkeit Polens durch die Ratingagentur Standard & Poor’s.  Polens neuer Vetreidigungsminister Antoni Macierewicz will schnell eine leistungsfähige Territorialverteidigung schaffen.

 

 

 

 

 

 




Das Wichtigste aus Polen 9. August – 15. August 2015

Kommentatorin Aleksandra Rybińska und Janusz Tycner gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche in Polen ein: Hitze und Stromsperren plagen das Land. Warum büßt die Regierungspartei Bürgerplattform ihre Popularität ein? Ständige Nato-Stützpunkte in Polen werden schwer zu bekommen sein.




Das Wichtigste aus Polen 06. Dezember – 12. Dezember 2015

Joachim Ciecierski und Journalist Piotr Siemiński gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche in Polen ein: Staatspräsident Andrzej Duda besucht das Reich der Mitte. Nächster Akt – Verfassungsgericht im Clinch. Debatte über einen möglichen Beitritt zum Nato-Programm der „nuklearen Teilhabe“ entbrannt.




Das wichtigste aus Polen 21. Juni – 27. Juni 2015

Kommentator Andrzej Godlewski und Janusz Tycner gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche in Polen ein: Jaroslaw Kaczynski lässt Beata Szydlo als Kandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten den Vortritt. Regierende Bürgerplattform macht wieder einmal große Versprechungen, um ihre Haut zu retten. Berlin akzeptiert polnische Vorstellungen darüber, wie sich die polnisch-deutschen Beziehungen künftig gestalten sollen. Polen machen sich wenig Sorgen wegen Griechenland. Immer mehr Nato-Präsenz in Polen.




Das wichtigste aus Polen 14. Juni – 20. Juni 2015

Kommentator Janusz Tycner und Joachim Ciecierski gehen auf die wichtigsten Ereignisse der Woche in Polen ein: Wird Jarosław Kaczyński für Beata Szydło den Posten des künftigen Ministerpräsidenten räumen? Regierungsumbildung behebt die Probleme der Regierungspartei nicht. Radosław Sikorski – das Ende der Kariere eines der hoch hinaus wollte? Verfassungsgericht droht Parteigericht zu werden. Amerikaner wollen schweres Militärgerät in Polen stationieren.




Nicht jeder Schuss ein Russ

Streit um Tauglichkeit der Leopard-Panzer schwappte von Deutschland nach Polen über.

Die deutsche Zeitung „Welt am Sonntag“ hat Ende April 2015 einen publizistischen Schuss abgefeuert, der nicht nur im deutschen Blätterwald, sondern auch in den polnischen Medien einschlug wie eine echte Panzergranate. Das Echo hallt immer noch nach. Die Kernaussage des „WamS“-Artikels: „Mit dem »Leopard« 2 verfügt die Bundeswehr zwar über einen der besten Kampfpanzer weltweit. Den Soldaten fehlt jedoch eine ausreichend schlagkräftige Munition. Heißt: keine Chance gegen russische Panzer“.

Die Nachricht, dass „die auf Wolframbasis hergestellte Pfeilmunition der Bundeswehr nicht genügend kinetische Energie produziert, um die technologisch anspruchsvolle Panzerung der neuesten russischen Gefechtsfahrzeuge vom Typ T90 und modernisierter T80 zu durchschlagen“, sorgte in Polen für Aufregung. Schlieβlich rüstet das Land seit zehn Jahren kontinuierlich auf »Leopard«-Panzer um, und das denkbare Risiko eines bewaffneten Konfliktes mit Russland ist seit der Krim-Besetzung und dem Ausbruch der Kämpfe im Donbas deutlich gestiegen. „Polens Panzer: für den Krieg oder fürs Museum?“, titelte am 9. Mai 2015 das viel gelesene Internetportal „wPolityce.pl“ („inderPolitik.pl“).

Zum Schnäppchenpreis

Die erste Partie, 124 Stück des »Leopard« 2A4, traf in Polen zwischen August 2002 und Juni 2003 ein. Es waren ursprünglich „eingemottete“ Exemplare, hergestellt zwischen 1985 und 1987. Dazu gab es zehn Bergepanzer 2. Hierbei handelt es sich um gepanzerte Reparaturfahrzeuge zur Instandsetzung und Bergung von beschädigten Kampfpanzern. Auβerdem 35 leichte, gepanzerte Transporter M113, die als Feuerleitpanzer, mobile Gefechtsstände und zur Bergung von Verwundeten eingesetzt werden, 6 Tieflader, knapp 120 Lkws und 25 Geländewagen. Polen zahlte dafür gerademal in etwa 25 Mio. Euro.

Die internationale Lage war damals sehr entspannt. Wegen zu hoher Lagerungskosten wollte die Bundeswehr ihre enormen ausgemusterten Bestände aus der Zeit des Ost-West-Konfliktes loswerden. Der Bundesrechnungshof hat ihr im Nachhinein den „Polen-Deal“, als zu preiswert, übelgenommen.

Ertüchtigung des alten Eisens

Zwischen 2014 und 2019 sollen die ersten polnischen »Leos« nach und nach modernisiert werden. Konkrete Gespräche mit dem Hersteller, der Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG in München sind, wie es heiβt, sehr fortgeschritten. Krauss-Maffei soll eine der beiden polnischen Staatsfirmen (Bumar-Labedy in Gliwice/Gleiwitz oder die Militärischen Motorenwerke WZM in Poznań/Posen), die um den Auftrag ringen, unterstützen. Kosten: ca. 250 Mio. Euro.

Tomasz Siemoniak, Verteidigungsminister im Kabinett Ewa Kopacz, nahm am 23. Januar 2015 in Zielona Góra/Hirschberg offiziell zu der Modernisierung Stellung und demonstrierte zugleich eine verblüffende Hilflosigkeit seiner Regierung in Anbetracht des ruinösen Wettkampfes, in den sich die beiden staatlichen Firmen gestürzt haben, anstatt sich den groβen Staatsauftrag einvernehmlich zu teilen, um hier wie dort die Arbeitsplätze zu sichern. „Ich habe das den beiden Direktoren erklärt, aber jeder von ihnen will den ganzen Kuchen bekommen, nicht den halben“, sagte Siemoniak. Es sieht so aus, als hätte der Staat als Eigentümer in diesem Fall abgedankt.

Panzer der Superlative

Im November 2013 kaufte Polen für ca. 180 Mio. Euro weitere 105 gebrauchte (Jg. 1995-1997) »Leopard“-Panzer der Version A4 und A5, samt mehr als 200 Fahrzeugen der taktischen und technischen Unterstützung. Gebraucht, aber in sehr gutem Zustand. „Die Deutschen haben sie kaum genutzt und hervorragend gewartet“, heiβt es damals von polnischer Seite. Da die polnische Bahn nur zwölf Tiefladerwaggons besitzt, die solche Sechzigtonnen-Kolosse befördern können, wird die Anschaffung erst nach und nach über die Schiene ausgeliefert.

Sie könnten auch ganz alleine kommen. Die polnischen Kommandeure sind voll des Lobes darüber, wie die praktisch veranlagten Deutschen dafür gesorgt haben, dass die Panzer problemlos auf normalen Straβen fahren können. Die Giganten verfügen über die erforderlichen Rückspiegel, Blinker, Stopplichter, Scheinwerfer, Nummernschilder, die Ketten bekommen Gummiaufsätze und der Druck pro Achse ist mit dem bei einem schweren Lkw vergleichbar. Allein der Dieselverbrauch von rund 8 Litern auf 1 km schreckt ab.

„Das ist ein geradezu genial konzipiertes Fahrzeug. Alles an ihm ist so gemacht, dass der Soldat sich auf seinem Auftrag konzentrieren kann und nicht durch Nebensächlichkeiten abgelenkt wird.“, zitierte das Wochenmagazin „Polityka“ vom 11. Juni 2014 Feldwebel Tomasz Potęga, der seit 2002 einen »Leopard« fährt.

Er war sehr überrascht, als er das erste Mal sah, wie das riesige Gefährt, ebenso wie ein Pkw, mit einem kleinen Zündschüssel angelassen wird. Sowjetische Panzer, die er früher fuhr, haben drei verschiedene Zündmechanismen und man muss bis zu achtzehn Handgriffe vornehmen, bis sie sich von der Stelle bewegen.
Feldwebel Potęga kann stundenlang über die Vorteile seines Gefährtes berichten. Einen »Leopard« lenkt man fast so leicht wie einen Pkw. Mit zwei Universal-Schraubschlüsseln kann man bequem an alle Bauteile gelangen und selbst im Gelände lässt sich der Motor in nur einer halben Stunde ausbauen.

Die 60 Tonnen Stahl fahren bis zu 70 km/h schnell, dennoch bringen die Bremsen sie auch bei dieser Geschwindigkeit sofort zum Stehen. Man muss sich nur sehr gut festhalten. Egal wie schnell der Panzer fährt, egal wie groβ die Bodenunebenheiten sind, die Kanone bleibt dank eines perfekten Stabilisierungssystems stets auf das Ziel gerichtet. Die 120-mm-Glattrohrkanone hat eine Rekordreichweite von vier Kilometern. Kurzum: der »Leopard« ist ein Panzer der Superlative.

Vor Görlitz abgeschnitten

Man fragt sich natürlich, warum die beiden Einheiten, auf die die 250 polnischen »Leopard«-Panzer verteilt wurden (10. Panzer-Kavalleriebrigade und die 34. Panzer-Kavalleriebrigade) dicht nebeneinander (in Sędziszów/Neuhammer am Queis und Żagań/Sagan), im äuβersten Südwesten des Landes, kurz vor Görlitz, stationiert sind. Die Antwort lautet: seit 1989 hat man es nicht geschafft Truppenstandorte im Osten des Landes aufzubauen.

Die Verteilung der mageren polnischen Streitkräfte bleibt so, wie sie zur Zeit des Warschauer Paktes war, d.h. sie konzentriert sich fast ausschlieβlich im Westen. Die beiden »Leopard«-Panzerbrigaden sind etwa 500 km weit entfernt von der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad und zu Weiβrussland stationiert. Während eines Überraschungsangriffs auf Polen, das weiβ man inzwischen, planen die Russen die sofortige Zerstörung aus der Luft von allen Brücken über die das Land teilende Weichsel. Die Panzer, samt der wenigen Kampfeinheiten der polnischen Armee, wären westlich der Weichsel abgeschnitten.

Ganz lahm sind die Leos nicht

Zur brenzligen Frage der Munition befragte die Tageszeitung „Nasz Dziennik“ („Unser Tagblatt“) am 2. Mai 2015 Oberstleutnant Dr. Krzysztof Gaj, einen bis vor Kurzem aktiven Offizier der Panzertruppe, der mittlerweile am Nationalen Zentrum für Strategische Studien arbeitet.

Der Bericht der „WamS“ enthält, seiner Ansicht nach, nur die halbe Wahrheit. Dass die »Leopard«-Munition nicht gerade zur wirksamsten gehört, weiβ man nicht erst seit heute. Doch das lässt sich durch gute Kampftaktik ausgleichen.

Der Einsatz von einzelnen Panzern oder kleinen Gruppen sei ein gefährliches Missverständnis. Panzer müssen in gröβeren Verbänden eingesetzt werden. Die Kommandeure können dann dafür sorgen, dass sie die feindlichen Gerätschaften von der Seite angreifen, wo die Panzerung deutlich dünner sei. Auf diese Weise kann ein »Leopard« auch den modernsten russischen T90-Panzer vernichten. Die Kampftaktik entscheidet alles. Woher kommen also solche alarmistischen Berichte? Bei Tests zur Messung der Durchschlagskraft der Munition wird vornehmlich auf die Stirnseite eines Panzers gefeuert.

Die Wirksamkeit der Munition erhöht sich deutlich, wenn sie aus längeren Kanonenläufen abgeschossen wird. In den neuen »Leopard« A6-Panzern wurde die alte 5,28 m lange L/44 120-mm-Glattrohrkanone durch die 6,60 m lange L/55 ersetzt. Dieselbe Munition bekommt dadurch eine erheblich gröβere Durchschlagskraft. Bei der Modernisierung der polnischen »Leos« muss also auch diese Veränderung übernommen werden. Eine weitere deutliche Verbesserung brächte der Austausch der heutigen Wolfram-Pfeilgeschosse gegen Uranmunition, was in Deutschland auf Widerstand der SPD und der Grünen stöβt.

So hilflos jedenfalls, wie das augenblicklich dargestellt wird, so Oberstleutnant Gaj, ist der »Leopard« bei weitem nicht.

Lesenswert zu diesem Thema auch : „»Leo« Polski“

© RdP




Falke, flieg du voran

Flugsicherheit ist Raubvögelsache.

Zum sechsten Mal seit Dezember 2005 nimmt eine Staffel von MiG-29-Jägern der polnischen Luftwaffe an der Baltic Air Policing teil, einer NATO-Mission zur Luftraumüberwachung und zum Schutz des Luftraums der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, die über keine eigenen Luftstreitkräfte verfügen. Über dem Flugplatz von Szawle/Šiauliai kreisen neben den vier polnischen Kampfflugzeugen auch drei abgerichtete Wanderfalken und ein Habicht, die die etwa einhundert polnischen Soldaten auf ihre Mission mitgebracht haben.

Normalerweise sind die Vögel auf dem Stützpunkt des 23. Jagdgeschwaders in Mińsk Mazowiecki, unweit von Warschau, stationiert. In Litauen haben sie sich schnell und gut zurechtgefunden. Auch hier vertreiben sie andere Vögel, damit es nicht zu Kollisionen mit startenden Kampfjets kommt.

Verkehrsmaschinen sind da robuster, aber für einen Düsenjäger und seinen Piloten kann ein Vogelschlag verheerende Folgen haben, vor allem wenn die Vögel in die Triebwerke geraten. Ein Mauersegler kann aber auch wie ein Geschoss die Flugkanzel durchschlagen, eine Möwe ein groβes Loch in den Rumpf reiβen.

Polnischer Falkner auf dem litauischen Flugplatz Szawle/Šiauliai.
Polnischer Falkner auf dem litauischen Flugplatz Szawle/Šiauliai.

Die polnischen Luftstreitkräfte (Siły Powietrzne RP) lassen inzwischen alle Militärflugplätze von Falknern und ihren Zöglingen bewachen. „Das ist die wirksamste Methode“, sagt Falkner Marcin Szymczak, der mit sechs Falken den Flugplatz des 33. Luftwaffen-Transportgeschwaders in Powidz, unweit von Poznań/Posen, bewacht.

„Die normalen Vögel haben groβe Angst vor ihrem natürlichen Feind, dem Greifvogel und machen sich schnell davon. An Ruhestörungen durch Trillerpfeifen in den Klangfarben „Möwen-Warnschrei“ oder „Krähe in Not“, an Heulsirenen, Knallkörper, sogar an den Knall von Propangaskanonen gewöhnen sie sich irgendwann, an die Anwesenheit von Raubvögeln nie“, berichtet Szymczak.

„Ich bin den ganzen Tag im Auto mit einem Falken und einem Jagdhund rund um den Flugplatz unterwegs. Oft bekomme ich Hinweise vom Kontrollturm auf Vogelschwärme. Der Falke vertreibt die ungebetenen Gäste in der Luft, der Hund verscheucht nistende Vögel, aber auch Hasen und Füchse.“

Greifvogel und Stahlvogel vetragen sich gut.
Greifvogel und Stahlvogel vetragen sich gut.

Das polnische Kampfjet-Kontingent versieht seinen Dienst in Litauen etwa einmal alle zweieinhalb Jahre für drei Monate, abwechselnd mit Kontingenten aus dreizehn weiteren Nato-Staaten.

@ RdP